1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Domersleber See: Diskussion schlägt im Bauausschuss Wellen

Bauamtsleiter Olaf Küpper: "Der Wanzleber Stadtrat sollte sich klar positionieren!" Domersleber See: Diskussion schlägt im Bauausschuss Wellen

Von Sabrina Trieger 16.06.2010, 07:19

In der jüngsten Bauausschusssitzung des Wanzleber Stadtrates ist eine Diskussion zum Thema "Domersleber See" entfacht worden. Ausgangspunkt war der Sachstandsbericht von Bauamtsleiter Olaf Küpper, der auch von den Problemen bei der Genehmigung berichtete. Sollte es für das Projekt "grünes Licht" geben, würden auf die neugebildete Einheitsgemeinde voraussichtlich Baukosten für den See von mehreren Millionen zukommen. "Deshalb wäre es sinnvoll, wenn der Stadtrat sich für das weitere Verfahren klar positionieren würde", sagte Küpper. Die Kosten für die Gutachten für das Genehmigungsverfahren wurden bislang noch von der Gemeinde Domersleben bezahlt.

Wanzleben / Domersleben. Das Zukunftsprojekt des Domersleber Ortschaftsrates schlägt nun im Wanzleber Stadtrat Wellen. Diskussionen gab es dazu am vergangenen Montagabend in der Bauausschusssitzung. Auch der Hauptausschuss soll dazu nach Angaben von Petra Hort noch tagen. Die Bürgermeisterin: "Bis Dezember 2009 hat Domersleben das Projekt vorangetrieben. Die Idee ,Domersleber See‘ liegt jetzt auf dem Tisch des neuen Stadtrates der Einheitsgemeinde. Die Gutachten für das Genehmigungsverfahren werden derzeit noch aus den Rücklagen der Gemeinde Domersleben bezahlt."

Noch bleiben viele Fragen offen

Bauamtsleiter Olaf Küpper erklärte zunächst, dass der Beschluss für das Planfeststellungsverfahren zur Renaturierung des Domersleber Sees bereits im November 2007 vom Domersleber Gemeinderat beschlossen wurde. Die Muting GmbH, die als Konzeptersteller mit den Untersuchungen beauftragt war, kam zum Ergebnis, dass eine 31 Hektar große Seefläche bei einer Tiefe von 3,20 Meter stabil gehalten werden kann. Dazu müsste die Domersleber Sarre angestaut werden. Überlegungen, das im Klein Wanzleber Bioethanolwerk gereinigte Wasser dafür zu nutzen, wurden laut Küpper verworfen. Inzwischen gibt es auch eine Konzeptstudie, eine Ferienanlage für behinderte Menschen an dem See zu errichten. Der springende Punkt beim Raumordnungsverfahren könnte die Frage sein, ob der See, der 1791 mit seinen 285 Hektar trockengelegt wurde, eine "Wiederherstellung" oder "Neuanlage" darstellt. Die Antwort darauf könnte entscheidend für die Genehmigung sein.

"Da an dieser Stelle kein Grundwasserleiter vorhanden ist, werden zur Speisung des Sees die Einleitung der Sarre und des Mittelgrabens im Hauptschluss benötigt", erklärte Bauamtsleiter Olaf Küpper das Problem. Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie muss aber das Verschlechterungsverbot für die Gewässergüte von Fließgewässern eingehalten werden.

In diesem Fall wäre laut der Stellungnahme des Landkreises als auch der Stellungnahme des Naturschutzbundes (Nabu) des Landes Sachsen-Anhalt vom 23. März 2009 durch die Einbindung der Gewässer eine Verschlechterung der Gewässergüte zu erwarten.

Die Frage ist nun, ob es sich um eine Wiederherstellung des vor rund 200 Jahren verlandeten Sees oder um einen "Neubau" handelt. Das Problem: Sowohl der Landkreis als auch die Nabu des Landes Sachsen-Anhalt folgen in ihrer Stellungnahme nicht der Argumentation, dass es sich um eine "Wiederherstellung" eines vorhandenen Sees handelt.

