EIL

fghjklVon Daniela Apel dfghjklöä# fghjklö

31.03.2012, 03:17

Ehrenamtlicher Einsatz scheint jung zu halten. Margrit Weimeister zumindest sieht man ihre 79 Jahre nicht an. Mit Herzblut engagiert sich die aktive Seniorin für den Europa-Jugendbauernhof Deetz. Daneben fungiert sie als Präsidentin des Bundesverbandes der Landwirte.

Deetz l Ehrenamtlicher Einsatz ist für Margrit Weimeister selbstverständlich. "Wo man kann, muss man sich engagieren", findet die rüstige Seniorin aus Deetz (Landkreis Anhalt-Bitterfeld). Zumal sie gern zurückblicken und zufrieden feststellen möchte, ein bißchen was bewegt zu haben. Einiges bewirkte die 79-Jährige inzwischen. Davon zeugt auch das Bundesverdienstkreuz, das sie 1997 erhielt. Die Ehrung ist Anerkennung gewesen, vielmehr jedoch befriedigt es die zielstrebige Frau, aktiv zu sein. Diszipliniert und ehrgeizig verfolgt sie ihre Pläne. Neben dem Willen erfordert das viel Geduld und Mut, Neues zu wagen.

So stellte sich die Agraringenieurin nach der Wende der kommunalpolitischen Herausforderung. Bis dahin parteilos, schloss sich Margrit Weimeister der CDU an. Zum einen entstammte sie einem christlich geprägten Elternhaus. Zum anderen "war die CDU die einzige Partei, die sofort in Richtung Wiedervereinigung gesteuert ist". Denn eines wusste die dreifache Mutter: Nach all den Experimenten gab es keine Alternative als ein vereinigtes Deutschland. "Egal wie, es musste schnell passieren." Und sie war bereit, sich da einzubringen. "In einer Demokratie muss jeder etwas beitragen", meint die ambitionierte Rentnerin. Deshalb kandidierte sie 1990 bei den ersten freien Wahlen für den Kreistag und erlangte einen Sitz, fungierte kurzzeitig sogar als Fraktionsvorsitzende. Die damaligen Erlebnisse bezeichnet die 79-Jährige heute als erhebend. "Wir wussten ja nicht, wie es geht", gesteht sie. Interessante Erfahrungen sammelte Margrit Weimeister da auch im ersten Landtag von Sachsen-Anhalt, für den sie ein Direktmandat erlangte.

Drei Dinge standen auf ihrer Agenda: Das juristische Recht sollte wieder über das politische gestellt werden. Daneben wollte sie den Leuten wieder zu ihrem Grund und Boden verhelfen. "Wir waren selbst enteignet worden", kannte die Deetzerin die Situation persönlich. Zu guter Letzt gab es mit dem Ende der DDR keine FDJ und keine Pioniere mehr. "Die Jugendarbeit lag danieder", erzählt sie von Alfred Lindau aus Marburg. Er habe ihnen klargemacht, dass man für den Nachwuchs was tun müsse. Und die Notwendigkeit bestand. Die Kinder des Dorfs spielten in einem alten Hühnerstall, erinnert sich die energiegeladene Seniorin. "Das war nicht zu verantworten." So hob sie 1992 das Jugendseeheim Deetz mit aus der Taufe. Schnell ging die Regie über die Begegungsstätte in die fähigen Hände von Karin Bachmann über, die das Haus heute noch leitet.

Im gleichen Jahr wie das Jugendseeheim wurde der Landesverband der Landwirte im Nebenberuf Sachsen-Anhalt gegründet. Den Vorsitz übernahm Margrit Weimeister. Sie berichtet, wie sich der Vorstand entschloss, eine Einrichtung zur außerschulischen Bildung zu schaffen. So entstand 1996 in Deetz der Europa-Jugendbauernhof, der 2001 in die Trägerschaft des gleichnamigen Vereins überging. Und einmal mehr erklärte sich die 79-Jährige bereit, als Vorsitzende zu agieren - und tut es noch immer.

Über die Jahre trug sie maßgeblich dazu bei, dass sich das im Verfall befindliche Gehöft in ein attraktives Schullandheim verwandelte. Pferde, Schafe, Ziegen und Schweine bevölkern die Ställe. Auch Hühner, Kaninchen und Meerschweinchen werden gehalten. Neben dem Bauerngarten und einem Wohlfühlweg gibt es einen Holzbackofen, eine Lehrküche und ein Kneippfußbad. Zahlreiche Ferienkinder haben den Aufenthalt hier bereits genossen.

Zudem finden auf dem Jugendbauernhof internationale Workcamps statt. Junge Leute aus den verschiedensten Ländern treffen da alljährlich aufeinander. Die multikulturellen Begegnungen liegen Margrit Weimeister besonders am Herzen. Jahrgang 1933 hat sie als Kind die Nazi-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg miterlebt. "Der Hass unter den Völkern musste besiegt werden", schildert die 79-Jährige, wie die Arbeitseinsätze die Verständigung fördern.

"Ich brenne noch heute für die Landwirtschaft und für die Jugend", bemerkt Margrit Weimeister lächelnd. Das erklärt auch, weshalb sie nicht längst als stolze Oma und Uroma zurückgelehnt das Rentnerdasein genießt. Fast täglich ist sie auf dem Jugendbauernhof anzutreffen. "Ich gucke hier und da nach dem Rechten", umschreibt sie ihr dortiges Tun, das ebenfalls die Buchhaltung umfasst. "Ich arbeite sehr gern am Computer", verrät die emsige Seniorin. Obwohl sie langsam ein wenig kürzer treten möchte. Das Amt der Präsidentin des Bundesverbandes der Landwirte, dem Hessen, Bayern, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt angehören, will sie demnächst abgeben. Eingesetzt hat sie sich übrigens ebenfalls für das weibliche Geschlecht und im Kreis Anhalt-Zerbst den Landfrauenverband mit ins Leben gerufen.

Für die Zukunft wünscht sich die 79-Jährige Gesundheit, damit sie noch einiges mit ihrem Mann unternehmen kann. Daneben hofft sie, dass es gelingt, die beiden in Deetz geschaffenen Jugendeinrichtungen für das Dorf zu erhalten. "Alles steht und fällt mit Personen", hat Margrit Weimeister erfahren. Auf viele engagierte Personen konnte sie über die Jahre zählen. "Ihnen gebührt Dank", betont sie und hebt da namentlich Bärbel Giese und Margrit Niemeck hervor.

Zu guter Letzt hat die rege Seniorin einen Ratschlag an alle: "Man darf nie aufhören zu lernen, sich zu interessieren. So lange man gesund ist, muss man aktiv bleiben."