Kinder suchen „Ernst des Lebens“

Wanzleben l Bibfit steht für Bibliotheksfit. Fit für die Bibliothek werden jetzt in Wanzleben die Mädchen und Jungen der verschiedenen Kindertagesstätten gemacht. Wie Andrea Giese von der Stadt- und Kreisbibliothek der Sarrestadt berichtete, waren seit Februar dieses Jahres Mädchen und Jungen aus Wanzleber Kindertagesstätten sowie aus denen in Hohendodeleben und Domersleben bereits im Lesetempel am Raßbachplatz 1 zu Gast. Auch im Sommer macht die Aktion zur frühen Leseförderung keine Pause.

Zur Wochenmitte bevölkerten Mädchen und Jungen der Wanzleber Kindertagesstätte „Sarrezwerge“ die Stadt- und Kreisbibliothek. Zusammen mit ihren Erzieherinnen Angela Krakowski und Angelika Wöllner machten sich die Dreikäsehochs auf den kurzen Fußmarsch von ihrem Kindergarten in die Bibliothek. Dort wurden sie bereits von Bibliotheksmitarbeiterin Andrea Giese sowie Gudrun Tiedge und Monika Hoppe erwartet. Die beiden Frauen befinden sich im beruflichen Ruhestand und arbeiten ehrenamtlich im Förderverein der Stadt- und Kreisbibliothek mit. „Wir unterstützen die Mitarbeiterinnen bei Aktionen in der Bibliothek“, sagte Gudrun Tiedge, die seit Mai 2016 Vorsitzende des neu gegründeten Bibliotheksfördervereins ist. Zwar habe der Verein bereits eine stattliche Anzahl von Mitstreitern, die sich der Förderung der Bibliothek verschrieben haben, doch sei die Gemeinschaft für jedes neue Mitglied dankbar.

In der Stadt- und Kreisbibliothek Wanzleben nach dem kurzen Fußmarsch angekommen, nahmen die Kinder an den freundlich gedeckten Tischen platz und packten erst einmal ihre Frühstücksstullen aus. Sie und die Frauen ließen sich ihr Frühstück schmecken und warteten voller Vorfreude auf das kommende Mitmachprogramm.

Dann forderte Monika Hoppe die Kinder freundlich auf, sich auf Stühle zu setzen, die in einem Kreis formiert waren. Mit dem alten Kinderspiel „Mein rechter, rechter Platz ist leer, ich wünsche mir den oder die... her“, lockerte Monika Hoppe die angespannte Stimmung unter den Mädchen und Jungen. Als die Pädagogin dann auch noch mit den Kindern das Lied „Mein Hut, der hat drei Ecken“ anstimmte und mit dem Weglassen von bestimmten Wörtern das Singen noch schwieriger machte, war der Bann gebrochen. Die Kinder machten begeistert mit.

Dann griff Gudrun Tiedge aktiv mit ins Geschehen ein. Als frühere Landtagsabgeordnete von Sachsen-Anhalt war es für sie kein Problem, mit kräftiger und auch einfühlsamer Stimme aus einem Buch vorzulesen. Sie las aus dem Buch „Der Ernst des Lebens“. Dieser Ernst wird die Kindergartenkinder erwarten, wenn sie nach dem Sommerferien in der Grundschule ihren Bildungsweg beginnen. Aber wer ist dieser Ernst, von dem alle sprechen? Dieser Frage gingen die eifrigen Vorleserinnen mit den Kindern in der Stadt- und Kreisbibliothek nach und erlangten dabei zu erstaunlichen Erkenntnissen.

„Ich bin selbst eine eifrige Krimileserin und gehöre zu den aktiven Nutzerinnen der Stadt- und Kreisbibliothek Wanzleben“, gab Gudrun Tiedge zu verstehen. Dabei freue sie sich sehr über die Existenz der Bibliothek, da die Wanzleberin keine eigenen Bücher mehr kaufen müsse. „Dafür habe ich zuhause in den Regalen keinen Platz mehr“, beschrieb die Kommunalpolitikerin ihren Drang von früher, immer wieder neue Bücher kaufen zu müssen.

Die Wanzleber „Sarrezwerge“ sowie die Mädchen und Jungen der anderen Kindertagesstätte besuchten die Stadt- und Kreisbibliothek mehrere Mal. Dabei lernten sie, wie sie Bücher aussuchen und ausleihen. Weitere Themen der Besuche waren die Ordnung in der Bibliothek oder vorlesen, zuhören, ausmalen, erzählen und wissen. „Zum Abschluss erhalten die Kinder einen ‚Bibliotheksführerschein‘, in dem ihnen bestätigt wird, dass sie die Bibliothek kennen gelernt haben und sie selbstständig nutzen können“, verdeutlichte Andrea Wiese.