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Karneval "Bei uns geht es nun mal um Spaß"

50 Jahre alt wird der Domersleber Carnevals Club (DCC) in diesem Jahr. Feiern können die Jecken wegen der Coronapandemie nicht.

Von Falk Heidel 29.01.2021, 00:01

Domersleben l Gelb und blau sind die Vereinsfarben des Domersleber Carneval Clubs (DCC), der in dieser Saison eigentlich sein 50-jähriges Bestehen feiern wollte. Doch auch die Karnevalisten haben es schwer in der Pandemie. „Nicht schön, wenig zufriedenstellend“, sagt Vereins­präsident Michael Boße.

Die erste Aufführung des DCC hätte Mitte Januar stattfinden sollen. Stattdessen wurde über Social Media kommuniziert. Ein Mitglied habe in die Vereinsgruppe geschrieben: „Überlegt mal, jetzt würden wir eigentlich in der Umkleide stehen“, berichtet Boße. Daraufhin hätten sich fast alle der 55 Mitglieder jeweils vom heimischen Sofa aus bis spätabends ausgetauscht. Gruppenchats anstelle von Live-Gesang, Sketchen, Büttenreden und Tänzen auf der Bühne. Textnachrichten anstelle des dreifachen „Börde helau“. Es sei nicht zu übersehen, wie sehr allen Domersleber Jecken die fünfte Jahreszeit fehlt, sagt der Präsident. Üblicherweise finden fünf Auftritte pro Karnevalssaison statt. Für Mitte November 2020 war zusätzlich der große Festumzug geplant, der nur alle fünf Jahre stattfindet. Auch dieser musste abgesagt werden. 2015 bestand der Umzug aus 38 Programmpunkten, bestückt unter anderem von Kita, Schule, den befreundeten Vereinen, Betrieben und Privatleuten aus Domersleben und der Region sowie von einem Karnevalsverein aus Köln.

Mit dem Kölner Verein „Löstige Höhenhuuser“ verbindet der DCC eine ganz besondere Freundschaft. Vor mehr als 30 Jahren bekam der Domerlseber Carnevals Club die Bestätigung, als erster Karnevalsverein der damaligen DDR am Kölner Rosenmontagszug 1990 teilnehmen zu dürfen. Das Abenteuer begann mit einem Brief vom damaligen Sitzungsleiter des DCC Bernd Meyer an den damaligen Kölner Oberbürgermeister Norbert Burger.

Zugeteilt wurde die 15 Mann starke Abordnung aus der Börde den „Löstigen Höhenhuusern“. Keiner konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass sich aus dieser Begebenheit eine herzliche Freundschaft zwischen den beiden Vereinen entwickeln sollte.

„D‘r Zoch kütt“ war wohl ein einmaliges Erlebnis in der damaligen Zeit. Für die im Losverfahren ausgewählten Teilnehmer ist ein Traum in Erfüllung gegangen, der nicht wieder in Vergessenheit geraten wird. Der heutige Präsident Michael Boße war seinerzeit nicht dabei, weiß aber aus Erzählungen: „Außer der offiziellen Delegation waren viele Domersleber in Köln vor Ort, um ihren Vereinskollegen im Zug zuzujubeln.“ Seit diesem Erlebnis sind die „Löstigen Höhenhuusern“ Teil des im Fünfjahresrhythmus stattfindenden Festumzugs in Domersleben. Michael Boße: „Den Umzug werden wir natürlich nachholen. Der Termin steht auch schon fest - 13. November 2021.“ Dann laute das Motto: 50 Jahre in gelb und blau, der DCC ruft Börde helau! Das Motto galt zunächst für die vergangene Saison - ist aber unverbraucht und wird daher erneut ausgerufen.

Aktuell ist das Vereinsleben des DCC vollständig eingestellt. „Wir haben frühzeitig schon im September die Reißleine gezogen“, sagt Michael Boße. Es sei absehbar gewesen, dass alle Veranstaltungen nur unter strengen Hygienemaßnahmen oder gar nicht hätten stattfinden dürfen. So gehe der ganze Spaß verloren. „Und bei uns geht es nun mal um Spaß“, sagt der Präsident des DCC. Ohne die während der Karnevalsaufführungen herrschende Kussfreiheit wollen die Jecken nicht feiern, so Boße. Wenn der Alkohol fließe, sei Abstandhalten einfach unrealistisch.„Jetzt bündeln wir unsere Kräfte, um ab November wieder voll durchzustarten“, so der Vereinspräsident.

1971 wurde der DCC in Domersleben gegründet. Die Stimmungssänger sowie die Damen- und Herrengesangsgruppe bringen das Publikum in Stimmung. In den Büttenreden und Sketchen heben die Akteure die aktuellen Themen aus dem Dorf und der Welt aufs Trapez. Abgerundet wird das Programm regelmäßig mit ausgefallenen Tänzen der Domersleber Tanzmädchen.

Präsenz zeigt der DCC sonst beim Rosenmontags-Umzug in Köthen sowie bei Karnevalsumzüge in der Umgebung und Jubiläen anderer Vereine. Zu den Terminen gehört die Rentnerveranstaltung im Kulturhaus. Die meisten DCC-Mitglieder sind über 45 Jahre alt. „Aber wir freuen uns über mehr jüngere Zugänge aus der Zeit vor Corona“, erzählt Michael Boße. Ein Beispiel seien die „Hot Boys“, alias Timo Mathiebe, Matthias Hausfeld, Steve Päsler und Willy Heinrich, die im Februar 2019 ihr tänzerisches Debüt gaben. Bereits eingekauft hatte der Verein vergangenes Jahr auch die Kamelle, die die Mitglieder von den Wagen werfen wollten. Da dachte sich Geschäftsführer Ralph Braune: „Wir haben alles vorbereitet für unseren Umzug und nun soll keiner an den Leckereien seinen Spaß haben - nicht mit uns!“ Das süße Wurfmaterial ging als Spende an Kindertagesstätten.