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Zugunglück Triebwagenfahrer überlebt wie durch Wunder

Ein Zugunglück im Landkreis Börde ist am Freitagmittag glimpflich ausgegangen, dennoch bot sich den Rettern ein Bild des Grauens.

16.10.2020, 16:41

Bahnhof Dreileben/Drackenstedt l Immer noch fassungslos steht Johannes Erben, Einsatzleiter der Feuerwehr, an der Unglücksstelle, wo wenige Stunden zuvor ein nagelneuer Zug verunglückt ist. „Es grenzt an ein Wunder, dass der Triebwagenführer, da mit ein paar leichten Blessuren rausgekommen ist“, sagt er und blickt nachdenklich auf die Unglücksstelle. Solche Einsätze seien wirklich sehr selten in der Region.

Gegen 10.39 Uhr befuhr das Gespann bestehend aus einem Triebwagen und einem kompletten Zug die Bahnstrecke zwischen Braunschweig und Magdeburg. Etwa 800 Meter nach dem Bahnhof Dreileben-Drackenstedt geschieht das Unglück. Vermutlich aufgrund eines technischen Defekts fährt die ziehende Lok auf einen Prellbock auf. Dabei überschlägt sich die vorausfahrende Lok und landet rechts neben der Strecke in einem Feld. Der angehängte Zug kommt auf der angehängten Lok zum stehen. Laut Romy Gürtler, Pressesprecherin der Bundespolizeiinspektion Magdeburg, sollen während der Fahrt die Bremsen versagt haben.

„Der Triebwagenführer hat sich zum Unfallzeitpunkt alleine in der Lok befunden“, teilt Gürtler weiter mit. Er kann sich aus eigener Kraft aus dem Schienenfahrzeug retten und alarmiert die Rettungskräfte. Einer der Ersten vor Ort ist auch Feuerwehrmann Burkhard Wegner. Der Stadtwehrleiter der Feuerwehr Wanzleben war mit zu dem Unglück alarmiert worden. „Wir wurden mit dem Einsatzstichwort auslaufende Flüssigkeiten aus Triebwagen alarmiert. Dass hier natürlich ein Zug entgleist war, wusste zu dem Zeitpunkt noch niemand.“ Als die ersten Kräfte eingetroffen seien, habe sich ein Schreckensbild gezeigt.

Aus dem Triebwagen sollen in den ersten Minuten noch Flammen aufgestiegen sein. Mit einem Schaumteppich wurde der Brand von der Feuerwehr dann gelöscht. „Man muss sich vorstellen, das ungefähr 2000 Liter Dieselkraftstoff in einem solchen Triebwagen drin sind. Da steckt natürlich ein extrem hohes Gefahrenpotenzial dahinter“; erklärt Einsatzleiter Johannes Erben weiter. Deswegen habe man sich auch entschieden, das große Aufgebot an Rettungskräften an die Unglücksstelle zu beordern.

„Aktuell befinden wir uns mit mehr als 80 Feuerwehrmännern und –frauen an der Einsatzstelle.“ Hinzu kämen weitere Kräfte der Bundespolizei und der Deutschen Bahn. Letztere will mit schwerer Spezialtechnik die verunglückten Fahrzeuge bergen. Dazu soll unter anderem ein Bergezug aus Leipzig zum Einsatz kommen. Wie lange die Sperrung andauern soll, konnte am späten Nachmittag weder von der Bundespolizei noch von der Deutschen Bahn gesagt werden.

Laut Einsatzleiter Erben rechne man damit, dass die Einsatzstelle noch in der Nacht ausgeleuchtet werden müsste. Unklar bleibt unterdessen die genaue Herkunft des neuen Zuges. Dieser soll nach Angaben von Eisenbahn-Kennern aus den Niederlanden stammen. Dabei soll es sich um einen neuen Intercity Nieuwe Generatie (ICNG) der Firma Alstom handeln. Fest steht bisher nur, dass das Schienenfahrzeug überführt werden sollte. Das Ziel ist unbekannt.

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, muss nun durch die Ermittler der Bundespolizei festgestellt worden. Am Nachmittag fanden die Beamten stark zerkratzte Bahngleise im Bereich des Bahnhof Dreileben-Drackenstedt.