EIL

Coronavirus Corona und Korallen

Der Altenweddinger Hobbyfotograf Andreas Kobel begeisterte mit seinen Vorträgen. Wegen Corona muss er pausieren.

Von Dirk Halfas 27.04.2020, 11:04

Altenweddingen l Ganz im Zeichen der Unterwasserwelt Ägyptens stand zuletzt der Vortrag des Altenweddinger Weltenbummlers Andreas Kobel, der Bilder von seinen Tauchgängen dort zeigte. Er entführte wie beim jüngsten „Dämmerschoppen“ in der Cafeteria der DRK-Pflegeeinrichtung „Rusches Hof“ in Osterweddingen die zahlreich erschienen Senioren in die farbenprächtige Welt eines ägyptischen Korallenriffs in der Makadi Bay am Roten Meer, die er mit 140 Fotos und einigen Videosequenzen auf die Wand projizierte.

„Wenn die Kanzlerin grünes Licht gibt, stehe ich wieder auf der Matte. Aber ich muss erst anrufen dürfen“, meint Andreas Kobel im Hinblick auf die Einschränkungen bei der Corona-Krise und fügt hinzu: „Bei Veranstaltungen bis 50 Leuten wird das Geschehen bestimmt wieder anlaufen, aber ich möchte nichts Verbotenes machen. Man muss abwarten.“

Zunächst befindet sich Kobel in der Warteschleife und verleiht seinen an sich schon ausgereiften Vorträgen den allerletzten Feinschliff. Dabei schwelgt er auch in Erinnerungen. „Ich habe immer bei auflaufendem, zunehmendem Wasser geschnorchelt. Ich bin ziemlich korpulent und wollte im Flachwasser die Natur des Riffs und meine eigene nicht kaputtmachen“, meint Andreas Kobel schmunzelnd. Kobel zeigt auf der Leinwand zunächst in phantastischen Bildern unterschiedliche Sonnenaufgänge am Roten Meer. „Sonnenaufgänge sind sehr schön, doch manchmal ist das Vorspiel schöner. Die Sonne steht dann sehr flach unter dem Horizont, dadurch filtert sich rotes Licht heraus und färbt das Meer rot. Dieses ist eine der Versionen, warum es Rotes Meer heißt“, erläutert Kobel. Am Strand fotografierte er auch einen Eisvogel. „Zuhause habe ich noch nie einen Eisvogel gesehen, obwohl er hier heimisch ist“, meint der Fotograf.

Gleich beim allerersten Tauchgang seines Lebens begegnete er einer vier Meter langen Riesenmuräne. „Ich hatte einen unheimlichen Respekt vor dem Tier und ging bis auf drei Meter heran, näher habe ich mich nicht getraut. Es war für mich sehr ehrfürchtig, die Muräne beobachten zu dürfen. Ich war Gast in ihrem Revier, wollte aber die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren“, kommentiert Kobel seine beeindruckenden Fotos der Muräne. Danach zeigt er Videosequenzen von einer seltenen Mangrovenqualle, die nicht durchs Wasser schwimmt, sondern standorttreu auf dem Boden festsitzt.

„Grundsätzlich wollte ich mal sehen, was ich den Fischen so zumute: Ich sehe die Tiere, aber wie sehen die mich? Es war gar nicht so einfach, ein Selfie zu machen. Man muss den richtigen Winkel dazu haben, im Gegenlicht, die Wasseroberfläche über mir“, erzählt Kobel, wie es sich selbst fotografierte. „Ich habe beim Schnorcheln gelernt: Schwimme nie hinter Fischen her, sie sind schneller. Fische sind neugierig und kommen von ganz alleine auf dich zu“, sagt Kobel, den auch ein Indischer Rotfeuerfisch beeindruckte. „Sehr giftig, aber farbenprächtig. Nicht anfassen, nur gucken“, fasst der Altenweddinger knapp zusammen. Zu sehen sind auf seinen Bildern unter anderem auch leuchtend rote Perlenseesterne, Papageienfische, ein Riesenigelfisch, gelbe Tabakfalterfische, ein bunter Pfauenaugenkaiserfisch, eine Glockenanemone, Erdbeerkorallen und eine Riesenmuschel. „Kaiserfische und Falterfische tummeln sich in den Korallenrifffächern und sind auf Nahrungssuche nach sehr kleinem Plankton“, erläutert der Hobbyfotograf. Fasziniert hat ihn auch ein Octopus, also ein Rotmeer-Krake. „Weil es sich seiner Umwelt mit der Haut farblich anpasst, verschwindet er förmlich, um sich zu tarnen. Die Kraken ernähren sich über Nacht von Krustentieren wie Seeigeln und Riesenmuscheln. Der Krake ist leicht zu finden, da er offene Schalen hinterlässt wie an einem Speiseplatz. Tagesüber verdaut er in einer Höhle“, erklärt Andreas Kobel. Der Hobbyfotograf hat während seiner Zeit am Riff aber auch für sich selber dazugelernt. „Das nächste Mal würde ich mit Schuhen tauchen wegen der Seeigel und Kegelschnecken, gegen deren Gift es kein Antiserum gibt“, sagt Kobel.