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Coronavirus Normalbetrieb hält wieder Einzug

Die Apotheken konnten trotz Krise ihre Kunden mit Rat und Medikamenten versorgen, so auch die Rats-Apotheke in Wanzleben.

Von Christian Besecke 27.05.2020, 01:01

Wanzleben/Oschersleben l Die zurückliegenden Wochen wird Kristin Nielebock so schnell nicht vergessen. „Wir sind genau so wie alle anderen auch von den Ereignissen überrollt worden“, sagt die Inhaberin der Rats-Apotheke in Wanzleben im Gespräch mit der Volksstimme. „Mit den Schließungen der Kindertagesstätten begann auch bei uns der Ausnahmezustand.“ Für die Apothekerin und ihr Team begann eine Zeit der angestiegenen Betriebsamkeit. „Dabei haben meine Mitarbeiter ganz sicher Höchstleistungen gezeigt“, sagt sie.

Seit 2016 ist sie Inhaberin der Rats-Apotheke, solch eine Zeit hat sie aber noch nicht erlebt. Bei den Großhändlern waren viele Dinge schnell ausverkauft, was besonders Desinfektionmittel und Mundschutzmasken betraf. „Dazu kam noch, dass einige Preise drastisch gestiegen sind“, sagt Kristin Nielebock. „Vor der Corona-Krise gab es die OP-Masken zum moderaten Preis. Zwischenzeitlich sind sie teurer geworden.“ Zu kaufen gibt es aktuell in der Rats-Apotheke die bewussten OP-Masken und FFP2-Schutzmasken.

Das Desinfektionsmittel war nahezu über Nacht vergriffen und die Apotheke hat es selber hergestellt, was übrigens auch heute noch der Fall ist. „Inzwischen ist die Nachfrage stark zurückgegangen, was auch damit zusammenhängt, dass es in den Supermärkten angeboten wird“, schildert die Fachfrau. „Bei dem, was wir herstellen wissen wir aber, was enthalten ist.“ Selbst bei den verwendeten Substanzen und Packmitteln war es am Anfang zu Lieferengpässen gekommen.

Allein das Sichten von Angeboten habe etliche Zeit in Anspruch genommen. „Das waren anstrengende Zeiten, in denen der Tag für mich schon früh um sechs Uhr begann und gegen 22 Uhr endete“, beschreibt sie. „Über die Großhändler war man ständig auf der Jagd nach der Ware und freute sich, wenn es Dinge gab, die benötigt wurden.“

Was am Anfang Desinfektionsmittel und Handschuhe waren, dass ist mit Beginn der Vorschriften die Mund-Nasen-Maske geworden. Wobei sich aber auch hier die Nachfrage mittlerweile eingepegelt hat. Nicht glücklich war die Apothekerin darüber, dass alles immer abrupt umgesetzt wurde und es keinerlei Vorwarnung gab.

Die Kunden haben insgesamt großes Verständnis gezeigt, auch als benötigte Waren rationiert werden mussten. „Gespräche führen wir ja ohnehin, wenn es wieder einmal neue Generika gibt, die von den Ärzten verschrieben werden“, sagt Kristin Nielebock. „Genau so reden wir aber auch bei Rückfragen mit den Ärzten.“

Über Kurzarbeit habe sie nicht einmal nachdenken müssen. „Diese Maßnahme hätte ich aber auch nicht unbedingt gewollt“, fügt sie hinzu. „Außerdem waren viele Dinge zu tun. Da hat sich die Situa-tion jetzt etwas beruhigt, aber es gibt immer noch genug Arbeit.“ Die Mitarbeiter bedienen die Kunden, während sie hinter Plexiglasscheiben stehen. Diese Sicherheitsmaßnahme wurde also auch noch umgesetzt. Das macht das Arbeiten nicht einfacher und das Personal musste sich auch erst daran gewöhnen. „Diese sehr bewegte Zeit werden wir alle in Erinnerung behalten“, ist sich die Fachfrau sicher.

„Es war echt stressig“, sagt Wolfgang Böhm, der Inhaber der Neuen Apotheke in der Oscherslebener Friedrichstraße. Sein Team arbeitete wegen Corona zwischenzeitlich sogar in zwei Schichten. Seit etwa zwei Wochen läuft der Betrieb wieder normal - mit gebotenem Abstand und den gebotenen Hygieneregeln.

„Ich hoffe nur, dass die Lockerungen nicht zu schnell gehen“, sagt der Apotheker und hat bisweilen das Gefühl, dass die Mehrheit schon wieder zu unvorsichtig agiert. An die Anfänge der Pandemie erinnert er sich noch genau: „Erst war Corona weit weg. Dann rückte es näher und wir spürten im Einkauf plötzlich, dass manche Dinge knapp wurden.“ Auch hier waren es in erster Linie Desinfektionsmittel und Mundschutz-Masken.

 

Mit Problemen der Belieferung habe er dauernd zu kämpfen, sagt Apotheker Wolfgang Böhm. „Die Lieferengpässe hatten wir bereits vor Corona, und sie wurden dadurch noch einmal verstärkt“, äußert sich 65-Jährige.

Jeden Tag seien er und seine Mitarbeiter damit beschäftigt, Medikamente zu beschaffen, die nicht ohne weiteres geliefert werden können. Dafür müsse Ersatz gefunden werden. Zwar wurde der bisher oftmals erhebliche bürokratische Aufwand während der Corona-Krise vereinfacht, doch gebe es unendliche Diskussionen mit den Kunden, warum sie nun auf das Ersatzpräperat ausweichen müssten, so der Apotheker.

Für ihn sei eine weitere positive Errungenschaft, dass mittlerweile für die Lieferung von Medikamenten eine Botendienstpauschale geltend gemacht werden kann. Patienten müssen so nicht mehr in die Apotheke kommen. Mitarbeiter können die Rezepte abholen und die Medikamente dann kontaktlos nach Hause bringen.

„Ich hoffe, dass ein Teil der Erleichterungen bestehen bleibt“, so Wolfgang Böhm. Jedoch hätten die Krankenkassen bereits angekündigt, die Kosten für den Lieferservice lediglich bis September zu übernehmen. Dabei sei er gerade für Menschen interessant, die zu einer Risikogruppe gehören.

Die Mundschutzmasken würden in seiner Apotheke so gut wie gar nicht mehr nachgefragt. Diese Produkte seien jetzt keine Mangelware mehr. Das gelte für Masken ebenso wie für Desinfektionsmittel. Das gestiegene Angebot wirke sich auch auf die Preise auf. Als die Ware knapp war, hätten Lieferanten mehr verlangt, als jetzt, sagt Wolfgang Böhm. „Jetzt habe ich die teuer eingekauften Masken im Regal und keiner will sie mehr haben“, so der 65-Jährige.

Jedoch ist sich der Apotheker sicher, dass die Nachfrage früher oder später wieder kommen werde. Viele Geschäfte müssten jetzt mit den nötigen Hygieneartikeln versorgt werden. Allerdings hoffe er auch, dass wir all dies nicht ewig brauchen werden.