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Schulprojekt in Osterweddingen Unterricht beim Breakdance-Weltmeister

Breakdancer Nico Hilger zeigt den Mädchen und Jungen die richtigen „Moves“. Schulleiterin Petra Meyer freut sich über den Ausbruch aus dem Schulalltag: „Solch ein Projekt ist wertvoller als jede Art von Unterricht.“

Von Udo Mechenich 02.10.2023, 14:00
Mädchen und Jungen aus den beiden vierten Klassen zeigen in ihrer Tanzeinlage beim großen Finale des Tanzprojekts vor vollen Rängen in der Sporthalle in Osterweddingen synchron die gelernten Figuren.
Mädchen und Jungen aus den beiden vierten Klassen zeigen in ihrer Tanzeinlage beim großen Finale des Tanzprojekts vor vollen Rängen in der Sporthalle in Osterweddingen synchron die gelernten Figuren. Foto: Udo Mechenich

Osterweddingen - Langsam robben die beiden Jungs auf ihren Knien nach vorne. Plötzlich löst sich ein dritter aus der Reihe hinter ihnen, springt und landet auf dem Rücken seiner beiden Tanzpartner. Ein bisschen wackelt die Pyramide. Doch sie steht. In der Sporthalle in Osterweddingen donnert der Applaus.

Drei Mädchen tanzen im Rhythmus nach vorne. Zwei gehen in den Schneidersitz und verdrehen die Beine. Die dritte schlägt ein Rad, noch eins und dann ein drittes sogar auf nur einer Hand. Wieder tosender Applaus.

Mit eher pantomimischen Moves wagen sich die Jungs beim Finale in der Sporthalle in Osterweddingen nach vorne.
Mit eher pantomimischen Moves wagen sich die Jungs beim Finale in der Sporthalle in Osterweddingen nach vorne.
Foto: Udo Mechenich

Das sind zwei der Szenen aus dem Abschlussprogramm der Schüler aus der vierten Jahrgangsstufe der Grundschule in Osterweddingen. Eine Woche lang hatten sie unter der Leitung von Nico Hilger jeden Tag bei einem Tanzworkshop trainiert. Die Klassen eins bis drei waren jeweils einen Tag mit dabei. Beim Abschlussprogramm verwandelte sich die gesamte Sporthalle in eine Tanzfläche. Vor vollem Haus zeigten alle Mädchen und Jungen in der Sporthalle, was sie gelernt hatten.

Alle Kinder haben ein Lachen im Gesicht

„Dies ist unsere Präsentation der Projektwoche ,TanzToleranz'. An diesen Tagen wurden Emotionen tänzerisch umgesetzt. Solch ein Projekt ist wertvoller als jede Art von Unterricht, weil der gesamte Körper, die komplette Seele, das Gehirn in Gänze durch Freude angetrieben werden. Das ist der Anfang davon, dass Lernen Freude macht“, urteilt die Leiterin der Grundschule, Petra Meyer. „Die Kinder haben alle ein Lachen im Gesicht. Das nehmen sie sich nicht vor. Das kommt einfach so – durchs Tanzen.“

Schon zum zweiten Mal fand in diesem Schuljahr das Tanz-Projekt statt. Schulleiterin Meyer geht fest davon aus, dass es auch in 2024 wieder stattfinden wird.

Positives Gemeinschaftserlebnis

Tanztrainer Hilger hatte nicht viel Zeit für die Volksstimme. Vor den Augen der Öffentlichkeit sollte bei der Aufführung alles klappen. „Ich verbinde bei meinen Workshops das Tanzen mit sozialem Kompetenztraining. Durch das Tanzen erzeuge ich Energie, die ich in die richtigen Bahnen lenke. Nach dem Training die Woche über, ist das heute unser Finale mit den Einzelvorführungen aus den vierten Klassen und zum Schluss dem Tanz von allen Klassen.“

Solch eine Tanzwoche sei sinnvoll, da die Kinder die Erwachsenen von Morgen seien, aber schon heute zur Gemeinschaft gehören würden, so Hilger weiter. „Bei meinen Tanzprojekten lernen sie, ihre Fähigkeiten einzuschätzen, um diese später in die Gemeinschaft einbringen zu können. Hier erleben sie ein positives Gemeinschaftserlebnis. So spüren sie, wie schön es sein kann, gemeinsam durch den Tanz ein Miteinander zu schaffen.“ Besonders schön sei es, während des Projektes zu sehen, wie bei den Kindern Stück für Stück beim Tanzen das Selbstbewusstsein wächst. Hilger: „Wir üben Breakdance, aber eigentlich ist es Persönlichkeitsentwicklung.“

Mit akrobatischen Einlagen verblüffen Schülerinnen die Zuschauer.
Mit akrobatischen Einlagen verblüffen Schülerinnen die Zuschauer.
Foto: Udo Mechenich

Hilger selbst tanzt seit 30 Jahren und bietet seit 15 Jahren in Sachsen-Anhalt Tanzprojekte an. 2002 wurde er Weltmeister im Breakdance.

„Das Projekt hat mir sehr viel Spaß gemacht. Nico hat uns viel Neues beigebracht. Wenn es mal eine Kinderdisco gibt hier bei uns im Ort, dann werde ich jetzt auch auf jeden Fall tanzen“, meinte Elias (9) aus Osterweddingen aus der 4b selbstbewusst.

Kinder bekommen Spaß an der Schule

Mit von der Partie beim Tanzen war auch Anja Schlender, die Klassenlehrerin der 1b. „Bei diesem Projekt sitzen die Kinder nicht am Platz, sondern bewegen sich völlig ungezwungen. Sie müssen, gerade bei so einem Tanzprojekt, aufeinander hören, miteinander tanzen, auf den Tanzlehrer achten. So lernen sie in einem anderen Rahmen, zuzuhören. Das ist gerade in der ersten Klasse die größte Herausforderung. Zuhören. Mitmachen. Motivation zeigen.“ So bekämen die Kinder Spaß an der Schule, Spaß am Lernen.

Für Robert, dem Papa von Tom (9, 3. Klasse), ist es „sehr schön, die Kinder mal in der Schule in Aktion zu sehen. Die Kinder lernen hier Einiges fürs Leben insgesamt.“

Beim Finale der Projektwoche „TanzToleranz“ an der Grundschule in Osterweddingen tanzen alle Mädchen und Jungen mit.
Beim Finale der Projektwoche „TanzToleranz“ an der Grundschule in Osterweddingen tanzen alle Mädchen und Jungen mit.
Foto: Udo Mechenich

Genau das hebt auch die Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule, Liane Samland, hervor. „Hier verbinden wir das Musikalische mit der Bewegung. So entsteht Freude. Und genau das koppeln wir mit Toleranz und Respekt, Mut und Selbstvertrauen. Tanztrainer Nico hat ein wunderbares Paket für die Kinder zusammengestellt. Wir sind froh, dass wir ihn auch in diesem Jahr wieder für unsere Grundschule gewinnen konnten. Das Geld, das wir als Förderverein hier investieren, könnte nicht besser angelegt sein.“

In der Sporthalle stand unter den Zuschauern auch der Bürgermeister der Gemeinde, Jörg Methner (SPD). „Das ist etwas Außergewöhnliches. Mit Nico haben wir sogar einen Weltmeister als Trainer. Was will man mehr?“