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Aufgeräumt Mit Schneeschieber gegen Blüten

Anlieger in der Wanzleber Roßstraße werden über Gebühr mit der Beseitigung von Laub belastet.

Von Mathias Müller 10.07.2020, 01:01

Wanzleben l „Dass wir als Anlieger für die Beseitigung des Laubs und des Drecks, den die Linden das gesamte Jahr über produzieren, allein verantwortlich sind, ist nicht zumutbar“, sagt die Wanzleberin Karin Fieber. Sie wohnt mit ihrem Lebensgefährten Heinz Prosovsky in der Roßstraße 26. Genau vor ihrem Grundstück stehen auf dem Grund und Boden, der der Stadt Wanzleben-Börde gehört, auf einer Länge von nicht einmal 20 Metern fünf große Linden. Die Linden, die somit auch der Stadt gehören, sind bis zu 30 Meter hoch und haben in der Baumkrone einen Durchmesser von bis zu 20 Metern. Die mächtigen Bäume stehen nur einen Meter entfernt vom Grundstück von Fieber und Prosovsky.

Und diese fünf Linden produzieren das gesamte Jahr über Dreck, nicht nur im Herbst, wenn die Bäume die Blätter als Laub abwerfen. Wie Karin Fieber berichtet, geht es Ende Mai los, wenn die Bäume ihre gelben Blüten abwerfen. Jetzt fallen Fruchtstände von den Bäumen. Die Anlieger kommen kaum hinterher, die Spuren der Bäume vom Gehweg und von der Straße zu fegen. Mehr noch. Der Dreck von den Bäumen verstopft regelmäßig die Dachrinnen der Häuser, was bei starkem Regen zu Überflutungen der Abläufe führt.

Karin Fieber und die anderen Anwohner der Roßstraße in diesem Bereich haben überhaupt nichts dagegen, ihren Pflichten nach den Buchstaben der Straßenreinigungssatzung der Stadt Wanzleben-Börde nachzukommen. Sie wollen ja den Gehweg vom Laub und Dreck der Linden befreien, doch würden sie sich dabei mehr Unterstützung von der Stadt wünschen. Zum Beispiel regen sie an, einen Behälter aufzustellen, in den sie das Laub bis zur Abfuhr durch Mitarbeiter des Bauhofes deponieren könnten. Jetzt fegen sie die Hinterlassenschaft der Bäume auf kleine Berge, die sich vor der Mauer zum Grundstück von Karin Fieber auftürmen. Bei jedem stärkeren Windstoß verteile sich das Laub jedoch wieder, so dass die Anwohner von vorne beginnen müssten. Eine Arbeit, die nicht nur Karin Fieber und Heinz Prosovsky belastet, sondern auch die anderen Anwohner in diesem Teil der Roßstraße. Obendrein seien von den Linden bei Sturm bereits starke Äste abgebrochen, was zur Gefährdung von Menschenleben geführt habe. Auch stünden die Bäume zu dicht am Grundstück von Familie Fieber/Prosovsky. Nach Meinung von Karin Fieber müsse der Abstand mindestens vier Meter betragen, er liege jedoch lediglich bei etwa einem Meter. „Die Stadt muss die Verantwortung für ihre Bäume übernehmen“, ist sich die Anliegerin sicher. Die Kronen der Linden zu kürzen und trockene Äste zu entfernen, sei eine mögliche Lösung, um die Gefahr für Anwohner und Passanten zu beseitigen.

„Ein Behälter für das Laub aufzustellen, geht gar nicht“, sagt Olaf Küpper, Leiter des Bauamtes der Stadtverwaltung Wanzleben-Börde und damit auch Verantwortlicher für den Bauhof. Diesen Versuch der Hilfe bei der Laubentsorgung habe der Bauhof bereits andernorts in Wanzleben unternommen. Mit dem Ergebnis, dass in dem Behälter nicht nur Laub landen würde, sondern auch jeglicher Müll anderer Art. Weshalb die Stadt die Behälter wieder weggenommen habe. „Die Anlieger müssen das Laub nicht von der Straße fegen, dafür sind wir als Stadt verantwortlich“, verdeutlicht Küpper. Wenn es die Kehrmaschine der Stadt bei einer Fahrt nicht schaffe, den Dreck aufzunehmen, müsse sie eben mehrmals den Bereich befahren. Der Bauamtsleiter will nun eine Mitarbeiterin aus dem Rathaus in die Roßstraße schicken, die sich ein Bild von der Situation vor Ort machen soll, um womöglich eine einvernehmliche Lösung mit den Anliegern zu finden.

Die Diskussion über die Linden in diesem Bereich der Roßstraße gebe es nach der Kenntnis von Küpper schon seit Jahren. Es habe die Absicht gegeben, die Bäume zu fällen. Jedoch habe ein Gutachten ergeben, dass die Linden gesund seien. Woraufhin sich die Mitglieder des Wanzleber Ortschaftsrates seinerzeit gegen das Fällen ausgesprochen habe. Nach Küppers Schätzung seien die Linden mindestens 100 Jahre alt. „Wir können nicht einfach gesunde Bäume fällen“, verdeutlicht der Wanzleber Bauamtsleiter.