Feuerwehrübung Alarm am Morgen

Die Feuerwehr Wanzleben hat erstmals den Ernstfall im Altenbetreuungszentrum geübt. Bei den Bewohnern war die Aufregung groß.

Von Mathias Müller 20.11.2018, 00:01

Wanzleben l Sonnabendmorgen kurz nach 9 Uhr in Wanzleben. Die Bewohner des Altenbetreuungszentrum haben gerade ihr Frühstück beendet und sind dabei, ihren Tag zu planen. Wie aus dem Nichts zerreißt ein Ton, der durch Mark und Bein geht, die Stille: Feueralarm. Schnell sind die Pflegekräfte zur Stelle und kümmern sich um die alten Herrschaften. Auf geordneten Wegen suchen sie zusammen das Freie auf. Zur Beruhigung der Bewohner werden sie unverzüglich darüber informiert, dass es sich nur um eine Übung handelt. Dennoch ist die Aufregung groß. Das passiert nicht jeden Tag. Schon gar nicht am Sonnabend.

Dass es sich nur um eine Übung handelt, wissen zu diesem Zeitpunkt die Einsatzkräfte der Freiwillige Feuerwehr Wanzleben noch nicht. Auch sie werden am Sonnabendmorgen mit dem Auslösen des Funkalarmempfängers, den alle nur Pieper nennen, beim Frühstück mit der Familie oder unter der Dusche überrascht. Sie lassen zu Hause alle stehen und liegen. Unverzüglich eilen die Ehrenamtlichen im Dienste ihrer Mitmenschen in das Feuerwehrdepot in der Lindenpromenade und besetzen die Fahrzeuge. Dort werden sie über den zu erwartenden Einsatz in Kenntnis gesetzt und können sich auf der Fahrt zum Altenbetreuungszentrum am Geschwister-Scholl-Platz mental und technisch darauf vorbereiten.

Mit Blaulicht und eingeschalteter Sirene bahnen sich die Fahrer der Feuerwehrwagen bei leichtem Nebel ihren Weg durch den noch wenig belebten Verkehr in Wanzleben. Mit zischenden Luftdruckbremsen stoppen die Maschinisten die tonnenschweren Kolosse in Rot vor dem Altenbetreuungszentrum. Sofort springen die meisten Männer und wenigen Frauen im Dienste der Feuerwehr von den Wagen.

Das Kommando hat an diesem Morgen David Bednarz, Zugführer und Ausbildungsleiter der Freiwilligen Feuerwehr Wanzleben. Die Einsatzleitung vor Ort überträgt er an Zugführer Nils Holle, der unverzüglich mit der Koordinierung der 21 Frauen und Männer des Einsatzdienstes beginnt. Er gibt seine Anweisungen an die Gruppenführerinnen Susi Konczalla und Janine Werner weiter. Die jungen Frauen instruieren ihre Kameraden. Angriffstrupps mit angelegten Atemschutzgeräten eilen ins rote Backsteinhaus. Aus den Fenstern im oberen Stockwerk dringt dichter Rauch, der ein dort wütendes Feuer vermuten lässt.

Die Pflegeleitung des Zentrums hat die Feuerwehrführung darüber informiert, dass sich in dem brennenden Bereich des Gebäudes 14 Frauen und Männer in ihren Zimmern aufhalten. Sie sind zum Teil eingeschränkt im Gehen oder liegen im Bett. Eine besondere Herausforderungen für die Einsatzkräfte, die Menschen vor den Flammen zu retten. Den Wanzleber Feuerwehrleuten gelingt es, die Heimbewohner zu bergen. Mit speziellen Tragehilfen oder im Rollstuhl werden die Bewohner über eine Feuerschutztreppe aus Metall, die außen am Gebäude angebracht ist, ins Freie gebracht. Bis zum Eintreffen der Rettungswagen versorgen die Feuerwehrleute die alten Herrschaften auf einem extra eingerichteten Verletztensammelplatz, der sich in sicherer Entfernung vom Brandherd befindet. Um die Situation so real wie möglich zu gestalten, stellen Kameraden der Domersleber Feuerwehr die Heimbewohner dar.

Auch die Drehleiter der Wanzleber Feuerwehr ist im Einsatz. Die Besatzung übt dabei, an welchen Punkten des Hauses sie im Obergeschoss den Korb ansetzen kann, um die Menschen notfalls aus der Höhe retten zu können.

Wanzlebens Stadtwehrleiter Burkhard Wegner und Ausbildungsleiter David Bednarz beobachten genau das Vorgehen der Einsatzabteilung bei dieser Übung. „Bislang hatten wir nur Begehungen des Altenbetreuungszentrums. Die Örtlichkeiten bei einer Übung kennenzulernen, hat noch eine andere Qualität. Gerade bei solchen sensiblen Bereichen wie Pflegeheimen mit vielen Bewohnern“, sagt Bednarz. Nach dem Ende der Übung, dem Einrücken ins Gerätehaus und der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft werten Bednarz, Einsatzleiter Nils Holle und Wegner das Geschehen aus.