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Landwirtschaft Noch sind die Rüben nicht verloren

Auf ihrer Tour haben zwei Landwirte Station in der Börde gemacht. Sie besuchten einen Landwirt in Hohendodeleben.

Von Mathias Müller 31.07.2018, 02:00

Hohendodeleben l Der himmelblaue VW Käfer setzt sich in Hohendodeleben auf dem Landwirtschaftbetrieb Christina Jutta Siemke in der Nordstraße langsam in Bewegung. In ihm sitzen Phillip Krainbring, der Leiter des Betriebs, sowie Annika Ahlers und Thomas Fabry. Mit dem historischen Auto fahren die drei Insassen durch Hohendodeleben, um dann einen Acker am Ortsrand in Richtung Magdeburg zu erreichen. Sie stoppen vor einem Feld, auf dem Zuckerrüben wachsen.

Fahrt und Ankunft am Acker hat Fabry mit einer Kamera aufgenommen. Ebenso das Aussteigen von Ahlers und Krainbring am Feldrand. Annika Ahlers und Thomas Fabry, die sich Erklärbauer und Fabrykant nennen, sind auf einem Roadtrip Agrar durch Deutschland. Ihre acht Tage dauernde Fahrt nennen sie „Eine Reise durch die Landwirtschaft“. Eine Station ist der Landwirtschaftsbetrieb Siemke in Hohendodeleben.

„Mit unserem Roadtrip Agrar wollen wir raus aus dem Kreislauf von Vorurteilen und Schuldzuweisungen und rein in den Dialog miteinander“, sagt Thomas Fabry. In jeder Stadt möchten Ahlers und Fabry zunächst mit Verbrauchern ins Gespräch kommen. „Wir fragen die Verbraucher gezielt nach ihren Eindrücken über die Landwirtschaft. Vor allem interessiert uns, wie sie die regionale Landwirtschaft wahrnehmen“, erklärt Annika Ahlers. Die beiden jungen Landwirte wollen nach eigenem Bekunden einen Dialog zwischen Stadt und Land herstellen.

Anschließend diskutieren Ahlers und Fabry jeweils mit dem Leiter eines nahe gelegenen landwirtschaftlichen Betriebes die in der Stadt gewonnen Eindrücke. Die Ergebnisse der Diskussionen veröffentlichen sie täglich in einem Video auf ihren bereits bestehenden Plattformen „Ich-liebe-Landwirtschaft.de“ und „Erklaerbauer.de“ und auf ihren Instagram-Kanälen „erklaerbauer“ und ,,land.wirt.zukunft“.

Vor ihrem Ausflug nach Hohendodeleben in der Börde machen Ahlers und Fabry Station in Magdeburg. In der Landeshauptstadt befragen sie Passanten nach deren Vorstellungen von der Landwirtschaft. „Wie gehen die Landwirte mit der Trockenheit um? Müssen wir jetzt mehr Lebensmittel aus dem Ausland einführen?“, sind zwei der Fragen, die ihnen nach Auskunft von Annika Ahlers die Magdeburger mit auf den Weg nach Hohendodeleben geben.

„Ja, die Trockenheit ist ein großes Thema für die Landwirtschaft“, bestätigt der studierte Landwirt Phillip Krainbring am Rande des Rübenackers, der auch bereits Schäden durch die Dürre aufweist. Die Zuckerrüben könnten sich bis zu ihrer Ernte im Herbst noch erholen, wenn es demnächst ausreichend regnen würde. Beim Getreide jedoch rechne Krainbring mit Einbußen bei der Ernte von bis zu 40 Prozent. Das bringe für die Landwirtschaft finanzielle Belastungen mit sich, die nur gut aufgestellte Betriebe verkraften könnten.

Derartige Hitzeperioden mit sehr wenigen Niederschlägen würden immer wieder eintreten. Krainbring könne sich deshalb vorstellen, die Fruchtfolge und die Sortenwahl beim Ackerbau zu verändern, um sich so besser auf eine Veränderung des Klimas einzustellen.

Der Landwirtschaftsbetrieb Christina Jutta Siemke Hohendodeleben bewirtschaftet 350 Hektar und baut darauf vornehmlich Getreide, Zuckerrüben und Mais an. Die meisten der Flächen sind von den Eigentümern gepachtet wie bei anderen Landwirtschaftsbetrieben auch. Und diese Pachten würden für die Landwirte ein Problem darstellen, wenn wie in diesem Jahr die Ernte schlecht ausfalle.

Phillip Krainbring könne sich daher vorstellen, in Zukunft die Höhe der Pachten von den Erträgen abhängig zu machen. Das helfe den Landwirten bei Missernten über die Runden zu kommen. Das neue Modell müsse mit den Verpächtern noch besprochen werden.

Annika Ahlers und Thomas Fabry haben ihre Reise durch die Landwirtschaft in Flensburg gestartet. Nach Magdeburg und Hohendodeleben standen am Montag Stationen in Halle und Leipzig auf dem Programm. Die 3600 Kilometer lange Tour führt weiter über Bad Hersfeld, Frankfurt/Main, Roßhaupten, Mohnheim, Münster, Ochtrup zurück nach Flensburg.