Siebenstellige Summe als Kosten erwartet

Bauamtsleiter Olaf Küpper führte auf der Ausschusssitzung weiter aus: "Wenn der Konflikt mit dem Verschlechterungsverbot von dem bei einem Neubau des Sees aber ausgegangen wird, nicht ausgeräumt wird, ist das Projekt nicht genehmigungsfähig."

Ein Gutachten eines vom Bauamt beauftragten Institutes soll nun die "Wiederherstellung" belegen. Die letzendliche Entscheidung, ob es sich um einen Neubau oder um Wiederherstellung handelt, werden laut Küpper mehrere Genehmigungsbehörden treffen - der Ausgang sei ungewiss.

Die Diskussion ist entfacht. Spätestens nach dem Hinweis des Bauamtsleiters, dass für den Bau des Sees in der Größenordnung von 31 Hektar Kosten im siebenstelligen Bereich auf die Einheitsgemeinde zukommen würden. Allein der Aushub der Erde für den geplanten 3,20 Meter tiefen See sei mit einem Bagger und einem Lkw nicht getan. Stadtrat Hans-Dirk Sill aus Bottmersdorf fragte: "Was kostet uns das? Es wäre wichtig in diesem Zusammenhang über Zahlen zu reden."

Olaf Küpper konnte dazu keine befriedigende Antwort geben und erklärte: "Es gibt bislang nur diffuse Baukostenschätzungen. Man kann aber von einer siebenstelligen Zahl ausgehen, die nicht mit einer Eins beginnt." Auf Volksstimme-Nachfrage erklärte Küpper dann gestern: "Ohne Förderung wäre für die genannte Größenordnung des Sees mit einer Bausumme in Höhe von rund vier Millionen Euro zu rechnen."

Stadtrat Jörg Weisel aus Seehausen sagte im Rahmen der Diskussion: "Wir werden wahrscheinlich in unserem gemeinsamen neuen Haushalt ein Minus von rund 3,7 Millionen Euro haben und müssen deshalb jede Menge sparen. Und jetzt wollen wir uns einen See gönnen? Das passt nicht zusammen, denn wir können froh sein, dass wir uns überhaupt noch das Spaßbad leisten können."

Ratsmitglied Matthias Gent aus Hohendodeleben: "Wenn das Projekt so ein tolles Ding ist, müsste doch ein privater Investor zu finden sein. Wenn nicht, warum sollten wir uns als Kommune die Finger daran verbrennen." Stadtrat Jörg Weisel aus Seehausen pflichtete bei: "Ein privater Investor wäre hierfür das beste. Wir als Kommune können uns das jedenfalls nicht leisten."

"Der Domersleber Rat steht hinter dem Projekt"

Petra Hort versuchte die Wogen etwas zu glätten und erklärte, dass immerhin der gesamte Domersleber Ortschaftsrat hinter dem Projekt stehe.

Die Diskussion werde auch auf der Tagesordnung für die Hauptausschusssitzung am 1. Juli stehen. Hans-Dirk Sill: "Dann aber bitte mit vernünftigen Zahlen!" Stadtrat Jörg Weisel sagte abschließend: "Wie viele Seen gibt es schon, an die sich keiner herantraut, weil nichts dabei herum kommt." Die Gefahr einer Fehlinvestition sei sehr groß. Olaf Küpper sagte gegenüber der Volksstimme: "Es wäre sinnvoll, wenn sich der Wanzleber Stadtrat mit einem Beschluss positionieren würde. Die Frage ist zu klären: Soll das Projekt weiter geführt werden, oder nicht?"

Am Ende der Powerpoint-Präsentation des Bauamtsleiters zum derzeitigen Stand der Planung zur Wiederherstellung des Domersleber Sees war als Fazit Folgendes zu lesen: "Die Genehmigungsfähigkeit am Ende eines aufwendigen Verfahrens kann zur Zeit zumindest als gering eingeschätzt werden. Für die Gutachten und Genehmigungsunterlagen kann eine sechsstellige Summe eingeschätzt werden. Der Zeitraum würde mindestens zwei Jahre betragen. Dabei ist nicht gesagt, dass die Gutachten im Sinne des Vorhabenträgers ausfallen. Aufgrund der Einschätzung hat die Muting GmbH, als Konzeptersteller, die Aktivitäten nach der Stellungnahme zur Auftragskonferenz ruhen lassen."