Winckelmann-Museum Gelungene Werbung für Stendal
Die Winckelmann-Medaille 2019 wird in Stendal dem Italiener Cometa verliehen. Weiterer Höhepunkt: eine Ausstellung zum Bauhaus-Jubiläum.
Stendal l Eine tiefe Verbeugung und viel Beifall. Zur Halbzeit der Jahreshauptversammlung der internationalen Winckelmann-Gesellschaft wurde dem Italiener Michele Cometa die Ehrenmedaille 2019 verliehen. Der Professor für Kulturwissenschaft aus Palermo sprach bei der Verleihung der Winckelmann-Medaille durch Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) von der „Krönung seiner Forschung“.
Seit 30 Jahren beschäftige sich Cometo mit Stendals berühmtesten Sohn, dem Altertumswissenschaftler Johann Joachim Winckelmann (1718-1768). Er habe seine Werke studiert und übersetzt, und er habe ihn schätzen gelernt. Deshalb sei ihm die Auszeichnung in der Geburtsstadt Winckelmanns eine besondere Ehre.
Für den Italiener, der seit 2011 Mitglied der internationalen Winckelmann-Gesellschaft ist, sei Stendal eine geistige Region, die europaweite Ausstrahlung habe. Dass die Hansestadt „hoffentlich auch bald eine materielle Region wird“, dazu werde Winckelmann beitragen, zeigte sich Cometo zuversichtlich.
Diese Zuversicht teilten viele der mehr als 100 Teilnehmer der Jahrestagung der Winckelmann-Gesellschaft. Dem Präsidenten Max Kunze war mit Unterstützung seines Organisationsteams ein Programm gelungen, das bei den Gästen aus dem In- und Ausland sehr gut ankam. Dazu gehörte der Vortrag von Cometa zum Auftakt am Freitag mit anschließendem Konzert und die analytische Betrachtung einer spektakulären Entdeckung in Mylasa (Türkei). Diesen Festvortrag hielt Fahri Isik aus Antalya, der gewiss ist, dass die 2011 gefundene königliche Grabanlage mit dem Prunksarkophag auch Winckelmann in Erstaunen versetzt hätte.
Staunen war auch angesagt, als Sonnabendnachmittag im Winckelmann-Museum die Sonderausstellung zum Bauhaus-Jubiläum eröffnet wurde. Sie trägt den Titel „Wege in die Moderne zwischen den beiden Weltkriegen“ und zeigt Gemälde, Grafiken und Design von Hermann Klump, Erwin Hahs und Walter Wilhelm. Das Besondere sind die Leihgaben aus namhaften Museen und Archiven, die erstmals in Stendal zu sehen sind, und ist die Gestaltung. So bekommt der Besucher anhand der vielen Informationen zu den Werken und Künstlern sehr gut den Bezug zum erfolgreichsten Laboratorium der Moderne vermittelt.
Der bedeutenste des Trios ist Erwin Hahs (1887–1970). Als „entarteter“ Künstler diffamiert, arbeitete er von 1942 bis 1945 als Kunstlehrer am Winckelmann-Gymnasium in Stendal. In der Hansestadt schuf er sein Hauptwerk „Große Requiem“, über dessen dramatische Geschichte in der Sonderausstellung informiert wird: Hahs hatte den Auftrag erhalten, zum 55. Geburtstag von Adolf Hitler für die Aula des Gymnasiums ein Führer-Porträt zu malen. Dem konnte sich der Nazi-Gegner nicht entziehen. Das Bild war so schlecht, dass es zwar kurzzeitig in der Aula hing, aber auf Befehl abgenommen werden musste. Hahs übermalte es später und schuf das „Große Requiem“, das nun erstmals in Stendal gezeigt wird.
Präsentiert werden zudem Stahlrohrmöbel aus der Bauhaus-Collection der einstigen Stima, heute L. & C. Stendal. Es sind Neuanfertigungen, teils auch Weiterentwicklungen der Prototypen der späten 1920er oder 1930er Jahre. Die Bauhaus-Sonderausstellung im Winckelmann-Museum in Stendal läuft noch bis zum 22. März 2020.