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Kommunalpolitik Sporthalle steht auf dem Prüfstand

Wegen der angespannten Haushaltslage im Sülzetal soll die Sporthalle in Altenweddingen "auf den Prüfstand". Der Sportverein ist besorgt.

Von Sebastian Pötzsch 17.08.2017, 01:01

Altenweddingen l Treffpunkt ist die Toreinfahrt auf das Areal der Sporthalle Am Bahrendorfer Weg. Hier sind bereits kurz vor 18 Uhr rund 40 Menschen versammelt. Den Mitgliedern des Sportvereins Altenweddingen (SVA) stehen die Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben. Ernste Mienen auch bei den Ratsmitgliedern sämtlicher Parteien, bei Bürgermeister Jörg Methner (SPD) sowie seinem Stellvertreter, René Kellner.

Hintergrund des Vororttermins sind Gerüchte, wonach das gesamte Areal im Bahrendorfer Weg 2 verkauft werden soll, um somit der angeschlagenen Haushaltslage der Einheitsgemeinde Sülzetal wieder auf die Beine zu helfen. Das Objekt ist im Eigentum der Gemeinde, wird jedoch von den Tischtennis- sowie Billard-Spielern des SVA genutzt. So kochen die Emotionen bei den Vereinsmitgliedern hoch.

Der Vereinsvorsitzende Stefan Lipke macht in seiner Begrüßungsrede klar, warum. So sei in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel in die Sporthalle investiert worden. Ein neues Dach habe die Sportstätte nach der Wende erhalten und die Sirene des Ortes ist darauf installiert worden. Nach dem Ende der Kneipe im Jahr 2003 wurden hier Umkleideräume gebaut sowie der Eingangsbereich neu gestaltet.

Ein Jahr später sei mit Fördermitteln und Geld aus der Vereinskasse der Billard-Raum eingerichtet und so eine neue Abteilung gegründet worden. „Wir haben hier zudem sehr viel in Eigenleistung und viel von unserem eigenen Geld reingesteckt und damit den Wert des Objektes erheblich gesteigert“, betont der Vereinschef. Um so unverständlicher sei es, dass Politik und Verwaltung dem Verein nun dieses Objekt wegnehmen will.

Laut seinen Ausführungen nutzen aktuell 13 Tischtennis-Mannschaften des Vereins die Sporthalle. „Wir müssen pro Jahr 112 Heimspiele stemmen, zu denen wir auch Mannschaften von außerhalb einladen. Mit dieser Halle kommen wir gerade so hin“, wirft Michael Huchel, Abteilungsleiter Tischtennis, ein. Außerdem kommen wöchentlich zwei Kindertanzgruppen, eine Gymnastik-Gruppe sowie zwei Billard-Mannschaften in das Objekt.

„Auch die Kita nutzt die Halle regelmäßig, die Grundschule für Zeugnisausgaben und der Geflügelzuchtverein für seine Ausstellungen. Diese Sporthalle ist alternativlos. Alle Abteilungen würden kaputtgehen“, unterstreicht Stefan Lipke und erntet dafür Applaus.

Außerdem kritisiert er die Gemeinderäte, die ein durch den Verein angeregtes vertragliches Nutzungsrecht von zwölf Jahren abgelehnt haben. Doch dieses sei notwendig gewesen, um Anspruch auf Fördermittel zu haben. „Die Gemeinde hätte sich doch künftig nicht mit einem Cent mehr beteiligen müssen“, verleiht Stefan Lipke seinem Unverständnis Ausdruck.

Hier hakt Marco Falkenberg von der CDU-Fraktion im Gemeinderat ein. Die Ablehnung des Antrags habe nichts mit Verkaufsplänen zu tun. „Der Fördermittelgeber verlangt einen Demografie-Check, der nicht vorlag, sowie die Nennung des zu fördernden Projektes im Igek. Und das haben wird noch nicht“, betont der Lokalpolitiker. Mit dem Igek ist das Integrierte Gemeindliche Entwicklungskonzept gemeint, das derzeit von der Landgesellschaft im Auftrag der Gemeindeverwaltung erarbeitet wird.

Es dient Verwaltung, Politik und Fördermittelgebern als Fahrplan für Investitionen der kommenden Jahre in der Gemeinde. Im Zuge hat es bereits in jeder Ortschaft Begehungen unter Beteiligung der Bürger gegeben. Demnächst werden die Einwohner Sülzetals zu einem Workshop eingeladen. Mit einer Fertigstellung wird Ende des Jahres gerechnet.

