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Naturschutz Altenweddinger Angler engagieren sich

Die Altenweddinger Angelfreunde haben sich an der Tonkuhle zur Gewässerpflege getroffen. Auch die Uferflächen wurden gepflegt.

Von Dirk Halfas 22.10.2018, 23:01

Altenweddingen l Bei goldenem Oktoberwetter fanden sich zahlreiche Mitglieder des Anglervereins Altenweddingen und Umgebung an der Tonkuhle ein. Gerade die richtige Witterung für einen zünftigen Arbeitseinsatz, für den die Frauen und Männer mit mitgebrachten Harken, Heckenscheren, Rasenmäher und Motorsense ausgerüstet waren.

„Wir machen das nicht, weil wir hier nur angeln wollen, sondern wir möchten einen Beitrag zum Naturschutz leisten“, meint der mit Gummistiefeln bekleidete Gewässerwart Bernd Jende, Vorstandsmitglied des Anglervereins.

Angelfreunde mähten bei angenehmen Morgentemperaturen im Uferbereich die Rasenflächen, beseitigten mit der Motorsense die Wildkräuter, befreiten die Angelstellen von Wildwuchs und beschnitten Sträucher. Dies auch, weil das vom Anglerverein von der Gemeinde gepachtete Gebiet der Naherholung der Sülzetaler dient. Der Verein möchte, dass es auf Wanderer einen gepflegten Eindruck macht.

Die über das ganze Jahr verteilten Arbeitseinsätze zählen zum festen Bestandteil des Vereinslebens des 1963 gegründeten und 95 Mitglieder zählenden Vereins. Dazu kommen die drei großen Veranstaltungen: Anangeln, Familienangeln und Abangeln.

„Durch unser Hegeangeln wird auch der Fischbestand im Gewässer kontrolliert. Ein Angler ist verpflichtet, für die Statistik seinen Fang auf seiner Fangkarte zu dokumentieren, die bei der Jahreshauptversammlung abgegeben wird“, sagt Vereinsvorsitzender Albrecht Fromme. Die gefangenen Fische werden von den Anglern laut Satzung zur eigenen Verwertung genutzt, zum Beispiel zum Verzehr. Über einen Meter lange Hechte und Graskarpfen wurden schon von den Petrijüngern aus der Tonkuhle herausgezogen.

Reichhaltig ist der Fischbestand in der knapp drei Hektar großen Tonkuhle. So tummeln sich in der Unterwasserwelt Schleie, Rotfedern, Plötzen, Brassen, Hechte, Aale und Zander. Seit der Nachkriegszeit wurde hier Ton abgebaut, danach füllte sich die Grube mit Regenwasser und Mittelschichtwasser, das auf den Feldern ins Erdreich sickert und dann hierher abfließt.

Zu Zeiten der DDR wurde die Tonkuhle, die keine Quelle hat, als Becken zur Beregnung für die Landwirtschaft genutzt. Als staatliche Maßnahme wurde dazu Wasser von der acht Kilometer entfernten Bode in das Angelgewässer gepumpt. Das Einflussrohr ist, weit über dem jetzigen Wasserspiegel liegend, inzwischen von Buschwerk überwuchert. „Wir hatten damals durch das Bodewasser einen konstanten Wasserstand, fast zehn Meter Höher als heute. Für uns Angler war das gut, wir konnten fast vom Vereinshaus aus unsere Routen ins Wasser werfen“, erinnert sich Gewässerwart Bernd Jende.

Im Jahr 2008 wurde die Tonkuhle teilweise entschlammt. „Wir haben das als Verein selber finanziert, das hat uns sehr viel Geld und Mühe gekostet“, erklärt Albrecht Fromme. Neben der Tonkuhle besitzt der Anglerverein Altenweddingen auch zwei Gewässer zur Aufzucht in Langenweddingen, in denen Fische aufgezogen und später in die Tonkuhle umgesetzt zu werden, um dort den Fischbestand zu sichern.

Einen Zufluss besitzt der Langenweddinger Glockenteich und ist dadurch wasserstabil. Er wurde vor acht Jahren von der Gemeinde Sülzetal entschlammt, mit einer Kiesschicht versehen und wird seitdem auch als Feuerlöschteich genutzt. Die Tränke in Langenweddingen hat eine Quelle, wurde jedoch noch nicht saniert, weil das Geld fehlt.„Abhängig von den Liefermöglichkeiten der Fischzüchter, werden in diesem Jahr eventuell noch Aale und Zander in der Tonkuhle eingesetzt “, kündigt Gewässerwart Bernd Jende an.

Eigentlich kommen in der Tonkuhle als isoliertem Gewässer Aale nicht vor, in dem sich allerdings Hecht, Plötzen, Brassen, Schleie und andere Fische von selbst vermehren. Vereinsvorsitzender Fromme erklärt, warum ihm der Edelfisch so wichtig ist: „Der Aal ist vom Aussterben bedroht und der teuerste und begehrteste Fisch. Er vermehrt sich hier nicht, sondern nur in der Sargassosee, also im Meer. Das Aussterben kommt dadurch, dass die großen Fischkutter in der Nordsee die Aale auf ihrer Wanderung abfangen. Wir sind in der Zeit angekommen, in der die EU das verbieten muss. Aale könnten sogar bis in die Sülze gelangen oder in den Graben im Dorf, da diese Gewässer eine Verbindung zu einem großen Fluss zum Meer haben.“

Beklagt wird von Jende und Fromme die trockene Witterung. „So tief war der Wasserstand noch nie. Es gibt keine Möglichkeit, ihn zu erhöhen. Es besteht die Gefahr, dass das Gewässer umkippt“, sagen sie und hoffen auch auf den Winter. In der kalten Jahreszeit gibt es für die Vereinsmitglieder eigentlich nicht viel zu tun. Sie pflegen ihre Angelgeräte, wie etwa Rollen und Angelrouten, und bereiten sich auf die nächste Saison vor.

„Nur in extremen Wintern müssen wir Löcher ins Eis bohren, um die Sauerstoffzufuhr für die Fische zu sichern. Außerdem schieben wir dann Schneefenster, damit Licht ins Gewässer fällt, da der Schlamm sonst in der Dunkelheit gärt“, berichtet Bernd Jende. Im Winter solle man die Fische in Ruhe lassen. „Wir sehen es nicht gerne, wenn Leute das Eis betreten und dadurch Erschütterungen verursachen.“

Eine Ausnahme gibt es für Vereinsmitglieder. „Wir schleichen auf das Eis, um von der Wasserseite an das trockene Schilf heranzukommen und zu schneiden. Ohne Pflege wird das Gewässer verlanden“, verrät Vorsitzender Fromme.