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Grundwasser Anwohner wegen nasser Keller genervt

Seit 2003 kämpft Familie Pape in Osterweddingen gegen Wasser in ihrem Keller. Nun bahnt sich vielleicht eine Lösung an.

Von Sebastian Pötzsch 04.08.2017, 01:01

Osterweddingen l Detlef Pape sitzt an einem Tisch im Hofe seines Hauses. Vor ihm liegen etliche Hefter, teils bis zum Bersten gefüllt. „Das sind die Unterlagen zu diesem Thema, das uns nun schont seit Jahren beschäftigt“, sagt der Osterweddinger und wendet seinen Blick auf den Bildschirm seines Laptops. Hier beweisen Dokumente den Schriftwechsel mit Behörden. Zu finden sind auch Schreiben an Landtagsabgeordnete, an Minister, Landräte, an Kreis- und Landesbehörden sowie an die Gemeinde Sülzetal. Zahlreiche Gutachten wurden erstellt und Termine gab es bei den Papes: mit dem einstigen Bürgermeister Erich Wasserthal, mit Vertretern des Bauordnungsamtes und der Unteren Wasserbehörde des Landkreises sowie des Bauamtes der Gemeinde Sülzetal. „Sogar Hermann-Onko Aeikens, der damals zuständige Minister in der Landesregierung, war zu Besuch. Direkt helfen konnte er uns nicht“, erinnert sich Detlef Pape.

Dabei macht sich die Familie seit jeher vor allem Sorgen um die Standfestigkeit ihres Hauses. Dieses hatten das Ehepaar im Jahr 1996 gebaut. Im Vorfeld wurde ein Baugrundgutachten erstellt. Dieses ergab nach einer Tiefenbohrung, dass ab Unterkante des geplanten Kellers noch 1,87 Meter Luft bis zum Grundwasser ist. Somit entschloss sich die Familie, das Haus mit Keller zu bauen - sogar noch einen halben Meter über dem Bodenniveau. „Wir haben alles richtig gemacht. Der Boden besteht aus Sand, in dem Wasser ablaufen kann und die Kellerwände wurden nach den üblichen Bauregeln abgedichtet“, sagt der Hausbesitzer.

Doch dann kam das Hochwasserjahr. Am 26. Februar 2003 hatte Familie Pape erstmals Wasser im Keller, weil ein Graben vor dem Haus verstopft war. Danach sollte der Keller nie wieder richtig trocken werden und ist seitdem nicht nutzbar. Die Fußböden in den einzelnen Räumen haben sich gewölbt, gleichen einer Kraterlandschaft. Die Fliesen haben sich gelöst. Die Heizungsanlage musste bereits auf ein Podest gesetzt werden.

Detlef Pape hat in den vergangenen Jahren den Weg und das Verhalten des Wassers immer wieder verfolgt. Unzählige Fotos zeugen davon. Für ihn ist die zunehmende Versiegelung von Flächen gleich hektarweise eine der wesentlichen Ursachen für das Ansteigen des Grundwasserspiegels. „Es wird zu viel Regenwasser aus dem Industriegebiet in das Wohngebiet abgeleitet“, ist er sich sicher. Für ihn ist es ein Unding, dass immer wieder Genehmigungen für das Einleiten von Niederschlagswasser in Regenrückhaltebecken erteilt würden.

Familie Pape ist nicht allein vom zu hohen Grundwasserspiegel betroffen. Etliche andere Familien entlang der Dodendorfer Straße bis an die Ecke Weinbergstraße können ebenso ein Lied davon singen. Seit Jahren wurde in zahlreichen Ortschafts- und Bauausschusssitzungen versucht, auf das Problem aufmerksam zu machen - zwischenzeitlich auch über eine Bürgerinitiative.

