Denkmalschutz Wanzlebens Wasserpumpe wieder im Einsatz
Der Marktplatz der Stadt Wanzleben-Börde ist um eine Attraktion reicher. Was es mit der Nachbildung einer alten Holzpumpe auf sich hat.
Wanzleben l Etwas scheu, aber mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht ging am Montagnachmittag Juna Kühnel auf dem Wanzleber Marktplatz auf die beiden großen, freundlichen Männer zu. Wanzlebens Ortsbürgermeister Tino Bauer (Linke) und Thomas Braumann, Referent Kommunalmanagement bei der Avacon AG Oschersleben, hatten die kleine Sarrestädterin gebeten, als Erste den großen Pumpenschwengel zu bewegen. Das tat die Zweieinhalbjährige dann auch. Unter dem großen Hallo der vielen Erwachsenen, die diesen Augenblick verfolgten, floss das erste Wasser aus der neuen Wanzleber Marktpumpe in das Steinbecken.
Die Pumpe aus Holz ist eine Nachbildung. Jener Pumpe, die Mitte der 1980er Jahre bei der Umgestaltung des Wanzleber Marktplatzes auf der vom Rathaus gesehenen linken Seite des für die Sarrestadt prägenden Platzes installiert wurde. Die alte Pumpe war in die Jahre gekommen, marode und nicht mehr funktionstüchtig. Der Energieversorger Avacon machte mit einer Spende von 6000 Euro an die Stadt den Bau einer Nachbildung und deren Aufstellung möglich. „Wir hatten lange nichts mehr für die Stadt Wanzleben-Börde getan und uns deshalb entschlossen, dieses Vorhaben finanziell zu unterstützen“, sagte Thomas Braumann, Referent Kommunalmanagement des Unternehmens. Und weil sich der Verein zur Förderung der Freiwilligen Feuerwehr Wanzleben im Vorfeld dazu bekannte, die Pumpe zu pflegen, auf ihre Unversehrtheit zu achten und eine Patenschaft zu übernehmen, spendete Avacon weitere 500 Euro an den Förderverein. Vorsitzender Erik Peter nahm die Geldspende entgegen.
„Im Jahr 2012 hatte ein Holzschutzgutachten ergeben, dass die ursprüngliche Pumpe aus den 1980er Jahren sehr verrottet und nicht mehr zu retten war“, erklärte Erika Uebel, Sachbearbeiterin für Stadtentwicklung, Denkmalschutz und Entwicklung im ländlichen Raum der Stadt Wanzleben-Börde. Damals habe die Stadt nicht über das nötige Geld verfügt, um eine neue Pumpe anfertigen und aufstellen zu lassen. „Was lange währt, währt gut“, freute sich Erika Uebel dann auch, dass das Vorhaben nunmehr im Jahr 2019 in die Tat umgesetzt werden konnte. Während die Stadt Wanzleben damals bei der Sanierung des Marktplatzes wenig Spielraum hatte, da der historische Platz unter Denkmalschutz stehe, hatte die Kommune bei der Gestaltung der Pumpe freie Hand. „Der Wanzleber Marktplatz ist schon etwas Besonderes. Das kommt allein schon in seiner Trompetenform zum Ausdruck“, sagte die Denkmalschutzexpertin des Rathauses.
„Auf dem Wanzleber Marktplatz hat schon immer eine Pumpe gestanden“, sagte Ortsbürgermeister Tino Bauer. Wann die erste Pumpe installiert worden sei, könne auch er als in der Stadtgeschichte sehr bewanderter Wanzleber nicht sagen. Es sei ihm lediglich bekannt, dass die Vorgängerpumpe bei der Sanierung des Marktplatzes zu DDR-Zeiten aufgestellt wurde.
Die nunmehr auf dem Wanzleber Markt stehende Holzpumpe ist voll funktionsfähig und fördert aus einen Brunnen aus etwa fünf Meter Tiefe unter dem Marktplatz Wasser ans Tageslicht. „Das ist besonders für die Kinder in Wanzleben im Sommer ein Spaß, wenn sie sich mit dem Wasser abkühlen können“, freute sich Erika Uebel bereits jetzt auf die heißen Tage des nächsten Sommers. Mit Erwartung des ersten Frostes des bevorstehenden Winters werde die Pumpe indes in den nächsten Tagen zunächst erst einmal still gelegt und vor Kälte geschützt.
„Das Holz der Pumpe stammt von einer Lerche, die im Frühjahr im Erzgebirge geschlagen wurde“, sagte Carsten Apel von der Firma MICO Pumpen- und Wassertechnik Magdeburg, die die Pumpe anfertigte und aufstellte. Wie er erklärte, sorge im Inneren ein Mechanismus aus Metall für die Funktionstüchtigkeit der Wasserpumpe.
Dass die Pumpe am Marktplatz und andere im Wanzleber Stadtgebiet aus DDR-Zeiten stammende Kunstwerke nunmehr erhalten werden, war der Initiative von Bürgermeister Thomas Kluge (parteilos) zu verdanken. Der Rathauschef hatte Vereine, Privatpersonen, Institutionen und Firmen dazu aufgerufen, über die „vergessenen Schätze“, an denen der Zahn der Zeit nagte, Patenschaften über die Pflege und womöglich die Instandsetzung zu übernehmen. Und der Aufruf von Kluge zeigte Wirkung.
So hat das DRK-Kinder- und Jugendzentrum „Tenne“ die Patenschaft über die Pflege des Brunnens am Raßbachplatz übernommen und das Areal bereits mehrmals gesäubert und bepflanzt. Die Kreissparkasse Börde fühlt sich für den Kandelaber auf dem Marktplatz verantwortlich und die Wohnungsbaugesellschaft WoBau Wanzleben für den Hühnerbrunnen in der Schulstraße. Die Ganztags- und Gemeinschaftsschule Wanzleben hat angekündigt, in etwa zwei Jahren nach ihrer Rückkehr aus dem Ausweichquartier in Klein Wanzleben Skulpturen auf dem Schulhof und nebenan zu pflegen. Kluge selbst hat die Patenschaft über den „Wanzleber Pflug“ übernommen.