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Hochschule Harz Planschen gegen den Prüfungsstress

Besondere Prüfung für Informatik-Studierende. In der Schwimmhalle Wernigerode konnten sie programmieren und schwimmen.

Von Jörn Wegner 08.02.2016, 07:31

Wernigerode l „Bitte lassen Sie die Geräte hier stehen, wenn Sie in die Schwimmhalle gehen“ – Ein Satz wie dieser dürfte selten bis nie vor einer Prüfung an einer Hochschule zu hören sein. Anders in Wernigerode. Der Hinweis von Olaf Drögehorn, Professor für Informationstechnologien, gilt Studierenden der Medien- und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Harz, die von Sonnabend- bis Sonntagabend am 24-stündigen Codecamp in der Schwimmhalle Wernigerode teilnehmen.

Die Studierenden des dritten Semesters sind angetreten, um eine Prüfung abzulegen. „Eine komplexe Aufgabe“ stehe den Prüflingen bevor, sagt Fachbereichsdekan Bernhard Zimmermann. Die Aufgabe an diesem Wochenende: Programmierung einer Plattform, über die sich angehende Studenten und Hochschulen austauschen und über Studienplatzangebote informieren können. Innerhalb einer eng gesetzten Frist – nämlich 24 Stunden – sollen die Prüflinge alle Stadien der Software-Entwicklung erfahren. Auf mehrere Phasen müssen sich die angehenden Informatiker einstellen, erklärt Zimmermann: Begeisterung – Verwirrung – Ernüchterung – Massenflucht – Suche der Schuldigen – Bestrafung der Unschuldigen – Auszeichnung der Unbeteiligten. Dennoch der Tipp von Olaf Drögehorn: „Bleiben Sie trotzdem nett.“

Doch bei all dem Stress kommt das Besondere des Codecamps zur Geltung. Zur Entspannung dürfen die Studierenden jederzeit ins Becken springen, die Sauna benutzen oder sich im Badezuber erholen. Die Kooperation zwischen städtischem Bäderbetrieb und Hoschule macht dies möglich.

Wer lieber andere Genüsse mag, freut sich schon auf die Runde Pizza, die am Abend in die Halle geliefert wird. Überhaupt spielt Pizza eine Rolle. Die „heilige Pizzaschachtel“, so Olaf Drögehorn, winkt dem besten Team des Camps, dessen Name mit einer Plakette auf der Schachtel verewigt wird.

Die Studierenden arbeiten in Teams an ihren Projekten. Fenya Troch, Marius Bernhard und Anton Blumenstein nennen sich „BitStreamer“. Zuerst müssen die drei eine Idee entwickeln. „Wie stellen wir uns das vor, welche Technik verwenden wir“, sagt Marius Bernhard zum Startschuss der Arbeitsphase am Sonnabendabend. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir das alles schaffen“, sagt Fenya Troch.

Die BitStreamer sind drei von insgesamt 20 Studierenden, die an der besonderen Prüfung teilnehmen beziehungsweise teilnehmen dürfen. Dem Codecamp ging ein Auswahlprozess voraus. Dabei war nicht nur die fachliche Eignung ein Kriterium. Auch Teamfähigkeit spielte eine Rolle, um die von Dekan Zimmermann angekündigte „Auszeichnung der Unbeteiligten“ zu verhindern. Niemand solle sich auf Kosten der Arbeit anderer zurücklehnen, erklärt der Professor. Die Alternative zur Prüfung in der Schwimmhalle wäre die Hausarbeit gewesen. Das hätte am Ende viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als die 24 Stunden in der Schwimmhalle, erklärt Anton Blumenstein.

Am Sonntagmittag sind die Augenränder breiter, das Schwimmbecken ist leer, es herrscht Arbeitsatmosphäre. Die BitStreamer suchen ihren Programmcode nach Fehlern ab. „Wir haben die ganze Nacht gearbeitet“, sagt Marius Bernhard. Seine Kommilitonen suchen derweil angespannt den mittlerweile mit kompliziert aussehenden Zahlen- und Buchstabenkombinationen gefüllten Bildschirm ab.

Aus den anderen Gruppen haben sich einige auf die Bänke in der Schwimmhalle gelegt und ein wenig geschlafen, sagt Marius Bernhard. „Die Konzentration ist nicht mehr so da. Das ist schon hart.“ Trotzdem halte die Motivation die Studierenden wach.