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Coronavirus Corona kann Rüben nicht stoppen

Auf den Feldern rund um Wanzleben im Landkreis Börde ist die Rübenaussaat in vollem Gang.

Von Mathias Müller 04.04.2020, 02:00

Wanzleben l „Corona hat auf unsere Arbeit keine großen Auswirkungen, da in meinem Betrieb ein hoher Grad an Mechanisierung herrscht und wenige Menschen arbeiten“, sagt Claus Christian Kühne, Landwirt aus Wanzleben, der mit seiner Familie auf einem Hof im Ortsteil Buch zuhause ist. „So lange meine beiden Mitarbeiter und ich gesund bleiben“, fügt er hinzu. Im Gegensatz zu den Spargelbauern in der Altmark, die für die Ernte der „Königin des Gemüses“ viele Erntehelfer aus Osteuropa benötigen, stammen Kühnes Mitarbeiter aus Deutschland.

Kühne und seine Männer bewirtschaften 360 Hektar Ackerflächen besten Bördebodens rund um die Stadt Wanzleben. Auf 40 Hektar davon baut er Zuckerrüben an. „Vor zweieinhalb Wochen haben wir mit dem Rübendrillen angefangen und die Aussaat am Dienstag beendet“, sagt er. Auf einem Ackerstück hinter der Wanzleber Grundschule „An der Burg“ holt er mit den Fingern einige winzig kleine Saatkörner aus der Erde, die im Herbst als „Gold der Börde“ geerntet und in der Nordzuckerfabrik in Klein Wanzleben zu süßem Zucker gekocht werden. Dabei muss Kühne nicht lange suchen, um die Winzlinge in der Erde zu finden. Sie liegen 21 Zentimeter tief im Boden und haben in jeder Furche einen Abstand von bis zu vier Zentimetern. Die Hunderte Meter langen Furchen, in denen die Keimlinge liegen, haben wiederum einen Abstand von 45 Zentimetern zueinander. „Auf diese Werte kann man sich verlassen, da die Maschine, die sie auslegt GPS-gesteuert ist“, versichert der Fachmann.

Die Rübendrille stammt vom Landwirtschaftsbetrieb von Ansgar Laame aus Schleibnitz, der als Lohnunternehmer die Aussaat der Rüben auf dem Kühne-Acker erledigt. „Wann das Rübendrillen beginnt, hängt von den Temperaturen des Bodens und seiner Feuchtigkeit ab“, erklärt Kühne. Der Boden müsse eine Temperatur von mindestens fünf Grad Celsius haben, an der Oberfläche ein trockene Krümelstruktur haben und in 20 Zentimeter Tiefe feucht sein. Dort liegen nämlich die Saatkörner und warten nach dem Drillen auf ihren Wachstumsstart. Die noch teilweise auftretenden Bodenfröste würden ihr Wachstum verzögern. „Den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat der Rüben zu treffen, hängt neben dem Wissen auch ein wenig vom Glück ab“, sagt Kühne und erwartet, dass der vom ihm gewählte Zeitpunkt richtig ist. Immerhin hat er 100.000 Keimlinge auf einen Hektar ausbringen lassen. Davon würden bis zu 98 Prozent auch angehen und aus ihnen kräftige Rüben wachsen.

Zum Termin auf dem Acker hat Kühne einige Samenkörner mitgebracht, die andernorts schon länger im Boden lagen. Aus ihnen haben sich bereits die Keimling heraus gebildet. Die Samen sind von einer Nährstoffhülle umgeben, die ihnen den Wachstumsstart erleichtern. Die Farbe Orange verrät, dass sie von der KWS Saatzucht Klein Wanzleben stammen. „Jeder Saatzuchtbetrieb verwendet eine andere Farbe“, verrät Kühne die Lösung des Rätsels.

Nach der Aussaat im Frühjahr werden die Zuckerrüben, nachdem sie etwa 180 Tage Sonne getankt haben, ab September geerntet, heißt es vom Bauernverband Börde in Wanzleben. Meist lagern die Zuckerrüben bis zur Abholung am Feldrand in den Rübenmieten, die oft bis Weihnachten, dann mit Planen abgedeckt, an den Feldrändern zu sehen sind. Die Ackerfläche des Landkreises Börde ist 134.231 Hektar groß, auf etwa 9000 Hektar werden Zuckerrüben angebaut. Das sind etwa sieben Prozent.