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Vereine Schieben keine ruhige Kugel

Mittlerweile im Ruhestand, pflegen die ehemaligen Busfahrer vom Kraftverkehr Wernigerode bis heute die Geselligkeit - das ganze Jahr über.

Von Regina Urbat 06.05.2016, 01:01

Wernigerode l Sie sind längst in dem wohlverdienten Ruhestand. Dennoch können sie voneinander nicht lassen. Die Rede ist von einer Gruppe ehemaliger Busfahrer, einst beim VEB Kraftverkehr, nach der Wende bei den Wernigeröder Verkehrsbetrieben und einige sind noch bei dem fusionierten Nachfolger – Harzer Verkehrsbetriebe – tätig. „Seit 15 Jahren treffen wir uns regelmäßig“, sagt Bernd Kühle.

Mit 45 Berufsjahren ist der heute 76-Jährige wohl der am längsten bei dem Busbetrieb mit Sitz an der Zaunwiese Beschäftigte. „Ich war 15 Jahre, als ich begonnen hatte, im Jahr 2000 bin ich in Rente gegangen“, führt der Wernigeröder weiter aus. 34 Jahre ist er Reisebus gefahren, jedes Jahr, so sagt Bernd Kühle, rund 80 000 Kilometer.

Die Zeit „auf der Straße“ will keiner der Truppe missen. Gern erinnert sie sich daran, witzelt und scherzt über das eine oder andere gemeinsame Erlebnis. „Was uns früher einte, besteht bis heute“, sagt Lothar Koltermann und erklärt: „Es ist der Zusammenhalt.“

Nur so ist es auch zu verstehen, dass die Ex-Kollegen das ganze Jahr über ein solch abwechslungsreiches und geselliges Gemeinschaftsleben pflegen. Zuallererst die Kegelnachmittage jeden dritten Mittwoch im Sporthotel im Wernigeröder Mühlental. 140 Kugeln schiebt jeder der über 70- und 80-Jährigen in den drei Stunden. Manfred Nimke ist meist der Champion, „er ist einfach unschlagbar“, sagt Manfred Krabs, während Bernd Kühle dafür eine simple Begründung hat: „Er geht zur Jagd und hat eine sichere Hand.“

Den Busfahrern geht es bei ihrer sportlichen Freizeitbetätigung, bei der sie eigens angefertigte hellblaue Trikots tragen, jedoch nicht um Medaillen. „Vielmehr gilt der olympische Gedanke: Dabei sein ist alles“, sagt der 80-jährige Manfred Krabs. Und das Bierchen danach, wie es gemeinhin Kegelgruppen pflegen, gönnt sich die bis zu 15-köpfige Gruppe nur in Ausnahmefällen, wie zuletzt, als Manfred Koltermann auf seinen 85. Geburtstag eine Runde springen ließ. Als langjähriger Verkehrsmeister ist Planung sein Ding. Akribisch bereitet Manfred Koltermann die jährliche Mehrtagesfahrt vor, zu der die Ehefrauen und Partner stets mitgenommen werden. Diese Touren führte die Gruppe zuletzt nach Bremerhaven und in den Spreewald, jeweils mit Exkursionen und Besichtigungen interessanter Sehenswürdigkeiten. In diesem Jahr geht es im August auf die Insel Rügen mit dem Besuch der Störte- becker-Festspiele als Highlight, verrät der Reiseleiter Koltermann.

Solch eine Tour ist insofern auch etwas Besonderes, „weil Mitfahren immer noch etwas ganz anderes für uns ist“, sagt Bernd Kühle. Seine Ehefrau Hannelore wirft spontan ein: „Ja, unsere Männer hören, wie wer fährt.“ Der Lenker wurde jedoch bislang noch keinem ihrer Chauffeure aus der Hand genommen. Vertrauen ist eben alles.

Wie in den „Rest“ eines jeden Jahresprogramms, zu dem eine Tagesbustour im Frühjahr, Kremserfahrt im Juni mit Picknick und Grillen im Oberharz sowie ein Wandertag gehört. „Ja, wir wandern auch gern“, sagt Bernd Kühle und erinnert an die Ausflüge zur Zeterklippe, zum Molkenhaus und zur Plessenburg. Im August wird diesmal zum Armeleuteberg gewandert. „Das ist zu Fuß nicht so weit“, sagt Manfred Koltermann schmunzelnd, denn – darin sind sich die Kollegen-Freunde einig: „Am liebsten fahren wir mit dem Bus.“