Julia Schmeyers sucht nach Tierquäler, der ihren Kater "Jacob" letzte Woche verletzt hat Angeschossen: Freilaufende Katzen leben in Wernigerode auf gefährlichen Pfoten
Die Wernigeröderin Julia Schmeyers fürchtet um das Wohl ihres Katers. Auf ihn wurde wahrscheinlich mit einem Luftdruckgewehr geschossen. Veterinärmediziner behandeln häufig solche Fälle von Tierquälerei.
Wernigerode l Julia Schmeyers kann es immer noch nicht fassen. Ihr Kater "Jacob" wurde angeschossen. "Er kam vor einer Woche nach Hause und hatte einen ganz langen, geraden Schnitt an der Seite", sagt die angehende Erzieherin. "Wir sind am nächsten Tag gleich zum Tierarzt gefahren. Er vermutet, dass auf unsere Katze mit einem Luftdruckgewehr gezielt wurde."
In der Nachbarschaft ist das Problem bekannt. Auch Heide Krüger wohnt in der Charlottenlust und musste ihren Kater "Peter" vor einem Jahr mit einem Diabolo - so heißt das Geschoss - im Körper zum Tierarzt bringen. Die Wernigeröderin: "Er wurde operiert und hat sich schnell erholt." Wenige Wochen später war das Tier wieder einmal auf Streifzug, kehrte aber nicht mehr zu seinem Heim zurück. "Kater schleppen sich normalerweise immer wieder nach Hause - egal, wie verletzt sie sind. Ich glaube fest daran, dass er erschossen wurde", sagt sie.
Julia Schmeyers und Heide Krüger vermuten, dass der Täter gezielt auf Katzen Jagd macht. "In so einem dicht besiedelten Wohngebiet leben in vielen Haushalten Stubentiger, aber auch Menschen, die keine Tiere mögen", sagt sie. "Diejenigen, die keine Katze haben, fühlen sich vielleicht dadurch belästigt." Sie selbst habe schon erlebt, dass ein Nachbar ein Brett mit herausragenden Nägeln auf der Grundstücksmauer aufgestellt hatte, um fremde Miezen vom eigenen Vorgarten fernzuhalten, "angeblich um Jungvögel vor den Katzen zu schützen", so Julia Schmeyers.
Das Herumstreunen ist übrigens vom Gesetzgeber erlaubt. Ein Gartenbesitzer muss es dulden, dass Katzen seiner Nachbarn sein Grundstück betreten - selbst wenn sie dort nur einkehren, um ihre Notdurft zu verrichten.
Nicht erlaubt ist hingegen, ein Luftgewehr außerhalb des eigenen befriedeten Geländes abzufeuern, wie Polizist Uwe Becker weiß. Zwar sei kein Waffenschein notwendig, um eine solche Waffe zu besitzen, doch wer nicht dafür Sorge trägt, dass auch die Geschosse nur auf dem eigenen Grund und Boden landen, läuft Gefahr, sich strafbar zu machen. "Und wenn es statt einer Katze versehentlich ein Kind trifft, müssen die Verantwortlichen mit richtig harten Konsequenzen rechnen."
Täter müssen mit bis zu drei Jahren Haft rechnen
Wer auf Katzen - selbst auf dem eigenen Grundstück - mit dem Luftdruckgewehr zielt, macht sich strafbar. "Da Haustiere laut Bürgerlichem Gesetzbuch als Sachen gelten, ist auf jeden Fall der Tatbestand der Sachbeschädigung gegeben", sagt Uwe Becker vom Revierkomissariat Harz. "Und wer einem Wirbeltier länger anhaltende Schmerzen oder Leiden verursacht, muss laut Tierschutzgesetz mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe rechnen."
Ein Problem für die Polizei ist, dass die meisten Tierhalter solche Vorkommnisse nicht zur Anzeige bringen. Becker: "In diesem Jahr liegt uns noch kein solcher Fall vor." Auch Julia Schmeyers hat davon abgesehen, Anzeige gegen unbekannt zu erstatten, "weil es ja ohnehin nichts bringen würde". Doch gerade weil keine Anzeigen erstattet werden, ist den Beamten das Ausmaß des Problems nicht bekannt.
Tierärzte behandeln relativ häufig Schussverletzungen
Dr. Jens Krzizak aus Heudeber hat Julia Schmeyers\' Kater "Jacob" behandelt. "Schussverletzungen bei Katzen sind nicht selten", so der Veterinärmediziner. Erst vor Kurzem habe er eine Katze mit einem Diabolo im Auge behandelt. Dr. Sabine Arnold aus Wernigerode versorgt im Jahr etwa vier bis fünf Katzen, die ähnliche Wunden haben. "Oft werden die Geschosse nur zufällig entdeckt, etwa wenn die Tiere wegen eines anderen Befundes geröntgt werden", so die Tierärztin. "Katzen sterben nicht unbedingt daran, wenn sie von einem Luftgewehr getroffen werden, deshalb bleiben die Verletzungen oft lange unbemerkt." Sie leiden allerdings, wie Dr. Barbara Piegert vom Kreisveterinäramt weiß: "Oft verwächst sich das Geschoss und verkapselt. Und das ist ein schmerzhafter Prozess."
Hinweise zum Fall "Jacob" werden unter Telefon (0 39 41) 67 41 93 entgegengenommen.