Corona-Pandemie Alle Harzer Lehrer nun geimpft
Gute Nachrichten aus dem Corona-Impfzentrum Quedlinburg, aber auch Kritik wegen Problemen rund um terminliche Umbuchungen. Was zeigt: Die Säge klemmt immer wieder.

Quedlinburg - Karsten Fischer ist zufrieden: „Im Prinzip sind wir mit allen Lehrern im Harzkreis jetzt durch.“ Durch heißt in diesem Falle: Jeder Lehrer, der sich gegen eine Covid-19-Infektion immunisieren wollte, habe mittlerweile auch die zweite Impfung erhalten. Und Fischer muss es wissen. Schließlich leitet der 41-Jährige das Kreis-Impfzentrum in Quedlinburg. Dort wurde die Immunisierung der Lehrkräfte zentral gebündelt und fand am Samstag ihr Finale.
1050 binnen weniger Stunden geimpft
Eigens dafür zogen die Mitarbeiter in Quedlinburg noch mal alle Register. Schließlich galt es, binnen weniger Stunden insgesamt 1050 Menschen zu immunisieren. Und es habe – auch dank der aktiven Mithilfe von ehrenamtlichen Unterstützern – wieder mal geklappt wie am Schnürchen. Nicht nur an jenem Samstag, sondern auch schon am Freitag zuvor und am Wochenende davor ebenfalls Freitag und Samstag. Wobei die Terminfrage kein Zufall gewesen sei, wie Fischer klarstellt. „Wir haben bewusst auf diese beiden Tage gesetzt, um die Lehrer und Schulmitarbeiter nicht aus dem laufenden Unterrichtsbetrieb herauslösen zu müssen.“
Alles in allem seien an den verschiedenen Lehrer-Impftagen gut 2000 Pädagogen und schulische Mitarbeiter aus dem gesamten Harzkreis immunisiert worden, überschlägt Fischer beim Blick in seine Statistiken. Und: Es habe während der Aktion zuweilen richtig amüsante Momente gegeben.
Schülerin begrüßt ihre eigenen Lehrer
So beispielsweise am Samstag, als keine Geringere als die 14-jährige Leni die eigenen Lehrer abgearbeitet hat, wie Fischer schmunzelnd berichtet: Leni sei seine Tochter, die an Schwerpunkttagen immer mal wieder mithelfe im Impfzentrum. Und dabei seien ihr mehrere Lehrer des Wernigeröder Stadtfeld-Gymnasiums über den Weg gelaufen.
Letztlich, so Fischer, sei es super, dass das Impfzentrum auf so viele Helfer – angefangen bei Bundeswehr und Sicherheitsdienst über Kreisbedienstete und direkt im Zentrum angestellte Mitarbeiter bis hin zu Ärzten und eben freiwilligen Helfern mit anpacken. Bei den Medizinern, die Beratungsgespräche führen und letztlich die Immunisierung setzen, seien ganz junge, die gerade ihr Studium beendet haben, ebenso vertreten wie Pensionäre, die noch mithelfen. Ihnen allen sei er dankbar für das Engagement.
Umgebuchter Termin im Impfzentrum geplatzt
Doch es gibt eben nicht nur diese positive Signale, sondern auch punktuelle Kritik. Gestern äußerte die Manfred Wegener aus Halberstadt am Lesertelefon der Volksstimme. Er habe, so der 63-Jährige nach seiner Astrazeneca-Erstimpfung am 7. April, einen Zweittermin am 30. Juni gehabt. Diesen habe er aus beruflichen Gründen umbuchen müssen – über die bundesweite Hotline 116 117 auf den gestrigen 14. Juni 9.02 Uhr. „Und dann stand ich vor der Tür und kam nicht rein“, berichtet der Halberstädter sichtlich verärgert. Für ihn besonders ärgerlich: Noch am Samstag hatte er eine Erinnerungs-Mail bekommen. Letztlich sei keine Lösung gefunden worden, sodass er erfolglos heimfahren musste.
Weshalb die Terminplanung bei Manfred Wegener schief gelaufen ist, konnte auch Karsten Fischer, der gestern nicht im Dienst war, im Detail nicht nachvollziehen. Aber: „Es gibt – warum und wieso auch immer – immer mal wieder Probleme und Fehler bei Terminbuchungen über die zentrale Hotline 116 117“, bestätigt die Leiter des Impfzentrums. Doch warum wird dann weiter auf ein Call-Center irgendwo in Deutschland gesetzt und nicht direkt in Quedlinburg gebucht? „Weil wir dann noch mal etwa 15 Mitarbeiter allein dafür bräuchten, die wir schlichtweg nicht haben“, so Fischer.
Umbuchungen können schnell Fehler nach sich ziehen
Wobei derartige Probleme in erster Linie auftreten, wenn Termine umgebucht werden sollen. „Ich sage es ehrlich: Das ist immer ein riesiges Problem“, so Fischer. Ein Problem, weil im Hotline-Call-Center dann zwar mit Blick auf freie Termine im gewünschten Impfzentrum umgebucht werde. Allerdings werde dann nicht geprüft, ob der gewünschte Impfstoff am entsprechenden Tag überhaupt verimpft werde.
Und hier kämen die vielen Details zusammen: Die Abstände zwischen Erst- und Zweitimpfung variierten zwischen drei und sechs Wochen bei Biontech, vier bis sechs bei Moderna und neun bis zwölf Wochen bei Astrazeneca. Entsprechend kompliziert sei es, mit Blick auf den jeweiligen Impfstoff die passenden Zweittermine punktgenau zu buchen. Und damit nicht genug: „Angenommen, die Hotline schickt uns beispielsweise jemanden, der die zweite Astra-Impfung bekommen soll und an diesem Tag wird Astrazeneca gar nicht verimpft, wäre es Verschwendung pur, wenn wir deshalb eine Ampulle anbrechen“, skizziert Fischer das Dilemma. Schließlich ließen sich aus einer solchen Ampulle Astra zehn Einzel-Impfdosen ziehen, wobei neun verfallen würden. „Das wäre unentschuldbar.“
Zwei klare Appelle vom Chef des Impfzentrums
Letztlich, so Fischer, habe Manfred Wegener nichts falsch gemacht. „Außer eben, dass er – was grundsätzlich nicht verboten ist – seinen Termin umgebucht hat und er dabei zum Opfer unglücklicher Verkettungen geworden ist“, bringt es Fischer auf den Punkt. Deshalb sollten Umbuchungen die absolute Ausnahme bleiben.
Was in der Realität leider oft nicht funktioniere. Viele buchten um, weil ihnen plötzlich einfalle, dass sie in den Urlaub fahren wollen. Was schon ärgerlich sei, weil sich viele Menschen noch immer erfolglos um einen Impftermin bemühten. „Auch wenn es jetzt hart klingt: Aber das hier ist kein Wunschprogramm.“ Und noch schlimmer: Immer mehr Menschen blieben ihrem Termin einfach fern: „Am Freitag fehlte beispielsweise ein Viertel unentschuldigt.“ Das, sagt Fischer, mache ihn dann richtig wütend. Kommentar Seite 13
