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Müllentsorgung Frühjahrsputz in Wald und Flur

Beim Frühjarsputz in Seehausen wurde 1500 Hektar voll Müll befreit. Viele freiwillige Helfer aus der Bevölkerung packen mit an.

Von Christian Besecke 08.04.2019, 01:01

Seehausen l Pfarrer Thomas Seiler hat die Konfirmanden mit zum Einsatz in Feld und Flur gebracht. Das hat Tradition, den seit weit über zehn Jahren ist er bei der Aktion der Jäger und Bauern in der Stadt Seehausen mit dabei. „Ich finde es gut, wenn sich die Menschen für Umweltschutz engagieren“, sagt er gegenüber der Volksstimme. „Hier wird angepackt und gehandelt und damit etwas für das Gemeinwohl getan. Das unterstütze ich persönlich gern mit meiner Arbeitskraft und die jungen Leute sind auch mit Feuereifer bei der Sache.“

Organisator Rüdiger Duhme und seine Mannen freuen sich über die Unterstützung. Er selber ist Mitglied im Vorstand der Jagdgenossenschaft und plant die Aktionen seit 1990 mit. „Wir sind verpflichtet, die Landschaft vom Müll zu beräumen“, sagt er. „Den Container dafür bekommen wir vom Landkreis kostenfrei gestellt.“ Mit einer Grundfläche von gut 1500 Hektar gehört Seehausen zu den größten Flächengebieten auf denen der Frühjahrsputz der Jäger und Landwirte erfolgt.

„Jahrelang haben wir unsere Aktion vorher in der Presse angekündigt“, erzählt Duhme. „Das machen wir aber jetzt im Vorfeld nicht mehr. Die Umweltsünder haben das nämlich in den letzten Jahren immer zum Anlass genommen, die Landschaft noch einmal gehörig vollzukippen.“ Somit hätten die Helfer unglaubliche Mengen an Müll zu entsorgen gehabt. Ob dann ein Container ausgereicht hätte, sei zu bezweifeln. Auch in diesem Jahr ist der etwa sieben Kubikmeter fassenden Container übervoll geworden.

„Die Krönung ist dieses Mal ein Fund, der alles bisher Erlebte in den Schatten stellt“, sagt Christoph Fetzer, Sprecher der Jägerschaft. „Wir haben eine Kühlkombination in einem Graben gefunden, in der sich zwei verrottete Schweine befunden haben.“ Die Umstände der Entsorgung hätten sich schwierig gestaltet, da der Verwesungsstatus schon recht fortschritten war. Letztendlich habe die Natur den fleißigen Helfern unter die Arme gegriffen. Die Kühlkombination wurde vorübergehend aufgeklappt, sodass sich Tiere und Kleinstlebewesen ans Werk machen konnten. Erst danach war der Elektroschrott einigermaßen transportfähig.

Etliche Bauern unterstützten die Aktion mit ihren Traktoren und Hängern – und sie musste so einige Male ihre Runden zu den weit auseinanderliegenden Fundorten drehen. Was sie dann zu Hof des ehemaligen Bauhofes vor der Feuerwehr fuhren, veranlasste die Helfer oft zu nachdenklichem Kopfschütteln. Asbestplatten, Autoreifen, Haushaltsmüll, halb verrottete Teppiche, Plastikbehälter – die Palette des Mülls erreichte ganze Bandbreite. „Gern werden auch Säcke voll mit Babywindeln in die Gräben gekippt“, äußert sich Rüdiger Duhme. Auch einen Sack mit Miederwaren haben die Helfer schon entdeckt.

„Die Umweltsünder gehen recht frech vor“, berichtet der Organisator. „Die Jäger beobachten oft Autos, die in der Dämmerung auf den Feldwegen unterwegs sind. Wenn dann plötzlich das Licht ausgeht, dann wissen sie meist schon bescheid.“ Allerdings sei der Weg zum Ort des Geschehens oft recht weit, sodass selten ein Stellen auf der frischen Tat möglich sei. „Wir haben solche Situationen aber im Auge“, versichert Duhme. „Sobald es hell wird, sehen wir die Bescherung.“ Sollte ein Kennzeichen oder Täter zu erkennen sein, erfolge auf jeden Fall eine Anzeige.

Ortsbürgermeister Eckhard Jockisch (Freie Wähler) findet die Aktion der Jäger und Bauern gut. „Früher habe ich selber noch mit zugepackt“, sagt er. „Jetzt bin ich ganz glücklich, dass jüngere Leute Verantwortung übernehmen und das ist sehr lobenswert.“

Einer der jüngsten Helfer ist übrigens der fünfjährige Paul, der Enkel von Rüdiger Duhme. Er hat schon jetzt kein Verständnis für die Taten der Umweltsünder und das sagt er auch offen.