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Brauchtum Kniefall für den stärksten Fink

Oberharzer und Gäste haben den traditionellen Finkenwettstreit gefeiert. Siegervögel kommen aus Benneckenstein, Altenau und Wieda.

Von Burkhard Falkner 17.05.2016, 20:05

Benneckenstein l Temperaturen bis an die Null-Grad-Grenze machen Buchfinken nichts aus - und Finkenfreunden offenbar auch nur wenig.

Etwa 50 Finkenliebhaber haben sich Pfingstmontag in aller Frühe auf der verregneten Waldschneise Benneckensteins eingefunden. Sie reisten aus allen Teilen des Harzes von Thale über Wieda bis Sankt Andreasberg an, um die Tradition des Frühlingswettstreites ihrer gezüchteten und trainierten Vögel zu pflegen. Etliche Zuschauer sahen am Rande der Lichtung zu.

Horst Rieche, 2. Vorsitzender der Buchfinkengilde Harz, begrüßte die Teilnehmer und Zuschauer. Er erläuterte gemeinsam mit Vogelexperte Dieter Spormann das manchen Besuchern seltsam anmutende Brauchtum der Finkerei und betonte deren Reiz und Schönheit. In morgendlicher Stille, unterbrochen nur vom Wind, Regentröpfeln und Flüstern Umstehender, begann zunächst das Schönheitssingen.

Dabei werden Art und Klarheit der Finkenrufe mit Punkten gewertet. Den Sieg holte sich ein Fink von Frank-Rainer Pluschke aus Benneckenstein, organisiert im Verein Wieda.

Nach einer Pause begann das Kampfsingen. Dabei werden die Käfige in einer Reihe auf lange Bretter gestellt, die Finken singen 30 Minuten um die Wette. Die Zahl der Rufe gilt. Dabei ersang sich ein Vogel von Dieter Hase aus Benneckenstein den Sieg. Er rief 340-Mal, fast 100-mal mehr als der Zweitplatzierte (siehe Kasten rechts).

Erstmals seit Jahren sank die Zahl der Teilnehmer beim Kampfsingen in Benneckenstein dieses Jahr unter 40, auf 33. Dafür waren so viele Medienvertreter wie noch nie vor Ort, wie es hieß: vier Fernseh-Teams, ein Künstler und zwei Zeitungsreporter.

Den Abschluss des Vogelwettstreits bildete das Kreissingen. Dabei werden die Vogelkäfige im Kreis aufgestellt. Finken, die aufgeben und nicht singen, werden herausgenommen, so dass der Kreis kleiner wird, bis schließlich der stärkste Fink übrig bleibt. Dabei muss genau zugehört werden, geht so mancher Finker schon mal auf die Knie. Sieger wurde ein Fink von Karl-Heinz Ehrenberg aus Altenau in Niedersachsen.

Kaum waren die Wettkampfvögel wieder behutsam von ihren Haltern verstaut, loderten die Pfingstfeuer, wurde Wurst gebraten und gefeiert. Dazu erklangen Folklorelieder.