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Spurensuche 90-Jährige besucht Klein Wanzleben

Auf Spurensuche war jetzt die 90-jährige Waltraud Stolle in Klein Wanzleben. 25 Jahre lebte sie im Zuckerdorf.

Von Mathias Müller 12.08.2017, 01:01

Klein Wanzleben l Waltraud Stolle wandelte unlängst im Zuckerdorf Klein Wanzleben auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Zusammen mit ihrem Sohn Andreas und seiner Gattin Martina Stolle (66 und 65 Jahre) sowie ihrer Tochter Christina Birkenkamp (45) nahm sie im Dorf einige Orte in Augenschein, in denen sie früher lebte.

Heute ist Waltraud Stolle 90 Jahre alt. „Von 1943 bis 1959 lebte ich in Klein Wanzleben und konnte später in Hamburg und Köln meine alte Heimat nie vergessen“, sagte sie bei ihrer jüngsten Stippvisite im Zuckerdorf, das sie auch nach ihrem Weggang immer wieder besuchte. Genau kann sich die Seniorin noch an das Haus in der Hauptstraße erinnern, wo sie bei Onkel und Tante Zimmerhöcker, die eine Bäckerei betrieben, als 17-Jährige in den letzten Zügen des Zweiten Weltkriegs ihr Pflichtjahr absolvieren musste. „Das war harte Arbeit, ich habe zum Beispiel auf den Knien den Boden aufgewischt“, sagte sie mit Blick auf die Jahre 1944 und 1945. Obwohl es ihre Tante und ihr Onkel gewesen seien, hätten diese wenig Rücksicht auf Verwandtschaft genommen.

Nach dem Krieg fing Waltraud Stolle beim Gemeindesekretär Otto Krasper als Stenotypistin an. Nach einem Besuch ihrer Mutter 1958 in Klein Wanzleben, die mit ihrem Vater in Hamburg lebte, verließ Waltraud Stolle in „einer Nacht und Nebelaktion“ die Börde und fing an der Aster in Hamburg ein neues Leben an. Mittlerweile wohnt sie bei ihrer Tochter Christina Birkenkamp in Köln. Klein Wanzleben habe die Seniorin nach all den vielen Jahren jedoch nie vergessen können. Sie sei beim Anblick einiger Straßenzüge in ihrem Dorf in Tränen ausgebrochen. In der Erinnerung von Waltraud Stolle sei Klein Wanzleben damals ein akkurates und belebtes Dorf gewesen.

„Es hat sich in Klein Wanzleben gerade nach den Wende viel verändert“, sagte Ortsbürgermeister Horst Flügel, der Waltraud Stolle und ihre Verwandtschaft im Rathaus des Zuckerdorfes begrüßte. Gerade der Abriss der Zuckerfabrik, deren gewaltige Anlagen sich mitten durch das Dorf zogen, habe große Lücken in der Bebauung hinterlassen. Das heutige Rathaus mit Heimatmuseum war früher die Direktorenvilla und eines der wenigen Immobilien der Zuckerfabrik, die noch gut erhalten seien und genutzt würden.

Waltraud Stolle will in Klein Wanzleben beerdigt werden. Sie habe einen Brief an die Verwaltung der Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben-Börde geschrieben, in dem sie ihren Wunsch und die Zusammenhänge, die dazu geführt haben, schilderte. Wie ihr die Verwaltung geantwortet habe, sei es kein Problem, dass Waltraud Stolle ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Klein Wanzleben findet.