Naturschützer planenProtest gegen Genversuch
Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik mit Sitz in Gatersleben plant offenbar einen neuen Genweizenversuch in Üplingen. Dieser könnte bereits im November starten. Naturschutzverbände planen Proteste.
Üplingen/Gatersleben l "Freisetzung von genmanipuliertem Weizen verhindern!" steht in schwarzen, dicken Lettern auf der jüngsten Pressemitteilung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Sachsen-Anhalt. Laut Sprecher Oliver Wendenkampf plant das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik (IPK) mit Sitz in Gatersleben, im November in Üplingen einen neuen Versuch mit gentechnisch veränderten Weizenpflanzen zu starten. Auf einem Hektar Ackerfläche sollen dem BUND zufolge 200 solcher Weizenlinien angebaut werden, die aus drei gentechnisch veränderten Basislinien und sieben herkömmlichen Sorten gezüchtet worden sind. Bei den Pflanzen handle es sich um Winterweizen mit einem gegenüber herkömmlichen Sorten 20 Prozent gesteigerten Proteingehalt. Wendenkampf: "Angebaut werden Sorten, die eindeutig für die Verarbeitung im Lebensmittelbereich vorgesehen sind."
Schaugarten-Geschäftsführerin bezweifelt Start in diesem Jahr
Dass ein solcher Versuch wirklich noch in diesem Jahr begonnen werden kann, bezweifelt Kerstin Schmidt. Die Geschäftsführerin der BioTechFarm, die den Schaugarten in Üplingen betreut, will auf Volksstimme-Nachfrage "überhaupt noch nicht bestätigen", dass das IPK genveränderte Weizenpflanzen auf dem Gelände anbauen wird. Schließlich sei das dazu im Vorfeld nötige Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Und darüber hinaus rechne sie mit verschiedenen Einwendungen, die vor einem Start des Feldversuchs bearbeitet werden müssten.
Der BUND ruft in seiner Stellungnahme dazu auf, den Genweizenversuch über eine Masseneinwendung beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu verhindern. Dementsprechende Einwendungen müssten der zuständigen Genehmigungsbehörde für solche Feldversuche bis zum 24. Oktober zugegangen sein.
Das IPK hatte bereits 2006 einen Freisetzungsversuch mit gentechnisch verändertem Weizen vorbereitet. Damals war das Vorhaben, die Pflanzen sollten bei Gatersleben ausgesät werden, gescheitert. 2008 hatte das Institut den Feldversuch eingestellt.
Weitere Anbauprojekte im Schaugarten Üplingen waren immer wieder von Demonstrationen begleitet worden. Das Gelände war bis 2011 für Führungen öffentlich zugänglich gewesen. In diesem Jahr blieb der Schaugarten allerdings geschlossen. Auf der Internetseite begründet die Firma BioTechFarm diesen Entschluss mit den "restriktiven politischen Rahmenbedingungen und kriminellen Feldzerstörungen in Deutschland".
Im vergangenen Jahr wares zu Übergriffen gekommen
Dies habe ebenso dazu geführt, dass "große Teile von Wissenschaft und Wirtschaft" dieser Zukunftsbranche den Rücken gekehrt hätten. Es sei "nahezu unmöglich, der Öffentlichkeit die aktuellen weltweiten Entwicklungen der modernen Pflanzenzüchtung weiterhin vorzustellen". Erst im vergangenen Jahr war es zu Übergriffen selbsternannter Umweltschützer gekommen, die Teile des Schaugartens mutwillig zerstörten.
Eine Stellungnahme des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik war bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten.
