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Unterhaltung Melodien verbreiten Zuversicht

Die Blumenberger Blasmusik und die Schlepperfreunde Hohendodeleben sorgten am Sonntag in Wanzleben für viel Applaus.

Von Mathias Müller 19.05.2020, 01:01

Wanzleben l Mit der Ruhe war es am Sonntag im beschaulichen Blumenberg am Nachmittag gegen 14 Uhr vorbei. Vier alte Traktoren der Schlepperfreunde aus Hohendodeleben und der von Willi Kemmer aus Blumenberg fuhren auf dem Dorfplatz dieses Wanzleber Ortsteils vor. Lautstark machte sie auf ein besonderes Ereignis aufmerksam. Die gemeinsame Ausfahrt der Schlepperfreunde und der Blasmusiker. Die Männer hatten eine Mission. Sie wollten mit ihrer Aktion während der Corona-Pandemie etwas Freude in die Ortschaften und deren Bewohner tragen.

Ausgangspunkt der Aktion war Blumenberg. Auf dem Dorfplatz spielte die Blumenberger Blasmusik für die überraschten Einwohner einige Lieder aus ihrem umfangreichen Repertoire. „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Aktionen“, verkündete Willi Kemmer, Chef der Blumenberger Blasmusik, nach dem ersten Titel. Er mit der Trompete und seine Musikerkollegen Jens Kubbutat (Trompete, Magdeburg), Konrad Kreutzer (Klarinette, Magdeburg), Gerhard Schmidt, (Klarinette, Blumenberg), Lothar Monse (Tenorhorn, Magdeburg), Günter Strobelt, (Bariton, Blankenburg), Thomas Penner (Tuba, Magdeburg) und Mario Hübner (Schlagzeug, Magdeburg) hatten seit mehr als zwei Monaten wegen Corona nicht mehr gemeinsam musiziert und geprobt.

Deshalb kam die Blumenberger Blasmusik auf die Idee, dieses Musizieren unter freiem Himmel zu veranstalten. Und dazu luden sie die Schlepperfreunde aus Hohendodeleben ein, an der gemeinsamen musikalischen Ausfahrt teilzunehmen. Konrad Krüger (71), Rainer Franke (76), Wolfram Märtens (76) und Siegfried Drebenstedt (82) ließen sich nicht lange bitten und tuckerten mit ihren Lanz Bulldogs von Hohendodeleben nach Blumenberg. „20 Minuten haben wir für die Fahrt benötigt“, sagte Krüger. Die alten Traktoren, die lange zuvor ihre Dienste auf den Äckern der Börde taten, fahren bis zu 30 Stundenkilometer schnell. Auch Willi Kemmer ist ein Fan der alten Technik und besitzt zusammen mit seiner Frau Kornelia Kemmer einen Radschlepper RS 14/30 „Favorit“, Baujahr 1957. Mit dem roten Traktor, den Willi Kemmer chauffierte, zog er einen Anhänger, auf dem die Blumenberger Blasmusiker Platz genommen hatten, von Station zu Station. Er hatte von der besonderen Aktion dem Wanzleber Fleischermeister Gerhard Luther erzählt. Der erklärte sich spontan bereit, allen Akteuren, Musikern und Traktoristen, von ihm selbst gemachte Bratwurst und Leberwurst zu spendieren. „Die Einwohner von Wanzleben halten in schwierigen Zeiten eben zusammen“, bedankte sich Kemmer für die nette Geste von Luther.

Wie Willi Kemmer beim Auftakt der musikalischen Aktion noch verkündete, wird die Blumenberger Blasmusik im September dieses Jahres ihren 45. Geburtstag feiern. Wie das Jubiläum begangenen werde, sei wegen der besonderen Lage noch offen. Zählte die Kapelle im Gründungsjahr noch 16 Musiker, sind es heute nur noch acht Männer, die die Leidenschaft zur Blasmusik verbindet. „Auch wir haben Nachwuchssorgen“, sagte Kemmer, der auf das Gründungsjahr 1975 der Blumenberger Blasmusik aufmerksam macht.

Nach dem Auftakt auf dem Dorfplatz zog die Karawane weiter. Da Blumenberg sehr lang gestreckt ist, dauerte die Fahrt einige Zeit. Bis am Henneberg und am Hahneberg wieder Station gemacht und musiziert wurde.

Dann ging es über Land zum Altenpflegeheim des Landkreises Börde in Klein Wanzleben. Die Bewohner hatten es sich bereits mit Unterstützung ihrer Pflegerinnen an den offenen Fenstern bequem gemacht als zunächst die Lanz Bulldogs mit lautem Getöse in den Innenhof einrollten. Die Hohendodeleber Freunde alter Landtechnik und Traktoren stellten die Motoren ihrer „Schätzchen“ ab, so dass Ruhe einkehrte. Die war auch nötig, damit die Senioren die Blasmusik der Blumenberger ungestört genießen konnten. Bei ihnen bekannten Liedern schunkelten und klatschten die alten Herrschaften begeistert mit und entließen die Blumenberger Blasmusikanten nicht ohne eine Zugabe. Als Dankeschön servierte das Pflegepersonal den Musikern und Schlepperfreunden Kaffee und Kuchen. Auch Klein Wanzlebens Ortsbürgermeister und Gemeindekirchenratsvorsitzender Knut Freese schaute vorbei, um sich das Ereignis nicht entgegen zu lassen. „Eine tolle Aktion für unsere älteren Mitbewohner“, schätzte er ein.

Nach dem Zuckerdorf steuerte die lustige Truppe den Marktplatz in Wanzleben an. Vor der Rathaustreppe der Sarrestadt gaben die Blasmusiker aus Blumenberg das letzte Ständchen des Nachmittags. Als die Töne verklungen waren, nutzte Wanzlebens Ortsbürgermeister Tino Bauer die Gelegenheit, um sich bei Blasmusikanten und Schlepperfreunden für die bemerkenswerte Aktion in Corona-Zeiten zu bedanken.

Genauso wie die Blumenberger Frank Lüers und Franz-Josef Müller begleitete Tino Bauer als bekennender Fan der Video- und Fototechnik die gesamte Aktion mit Kamera vom Boden und aus der Luft, um sie für die Nachwelt zu erhalten und unvergesslich zu machen. Lüers, der in seiner sonst knappen Freizeit als DJ Franki L. in Zeiten ohne Corona bei Veranstaltungen Musik auflegt, sorgte in seiner charmanten Art für die Moderation an den Stationen der Blumenberger Blasmusik.

Die Aktion der Blumenberger Blasmusik und der Schlepperfreunde aus Hohendodeleben reiht sich nahtlos in die der Freiwilligen Feuerwehr Wanzleben ein. Die Kameraden waren durch die Ortschaften der Einheitsgemeinde gefahren, um den Menschen mit dem Lied „Und immer wieder geht die Sonne auf“ vom unvergessenen Udo Jürgen während der Corona-Krise Mut zu machen.