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Witterung Winterdienst, wenn kein Winter ist

Grünpflege statt Schnee schieben: Die Straßenmeisterei des Landkreises Stendal hat auch ohne Temperaturen im Minusbereich viel zu tun.

Von Mike Kahnert 20.02.2020, 00:01

Tangermünde/Kläden l Ein grell blinkender gelber Pfeil signalisiert Autofahrern in Kläden, links an einer Baustelle vorbeizufahren. Zwischen zwei orangenen Fahrzeugen graben drei Männer der Kreisstraßenmeisterei (KSM) Stendal ein Loch in die Fahrbahn. „Wir reparieren den Straßenablauf und setzen einen neuen ein“, sagt Florian Schulz. Es ist Februar, aber nirgends liegt Schnee. Somit gibt es nominell auch keinen Winterdienst. Die KSM-Mitarbeiter haben trotzdem genug zu tun. Doch woran liegt das, wenn ihre eigentliche Aufgabe angesichts der milden Temperaturen scheinbar überflüssig geworden ist?

Auf dem Gelände der Straßenmeisterei in Tangermünde warten mehrere Schneeschieber aneinander gereiht darauf, an einen Unimog gesteckt zu werden. Das steht für Universal-Motor-Gerät, sagt Amtsleiter Thomas Müller. Ob die Schneeschieber in diesem Frühjahr noch einmal eingesetzt werden? Fraglich. Aber sollte der plötzliche Wintereinbruch die Altmark heimsuchen, wären die Unimogs innerhalb von drei Stunden einsatzbereit, sagt Carsten Köppe.

Natürlich hat der Leiter der Kreisstraßenmeisterei schon ganz andere Winter erlebt als den momentanen. Der letzte mit viel Schnee war 2010/2011, erinnert sich Carsten Köppe. Neben dem Winterdienst konnten damals kaum andere Arbeiten erledigt werden. Im Winter steht nämlich nicht nur Schnee schieben und Salz streuen auf dem Plan. Grünpflege, Sturmschäden- und Müllbeseitigung und Straßenausbesserungen sind nur einige der Aufgaben der Straßenwärter. Oder halt in Kläden einen Wasserablauf reparieren.

„Nein, das Rohr nicht unterhöhlen!“, ruft Florian Schulz seinem Kollegen Patrick Kühn zu. In einem etwa einen Meter tiefen Loch legt Kühn das Abflussrohr mithilfe einer Schaufel frei. Das Rohr, das er umgräbt, soll weiter genutzt werden. Wird es untergraben, könnte es absacken und beschädigt werden, erklärt Schulz. Der senkrecht nach unten verlaufende Schacht daneben, der sonst unter einem Gitter am Straßenrand verborgen liegt, wird ausgetauscht. „Zu tun haben wir immer“, sagt Schulz. „Es muss ja so oder so gemacht werden.“ Zwei bis drei Tage werden die Reparaturen dauern, schätzt der Straßenwärter ein.

„Diese Arbeiten ziehen wir vor“, sagt Carsten Köppe. Das Wetter verschiebt sich und die Straßenmeisterei passt sich an. Statt zehn Kilometer werden 20 Kilometer Büsche beschnitten. Bäume sollen schon Anfang März statt Mitte des kommenden Monats gepflanzt werden und Mäharbeiten, die sonst erst im Mai beginnen, starten wahrscheinlich schon Mitte April, sagt Köppe.

Insgesamt pflegt der Landkreis 473 Kilometer Straßen. „Wir sind die Hausmeister für die Kreisstraßen“, sagt Thomas Müller. Aufgaben fallen da immer an. Beispielsweise kommen im Jahr 20 Tonnen Müll zusammen, sagt Köppe. Ohne Schneefall bleibt mehr Zeit den Unrat am Straßenrand zu entfernen.

Finanziell lohnt sich der fehlende Schnee für die Straßenmeisterei. Im laufenden Winter wurden in Tangermünde 90 Tonnen und in der Straßenmeisterei Osterburg 75 Tonnen Streusalz verbraucht. In Manchen Jahren waren es insgesamt bis zu 1500 Tonnen, sagt Thomas Müller. Dabei koste eine Tonne Streusalz rund 75 Euro.

„Die Witterung bringt alles ein bisschen durcheinander“, sagt Köppe. Ihm wäre für die Planung ein normaler Winter lieber. Aber ändern kann er es natürlich nicht, würde er auch nicht wollen. Was wäre denn, wenn sich jeder seinen Wunschwinter selbst zusammenbasteln könnte? Komplettes Chaos, scherzt er.