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Digitalisierung Bibliothek bekommt Werkstatt

Die Stadt Wanzleben will ihre Stadt- und Kreisbibliothek fit für das digitale Zeitalter machen.

08.10.2019, 04:00

Wanzleben l Unter der Überschrift „Maker-Thek Börde – Mobil vor Ort“ will die Stadt Wanzleben-Börde mit ihrer Stadt- und Kreisbibliothek am Raßbachplatz 1 neue Wege gehen. Unter Federführung des Fördervereins der Bibliothek und mit einer Arbeitsgruppe mit den Vereinsmitgliedern Ernst Isensee und Frank-Michael Fruhner an der Spitze soll der Büchertempel fit für die digitale Zukunft gemacht werden. Das Projekt sieht einen Umbau der Stadt- und Kreisbibliothek vor. Um es in die Realität umsetzen zu können, hat Isensee eine Partnerschaft mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig und der Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft Magdeburg (Saleg) geschmiedet. Studenten der Hochschule nahmen bei einem Besuch die Örtlichkeiten der Wanzleber Bibliothek genau unter die Lupe und entwickelten Konzepte für ihre Nutzung in der Zukunft.

Hinter dem Begriff „Maker-Thek Börde“ in der Stadt- und Kreisbibliothek Wanzleben verbirgt sich eine Sammlung moderner und herkömmlicher Werkzeuge, die Menschen ausleihen können, um damit selbst Gegenstände zu erschaffen. Maker ist Englisch und steht für „Schöpfer“ oder „Hersteller“. Thek bedeutet „Ort der Aufbewahrung“ oder „Sammlung“.

„Es ist eine offene Werkstatt mit dem Ziel, Menschen den Zugang zu Produktionsmitteln und modernen industriellen Produktionsverfahren zu ermöglichen“, verdeutlicht Ernst Isensee. Typische Geräte in der Werkstatt sind 3D-Drucker, Laser-Cutter, aber auch klassische Werkzeuge wie Hammer und Lötkolben. Die Werkstatt soll Platz in der Bibliothek oder im Haus drei der Stadtverwaltung, einer Baracke aus DDR-Zeiten in der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Straße, finden. Auch ist der Kauf eine Wohnmobils, das zur Werkstatt umgebaut wird, denkbar.

Die Mitglieder des Stadtrates Wanzleben stehen der Idee aufgeschlossen gegenüber. Sie haben zugestimmt, dass sich die Sarrestadt für ihre Bibliothek um finanzielle Mittel der Kulturstiftung des Bundes bemüht. Der Stadtrat stimmte zu, Eigenmittel in Höhe von 20.000 Euro aus dem Haushalt zur CoFinanzierung bereit zu stellen.

„Ist die Bewerbung erfolgreich, würden die Fördermittel für den Kauf eines umgebauten Wohnmobils samt Ausstattung sowie die Betriebskosten für zwei Jahre reichen“, verdeutlicht Isensee. Das „Maker Mobil“ solle ein neuer Kreativtreff für alle Einwohner aus Wanzleben und Umgebung sein und werde einzelne Ortschaften nach einem Tourenplan ansteuern.

Neben persönlicher Begegnung und Gedankenaustausch vor Ort sollen sich die jungen Menschen vor allem praktisch betätigen, sich unter fachkundiger Anleitung kreativ ausprobieren und austoben können. „Dabei soll auch ganz praktisch Wissen zum 3D-Druck, zu Lasercuttern oder Laserplottern vermittelt werden. Digitale Werkzeuge, die heutzutage überall zum Einsatz kommen, die aber nicht jeder zu Hause hat”, sagt Isensee. Zugleich gehe es um traditionelles handwerkliches Wissen, um dessen Vermittlung und das kreative Potenzial von Feilen, Sägen, Bohren oder Löten.

Geplant sind zudem Kurse und Workshops zu Design, Entwerfen und Gestalten, zum Reparieren und Upcycling (Aus alt mach neu) sowie zu Robotik und Programmieren.

„Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. Es ist noch kein Förderantrag gestellt worden und es wurden noch keine rechtlichen Verpflichtungen eingegangen“, beschreibt Isensee den Stand der Dinge. Das Projekt sei zunächst auf zwei Jahre angelegt und solle im Januar 2021 starten, wenn der noch zu stellende Förderantrag positiv beschieden werde. Es haben sich auch schon Partner interessiert gezeigt, mitzumachen. Mit dabei die Ganztags- und Gemeinschaftsschule Wanzleben, der DRK-Kreisverband Wanzleben, die Stiftung Lebenshilfe Ostfalen, die Kreishandwerkerschaft und ein Unternehmen aus Magdeburg. „Gesucht werden noch weitere Unterstützer oder Sponsoren, um die Angebote mit Leben zu erfüllen“, rührt Isensee die Werbetrommel. Aus diesem Grunde habe sich die Stadt Wanzleben bereits an den Landkreis Börde gewandt, um dessen Möglichkeiten zu erkunden, bei Personal und Geld hilfreich zur Seite zu stehen.

Weitere Partner haben die Macher von der Stadt- und Kreisbibliothek Wanzleben in Studenten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gefunden. Derzeit arbeiten sie an einem Fragenkatalog für eine Einwohner- und Nutzerbefragung zu Erwartungen und Wünschen an eine modern ausgerüstete und zeitgemäß ausgestattete Bibliothek. Der Fragenkatalog soll noch in diesem Jahr fertiggestellt und veröffentlicht werden.

Im März des nächsten Jahres werde der Antrag bei der Kulturstiftung des Bundes eingereicht, damit das Projekt wie geplant zum Januar 2021 starten könne, hofft Ernst Isensee. Denn alles hänge an geeigneten Helfern, die mitmachen, und an der Finanzierung.

„Die Stadt- und Kreisbibliothek Wanzleben ist nicht nur eine Ausleihestelle, sondern hat sich zu einem Ort der Kultur und zum einem Ort der Begegnungen entwickelt“, sagt Verena Schillat. Wie die Leiterin der Bibliothek verdeutlichte, können in der Einrichtung der Stadt Wanzleben-Börde am Raßbachplatz 1 nicht nur etwa 29 000 Medien wie Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, CD oder DVD von den Nutzern ausgeliehen werden. „Die Bibliothek gibt Menschen einen Raum, ihre Kreativität zu zeigen, in dem sie ihnen die Möglichkeit bietet, ihre Bilder im Lesesaal der Bibliothek auszustellen. Was auch sehr gern angenommen wird“, macht die Leiterin deutlich. Jährlich besuchen im Durchschnitt etwa 15 500 Kinder und Erwachsene die Bibliothek. Die Ausleihe von E-Books und E-Audios über das Internet bereichert seit 2011 das Angebot zusätzlich. Die Stadt- und Kreisbibliothek Wanzleben ist dabei an ein Sachsen-Anhalt weites Netz angeschlossen.

Neben Ausleihen, Begegnungen und Kunst sieht sich die Stadt- und Kreisbibliothek Wanzleben hauptsächlich als einen Ort der Wissensvermittlung. Mit dem Programm „Bibfit“ werden Kinder mit den Möglichkeiten, die die Bibliothek bietet, vertraut gemacht. Sie lernen, wie sie Medien ausleihen und wie sie den Wissensschatz beim Ausarbeiten von Vorträgen bei ihrer Recherche nutzen können.