Dann meldet sich Bürgermeister Jörg Methner zu Wort, der offenbar zunächst die Gemüter beruhigen will. „Es geht hier nicht um einen Verkauf des Objektes. Aber wir müssen über alle Dinge reden, über alles, was auf den Prüfstand muss“, sagt der Rathauschef und begründet: „Unser Haushalt hat im Moment ein Loch von rund vier Millionen Euro. Und trotzdem haben wir viel vor“, sagt der Bürgermeister.

So sollen in den kommenden Jahren neue Kitas gebaut, in Schulen investiert und neue Gerätehäuser für die Feuerwehr errichtet werden. „Angesicht des Defizits müssen wir uns auch Gedanken über die Freiwilligen Leistungen machen, die bei uns mit einer Million Euro pro Jahr einfach zu hoch sind“, wirbt Methner um Verständnis.

Für Ortsbürgermeister Friedrich Rabe (Die Linke) sind die Ausführungen des Rathauschefs „der völlig falsche Ansatz“. Er hätte sich eine andere Reihenfolge gewünscht. „Wenn wir erst das Igek fertig machen, werden viele wichtige Sachen nach hinten verschoben“, ist der Ortsbürgermeister überzeugt und erhält von seiner Parteigenossin im Gemeinderat, Jutta Spurek, Zustimmung.

„Wenn wir Objekte im Eigentum der Gemeinde weiter verkaufen, werden die Dörfer ihrer sozialen Struktur entledigt“, unterstreicht Rabe und macht auf die Lage der Volkssolidarität im Ort aufmerksam. Diese ist Mieter im ehemaligen Gemeindegebäude, welches unlängst verkauft worden ist.

„Nun soll die Volkssolidarität 50 Euro pro Veranstaltung an Miete zahlen. Das können sich die Mitglieder nicht leisten“, sagt Rabe und betont: „Ich wehre mich entschieden gegen die Ausverkaufspolitik.“ Zugleich lädt er für den 19. September um 18 Uhr zu einer Einwohnerversammlung zu diesem Thema in die Festhalle ein.

Dann meldet sich der stellvertretende Bürgermeister René Kellner zu Wort. „Wir schieben einen fast zweistelligen Millionenbetrag vor uns her. Allein in Sachen Freibad steht im Moment ein Minus von sogar 168.000 Euro. Unser Ziel ist doch nicht Gewinnmaximierung, sondern die Daseinsfürsorge“, erklärt Kellner. Wichtiger seien daher Investitionen in Schulen und Kitas.

Als Beispiel nannte er die Einrichtung in direkter Nachbarschaft. „Sie entspricht nicht den modernen Ansprüchen unserer Zeit.“ Deshalb stehe die Sporthalle zur Disposition. Außerdem erinnerte er an den Ratsbeschluss aus dem Jahr 2013, wonach sich die Gemeinde verpflichtet hat, die Freiwilligen Leistungen zu senken und den Haushalt somit zu entlasten.

Auch Alexander Herms meldet sich zu Wort. „Es geht doch gar nicht um Schließungen um jeden Preis. Wir müssen eingefahrene Strukturen verjüngen. Und da müssen alle Orte zum Schuldenabbau beitragen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. Außerdem springt er in dieselbe Bresche wie auch Bürgermeister Jörg Methner: „Wir sprechen hier nicht über einen Verkauf des Objektes. Wir müssen jedoch sämtliche Möglichkeiten ausloten.“

Anschließend führen die Vereinsmitglieder durch das Objekt. So können sich Verwaltungsmitarbeiter und Gemeinderäte einen Einblick von den Trainingsmöglichkeiten im Bahrendorfer Weg machen. Von der ehemaligen Kneipe ist nichts mehr zu erkennen. Hier trainieren die Sportler unter besten Bedingungen an mehreren Billard-Tischen. Dann geht es in die Turnhalle.

 Auch wenn die vielen Tischtennisplatten, an denen die Vereinsmitglieder gerade spielen, einen guten Eindruck machen – die Halle ist augenscheinlich auf dem Stand der 1980er. Hier klafft offenbar ein Investitionsstau. Geht es nach dem Verein, könnte dieser nach und nach aus eigener Kraft sowie mit Fördermitteln gestemmt werden. Der Gemeinde sollen keine Kosten entstehen. Allerdings nur, wenn das Objekt nicht veräußert würde.

Der Sportverein Altenweddingen ist mit 540 Mitgliedern in 12 unterschiedlichen Sportarten einer der größten seiner Art im Landkreis Börde. Neben Tischtennis und Billard gibt es die Abteilungen Fußball, Volleyball, Tennis, Kegeln, Aerobic, Fitness, Kindertanz, Kinderturnen, Breitensport sowie Gymnastik.