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Veranstaltungsreihe "Literatur im Lesecafé" der Stadtbibliothek Oschersleben gestartet Simone Gille stellt "Die zwei Gesichter des Isan" vor

11.02.2012, 04:21

Oschersleben (gbi) l Die "Literatur im Lesecafé" des Monats Februar widmete sich dem Leben der einfachen Bevölkerung Thailands, in einer der ärmsten Gegenden des Landes, im Isan. Die Autorin Hedwig Kolonko lebt seit über zehn Jahren in diesem Gebiet und hat ihre Einblicke, Erfahrungen und Geschichten in dem Buch "Die zwei Gesichter des Isan" festgehalten.

Hedwig Kolonko war in der Oschersleber Bibliothek nicht persönlich anwesend. "Sie weilt nur selten in Deutschland", sagte Bibliotheksleiterin Simone Gille, "deshalb werden wir das Buch an Stelle der Autorin vorstellen." Die Autorin hat es den Bibliotheksmitarbeitern leicht gemacht. Eine digitale Fotoschau lässt die Gegend des Isan Bild für Bild lebendig werden. Hedwig Kolonko fotografierte Büffel bei der Feldarbeit, Rikschafahrer, Bettler, vermummte Thailänder, deren Kopfbedeckung nur einen Sehschlitz freigab.

Die Erklärung für ihre Gesichtsmasken verblüffte. "Wir schwitzen lieber", war im Bildtext zu lesen, "als dass wir dunkelbraun wie Schokoladenkekse werden. Dann sieht man uns an, dass wir auf dem Feld arbeiten und nicht im Büro." Hellere Haut gilt als Statussymbol, vielleicht so wie bei uns eine Automarke. Hedwig Kolonkos Haut ist allerdings viel heller als die hellste Haut der Thailänder, zumal sie ein ausgesprochen blonder Typ ist. Sie ist etwas Besonderes im Isan, ist die Weiße, die "Farrang", nach der sich alle umdrehen. Das Buch "Die zwei Gesichter des Isan" ist keine Reisebeschreibung, sondern eine fiktive Geschichte.

Sie handelt von Tine und Jake, zwei Deutschen, die im Isan ein Kinderdorf errichten wollen. Dabei geraten sie mitten hinein in das Leben einer Großfamilie und es dauert eine Weile, bis sie begreifen, dass sie von dieser Familie bis aufs Letzte finanziell ausgenutzt werden. "Die Geschichte trägt sehr autobiografische Züge", weiß Simone Gille, "die Autorin warnt mit ihrem Buch eindringlich davor, sich von Familien dieser fremden Kultur vereinnahmen zu lassen." Alles verdiente Geld fließt komplett in die Großfamilie, so dass der Verdiener trotz aller Arbeit fast kaum selbst über sein Einkommen verfügt. Autobiografisch ist auch das Bemühen der Autorin, im Isan ein Kinderdorf aufzubauen.

Die Besucher des Lesecafés zeigten sich bewegt vom Schicksal der Menschen in Thailand, von dieser fremden Kultur. Sie selbst mussten während der Veranstaltung allerdings nicht darben. Wie immer gab es in der Oschersleber Stadtbibliothek Kaffee und selbstgebackenen Kuchen.