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Asyl Hitzige Debatte um Flüchtlingsunterkunft

Bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung in Seehausen beantwortete Corinna Sladky vom Landkreis Fragen zur Unterbringung von Flüchtlingen.

Von Sabrina Trieger 30.10.2015, 00:01

Seehausen l Frühestens ab Dezember sollen 50 Syrer in Seehausen in einem ehemaligen Hotel untergebracht werden. Das erklärte Corinna Sladky, Fachdientsleiterin für Soziales, bei der Ortschaftsratssitzung Mittwochabend im vollbesetzen Seehäuser Sonnensaal. Knapp 250 Bürger waren gekommen, um Antworten auf ihre Fragen zu den seit Wochen in der Gemeinde kursierenden Gerüchten, wie dem, dass bis zum Jahresende 170 Asylbewerber nach Seehausen strömen sollen, zu bekommen.

Bereits vom Besitzer als Gemeinschaftsunterkunft hergerichtet, werden in das ehemalige Hotel, das sich inmitten der 1800-Seelengemeide befindet, ab Dezember 50 Männer aus Syrien einziehen. „Sie haben hier eine Gemeinschaftsküche und weil sie Selbstversorger sind, Kühlschränke auf den Zimmern“, nannte die Landkreismitarbeiterin Details zur Unterkunft. Dazu fragte Ortschaftsrat Jörg Weisel, ob denn auch ständig ein Betreuer bei den 50 Flüchtlingen mit im Hotel sein würde?

„Es ist vorgesehen, dass Wachdienst-Mitarbeiter 24 Stunden vor Ort sein werden“, sagte Corinna Slatky, die auch mit dem Gerücht, dass bald weitere Flüchtlinge in den Hopfengarten einziehen würden, aufräumte. „Brandschutztechnisch sind dort die Räumlichkeiten sehr bedenklich. Hier hätte viel Geld investiert werden müssen, so dass der Inhaber sein Angebot zurückgezogen hat.“ Ob sich der Besitzer der ehemaligen Seehäuser Spielothek im Rahmen der vom Landkreis herausgegebenen Ausschreibung beworben habe, konnte sie nicht sagen. „Fakt ist, dass wir weiterhin auf der Suche nach bezugsfertigen Wohnungen und Gemeinschaftsunterkünften sind“, betonte sie und machte klar, dass derzeit jeden Montag 129 Flüchtlinge im Landkreis ankommen, „für die wir eine Bleibe zu suchen haben“. Wie sich die Zahlen im nächsten Jahr entwickeln würden, sei nicht vorhersehbar.

Hingegen spürbar kochte von Minute zu Minute die Stimmungslage im Saal mehr und mehr hoch. Ein älterer Bürger fragte Corinna Sladky was denn passieren würde, „wenn wir uns stur stellen und sagen, wir wollen das hier nicht?“ Dem entgegnete die Fachdienstleiterin: „Dann sage ich: Was soll ich denn mit den Flüchtlingen machen?“ „Dass ist doch nicht unser Problem!“, brüllte ihr ein knapp 30-Jähriger entgegen. Auch pauschale Vorurteile und Stimmungsmache gegen Asylbewerber wurden laut.

„So ein paar Idioten hat man leider immer dabei“, sagte gestern Ortschef Eckhard Jockisch, der am Mittwochabend auch Kritik an der Asylpolitik der Bundesregierung äußerte. „Wir hier vor Ort können an der Situation nichts ändern. Das haben andere verbockt.“

Ihm gegenüber hätten schon viele Bürger ihre Ängste mitgeteilt. „Ich will hier aber keine weiteren schüren, man darf die Bürger und ihre Sorgen aber nicht ignorieren“, sagte Jockisch. In der Debatte merkte dazu Pfarrer Thomas Seiler an, dass über die Idee, eine Art Sorgentelefon für Bürger einzurichten, nachgedacht werden sollte.