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Zu Gast beim Stammvater der Bismarcks

28.12.2012, 01:29

Stendal (ge) l Sechs Stationen zählt die neue Bismarckroute durch die Altmark. Der Tourismusverband lädt ein, an ihnen auf den Spuren der wahrscheinlich berühmtesten Familie der Altmark zu wandeln. Zu finden sind diese unter anderem im Osterburger Ortsteil Krevese, der sechsten und letzte Station der Tour. Welcher Art die Bismarckschen Spuren sind, verrät die Geschäftsführerin des altmärkischen Tourismusverbandes, Mandy Hodum:

Im Nachbarschaftsstreit fielen tödliche Schüsse

Wer den kleinen Ort nur auf der Landkarte betrachtet, ahnt nichts von seiner reichen Geschichte. Doch nicht umsonst ist Krevese eine der wichtigsten Stationen der Bismarck-Route, die auf den Spuren der wohl bekanntesten Familie der Altmark, durch diese Wiege Brandenburgs führt. In Krevese war der Stammvater des Eisernen Kanzlers Otto und aller heute lebenden Bismarcks zu Hause. Friedrich hieß er.

Er kam im Jahr 1562 gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich in diese damals wie heute recht abgelegene Gegend, nachdem der Kurfürst von Brandenburg die Familie von ihrem Stammsitz auf Schloss Burgstall vertrieben hatte. Das "Trostpflaster" fiel recht ernüchternd aus, denn in Krevese wohnte man damals noch "hinter dem Berg" wie eine altmärkische Redewendung eine sehr überkommene Lebensweise nennt. Zur Begrüßung versammelten sich lediglich einige verbliebene Klosterfrauen, die noch das Althergebrachte pflegten, obwohl Jahrzehnte zuvor ein gewisser Martin Luther in Wittenberg mit ein paar Hammerschlägen ein neues Zeitalter eingeläutet hatte. Erst im Jahr 1602 starb mit der letzten Klosterfrau diese Traditionslinie in Krevese aus.

Dafür begründeten die Bismarcks eine solche. Ihre Vertreter wurden fortan in der Kreveser Klosterkirche St. Marien beigesetzt. Neben Friedrichs und Heinrichs ist dort auch der Epitarph Abraham von Bismarcks von historischer Bedeutung. Er wurde 1589 nach einem Nachbarschaftsstreit durch Daniel von Redern aus Krumke "böslich" erschossen.

Heute das Zuhause für junge Künstler

Nachdem die letzte Nonne verstorben war, erhielten die Bismarcks freie Hand über das Kloster und bauten 1620 ein Herrenhaus, was jedoch den Flammen des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer fiel. 1725 errichtete dann Christoph Georg I. von Bismarck ganz im Geschmack des Barock das - wie die Untertanen es ehrerbietig nannten - Schloss. 1818, nachdem die Kreveser Linie der Bismarcks ausgestorben war, wurde es an die Bauern des Gutes verkauft. Es folgten weitere Besitzerwechsel.

2003 kauften zwei junge Kunstgestalter das historische Ensemble aus Schloss, Klosterspeicher und Park, das sie seitdem behutsam für private Wohnzwecke wie auch zur Ausstellung eigener Designobjekte wiederbeleben. Die benachbarte romanische Klosterkirche mit ihrer wertvollen Gansen-Orgel und der bäuerlich-barocken Ausstattung steht für Besucher offen. Kirchenführungen und Erläuterungen zur Schlossgeschichte sind nach Anmeldung möglich.

Weitere Informationen: Tourismusverband Altmark, Marktstr. 13, 39590 Tangermünde, Tel. (039322) 3460, Fax (039322) 43233, E-Mail: tv@altmarktourismus.de, www.altmarktourismus.de