Seit zwei Jahren nun stand der Keller der Papes nicht mehr unter Wasser. „Dennoch haben wir das Gefühl, wir leben auf einem Pulverfass“, erklärt der Ehemann. Bei Regen sitze er ständig zwischen zwei Stühlen – Erholung sei für ihn ein Fremdwort. Ständig wandere er zwischen seinem Regenwassermessbecher und seiner Hauswand hin und her. Hier, in der Ecke, hat Detlef Pape schon vor Jahren einen Schacht gegraben, um den Grundwasserspiegel zu messen und im Notfall sofort mit geeigneten Maßnahmen entgegenzuwirken. Außerdem hat er stets den Graben gegenüber seines Wohnhauses im Blick. Erst am 23. Juli wieder, als es wie aus Kübeln regnete, musste Pape den Regenwassergraben von Unrat und Müll befreien, weil sich hier das Wasser gestaut hätte und dann im Grund versickert wäre.

Das müsste alles gar nicht sein, meint der Hochwassergeplagte. Neben den Versiegelungen wie dem Industriegebiet und dem benachbarten Neubaugebiet Windenweg macht er noch weit mehr Probleme aus. So berichtet Pape vom Biotop, also dem Regenwasserrückhaltebecken hinter dem Sportplatz, von zu klein dimensionierten Rohrdurchlässen, von Müll, Grünschnitt und Unrat in den Wassergräben und von Gasleitungen aus dem Industriegebiet, über deren Kiesfundamente noch mehr Wasser ins Wohngebiet transportiert werde. Nun fordert er, Vorschläge aus einem Gutachten umzusetzen. Vor allem wünscht sich der Osterweddinger, dass der Graben gegenüber seines Wohnhauses so geschlossen wird, dass kein Wasser mehr in den Boden versickern kann. Außerdem könnte er sich den Bau einer weiteren Rohrleitung vom Biotop in die Dodendorfer Straße vorstellen, wie in einem Konzept, das im Jahr 2014 durch die Gemeinde in Auftrag gegeben wurde, vorgeschlagen.

„Ich kann Herrn Pape verstehen. Wir kennen seine Probleme“, erklärt Fred Fedder. Der Wirtschafts- und Entwicklungsplaner weist darauf hin, dass vor dem Regen am 23. Juli Gemeindearbeiter neuralgische Punkte, so auch die Dodendorfer Straße, überprüft haben. „Zu diesem Zeitpunkt war kein Problem erkennbar und die Gräben frei“, erklärt Fedder.

Unterdessen hofft der Amtsmitarbeiter auf eine Besserung der Lage in der Zukunft. Ein Gutachten habe zwar bestätigt, dass es hier ein Vernässungsproblem gibt, es habe aber nicht zugeordnet werden können. Doch werde bald das sogenannte Regenwasserrückhaltebecken 1, also der Biotop-Teich am Sportplatz hinter den Bahngleisen, überplant und saniert. „Das könnte dazu beitragen, das Wasser aus dem Industriegebiet gedrosselt in die Dodendorfer Straße abgeführt wird“, hofft Fedder.

Konkreter wurde die Untere Wasserbehörde des Landkreises. Deren Mitarbeitern ist das Vernässungsproblem im Bereich der Dodendorfer Straße hinlänglich bekannt. Seit Jahren werde gemeinsam mit der Gemeinde nach Lösungen gesucht. Behördenmitarbeiter Jens Paasche verweist auf die im Jahr 2014 erstellte Studie, die mehrere Maßnahmen vorschlägt. Eine, nämlich die Sanierung des Regenwasserrückhaltebeckens, soll demnächst umgesetzt werden. „Damit wird dann ein Teil des Regenwassers mittels Rohrleitungen in das bestehende Abwassersystem geleitet und kann nicht mehr wie bisher versickern“, erklärt Paasche.

Ferner seien noch mehrere kleinere Maßnahmen geplant. Doch aufgrund verwaltungsrechtlicher Belange konnte der Behördenmitarbeiter keine weitere Auskünfte erteilen.