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Unfalltod Weißes Fahrrad zur Erinnerung

Ein weißes Fahrrad, aufgestellt bei Meyendorf, erinnert an den tragischen Tod des Klein Wanzlebers Uwe Meistring.

Von Constanze Arendt-Nowak 16.08.2020, 01:01

Klein Wanzleben / Meyendorf l Auf dem Börderadweg zwischen Klein Wanzleben und Meyendorf fällt seit einigen Tagen ein weißes Fahrrad, das an einen Baum gelehnt ist, ins Auge. Aufgestellt hat es die Familie von Uwe Meistring am 4. August dieses Jahres – auf den Tag genau ein Jahr, nachdem der Klein Wanzleber im Alter von 78 Jahren an dieser Stelle tödlich verunglückt ist. Nach einem Zusammenstoß mit einem Auto.

Wie Steffen Hochsieder, der Schwiegersohn von Uwe Meistring aufklärt, werden solche sogenannten Ghost Bikes als Mahnmal für im Straßenverkehr tödlich verunglückte Radfahrer am Unglücksort aufgestellt. Als Zeichen der Trauer und Erinnerung. Und genau das möchte auch Familie Hochsieder: Sie möchte immer wieder daran erinnern, was an diesem Ort passiert ist.

„Das hätte nicht passieren müssen“, so Steffen Hochsieder, während er an den Unglückstag zurückdenkt: Am 4. August 2019, einem Sonntag, war Uwe Meistring mit seinem E-Bike auf einem vermeintlich sicheren Weg, der auch als Börderadweg ausgeschildert und für Kraftfahrzeuge gesperrt ist, von Klein Wanzleben nach Meyendorf unterwegs. Hier war er wie jeden Sonntag mit seiner Familie verabredet. Doch er kam nicht an. Kurz vor Meyendorf wurde er von einem entgegenkommenden Transporter erfasst und kam dabei zu Tode.

Die Familie erfuhr davon erst etwa eine Stunde nach dem vermutlichen Unfallzeitpunkt. Da Uwe Meistring für seine Pünktlichkeit bekannt war, waren die Sorgen groß, als er nicht zum Mittagessen erschien. Steffen Hochsieder fuhr zu ihm nach Hause, um nach ihm zu schauen. Wie immer wählte er aber die offizielle Strecke über die Landstraße nach Klein Wanzleben. „Den Feldweg fahre ich nie mit dem Auto, weil dieser gefährlich und viel zu eng – etwa drei Meter breit – und außerdem für den Fahrzeugverkehr gesperrt ist.“ Deshalb fand er seinen Schwiegervater auch nicht an der Unfallstelle, sondern fuhr erst dorthin, nachdem ein Krankenwagen durch Meyendorf in Richtung Feldweg gefahren war.

„Sein plötzlicher Tod ist für unsere Familie und seine Freunde ein großer Verlust, der bis heute nicht zu begreifen ist“, erklärt Steffen Hochsieder weiter. Der Bekanntenkreis von Uwe Meistring war groß, denn seine große Liebe zum Fußball verband ihn mit vielen und zog landesweit große Kreise. Sein Schwiegersohn blickt auf die Fußballkarriere mit vielen Höhepunkten zurück: Demnach begann die fußballerische Laufbahn von Uwe Meistring in der Schülermannschaft von Empor Klein Wanzleben, ehe er 1955 in die Nachwuchsabteilung von Motor Mitte Magdeburg wechselte, die ein Jahr später vom neu gegründeten SC Aufbau Magdeburg übernommen wurde. Unter der sachkundigen Obhut der Magdeburger Fußball-Legende Ernst „Anti“ Kümmel konnte er sein Talent in der A-Jugend voll entfalten. Seine Entwicklung ging steil bergan. 1959 wurde er in die DDR-Juniorenauswahl berufen, mit der er am UEFA-Turnier – vergleichbar mit einer Europameisterschaft – in Bulgarien teilnahm und mehrere Länderspiele bestritt.

Sein Talent und seine Torgefährlichkeit stellte er auch in der DDR-Ligamannschaft des SC-Aufbau Magdeburg unter Beweis, denn im ersten Meisterschaftsspiel 1959 erzielte er auf Anhieb drei Treffer. Eine schwere Verletzung stoppte seine Entwicklung und zwang ihn zu einer einjährigen Pause. Es folgten die Spielerstationen ASG Vorwärts Rostock (DDR-Liga), SC Aufbau II (Bezirksliga) und von 1963 bis 1972 BSG Turbine Magdeburg (Bezirksliga, DDR-Liga). Danach übernahm Meistring auf Bitte von Turbine Magdeburg bis 1983 das Training der dortigen 1. Mannschaft. Später führte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Gabriele, die er 1965 heiratete, bis 2005 in Klein Wanzleben eine Gaststätte.

Seine letzte Station in Sachen Fußball war der Sportverein Seehausen. Auch hier gewann er viel Anerkennung und zahlreiche Freunde. Gesundheitliche Probleme zwangen ihn 2009 das Training der Seehäuser Landesklassenmannschaft nach drei Jahren an den Nagel zu hängen.

Vergessen werden soll Uwe Meistring dennoch nicht – für Familie, Freunde, Sportskameraden – und dabei soll auch nach der Gerichtsverhandlung, die für November geplant ist, das Ghost Bike helfen.