2012 feiert die Blütenstadt ihr 800. Gründungsjubiläum, obwohl die 750-Jahr-Feier noch keine 50 Jahre her ist Altert Blankenburg immer schneller?
Liegt es an den Historikern oder sind es einfach nur Rechenfehler? Die Feiern zu runden Jubiläen des Bestehens von Blankenburg erfolgen in immer kürzeren Abständen.
Blankenburg. Verwundert reiben sich die älteren Blankenburger die Augen. Überall steht inzwischen geschrieben, dass im nächsten Jahr die 800-Jahr-Feier ansteht.
Vor allem die älteren Generationen können sich noch sehr gut an das letzte Jubiläum erinnern, das erst 1983 in den Mauern der Stadt begangen wurde. Zu diesem Zeitpunkt zählte Blankenburg 750 Lenze.
Noch erstaunlicher wird die neue runde Jahreszahl, wenn sich einige ganz alte Blankenburger an 1937 erinnern. "Damals wurde das 700-jährige Bestehen gefeiert", weiß Ulrich Gebauer, der sich intensiv mit der Entwicklung der Stadt auseinandergesetzt hat.
Zumindest die beiden letzten Jubiläen stehen in enger Verbindung zum Rathausbau. Nicht belegte Quellen gehen von 1233 als Beginn und 1237 als Einweihungsjahr des Gebäudes aus. Im Geleitwort der Festschrift von 1937 wird sogar erwähnt, dass um 1200 die Gründung der Stadt erfolgte. Da mit der Machtergreifung durch die Nazis das Fest 1933 nicht zu stemmen war, wurde einfach vier Jahre später das 700. Jubiläum gefeiert.
Auch die DDR-Oberen verweisen auf den Ursprung der Stadt um 1200 und ziehen als Beleg das Lehensverzeichnis des Grafen Siegfried II. von Blankenburg heran. Für die 750-Jahr-Feier 1983 ziehen sie allerdings den Beginn des Rathausbaus heran. Die Volksstimme berichtete damals ausführlich darüber und hat aus ihrem Archiv hier einige Fotos veröffentlicht. Solche historischen Aufnahmen werden für einen Kalender gesucht (siehe Informationskasten).
Als Begründung für die 800-Jahr-Feier 2012 führt Hartmut Wegener in einem Artikel des Amtsblatts vom Mai 2010 auch dieses Lehensverzeichnis an. Er folgt der Mutmaßung, dass dieses erstmals 1212 aufgeschrieben wurde, beschreibt aber den Stadtgrundriss für "um 1200" entstandene Städte.
Im Amtblatt hatte Heinz A. Behrens schon 1996 vom Verzeichnis zwischen 1209 und 1227 geschrieben. Inzwischen ist bekannt, dass die Listen im 17. Jahrhundert erneut aufgezeichnet wurden, was die neue Namensschreibweise belegt. Nach Aussage des Schreibers sollen sie einer Handschrift von 1204 entstammen, wird in einer Dissertation von Gudrun Pleschke zur "Landesteilung der Welfen im Mittelalter" zitiert.
Keiner will den Blankenburgern die Freude auf das Fest im nächsten Jahr verderben, auch weil es keine Urkunde gibt, geschweige denn Zeitzeugen geben kann.
Übrigens steht 2052, in 41 Jahren, wieder ein Jubiläum ans. Schließlich hat Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, der Sohn von Heinrich dem Löwen, 1202 im "Paderborner Vertrag" bei der Aufteilung des welfischen Besitzes unter anderem Blankenburg zugeschlagen bekommen. Da Wilhelm es nicht selbst betreuen konnte, setzte er umgehend Siegfried II. als Lehnsherrn ein. Der identische Besitz taucht 1417 wieder auf, als die Grafen von Regenstein die Nachfolge der Blankenburger Grafen antraten.
Zum Glück finden sich immer neue Quellen, welche die Stadt Blankenburg scheinbar immer schneller altern lassen.