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Ausbildung Handwerker - verzweifelt gesucht

Die Kreishandwerkerschaften Wernigerode und Harz-Bode haben erstmals gemeinsam ihre Lehrlinge freigesprochen.

Von Frank Drechsler 12.09.2017, 23:01

Wernigerode l Erstmals während einer gemeinsamen Feierstunde der Kreishandwerkerschaften Wernigerode und Harz-Bode sind am Montag im Festsaal des Rathauses Lehrlinge freigesprochen worden. „Feiern Sie diesen Tag, genießen sie ihn, und führen Sie die Tradition des Handwerks fort. Sie alle werden im Landkreis Harz dringend gebraucht“, betonte Landrat Martin Skiebe (CDU) in seinem an die Jung-Gesellen gerichteten Grußwort. Für 67 Lehrlinge, die in acht verschiedenen Handwerksberufen ausgebildet wurden, ging damit die Lehrzeit zu Ende.

Die jungen Frauen und Männer erhielten ihre Gesellenurkunden aus den Händen derjenigen, die sie auf ihrem Weg bis zur Prüfung begleitet hatten: Ausbilder, Vertreter der Kreishandwerkerschaften, Lehrer und Meister.

Diejenigen 15 Lehrlinge, die ihr Ausbildungsziel nicht erreichten, können auf Antrag ihr Lehrverhältnis verlängern, dann erneut zur Prüfung antreten und so ihren Abschluss im zweiten Anlauf doch noch erhalten. „So erhalten auch sie eine zweite Chance. Wir brauchen jeden ausgebildeten Handwerker. Das Handwerk ist auch im Landkreis Harz ein unverzichtbarer Faktor“, sagte der Wernigeröder Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Andreas Heine.Dass das Handwerk auch in der Region ein stabiler Partner der Wirtschaft sei, betonte als weiterer Festredner Andreas Dieckmann. „Sie haben Ihr Ziel erreicht, sind kaum mit der Lehre fertig und haben nun alle Chancen vor sich. Sie kommen uns im Handwerk gerade recht. Machen Sie was daraus“, so das Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Magdeburg.

Als Ansporn für alle Jung-Gesellen, sich zum Handwerksmeister zu qualifizieren, wurden erstmals in der Geschichte der Freisprechungen neben den Jahrgangsbesten unter den Lehrlingen auch drei frischgebackene Jungmeister geehrt: Hans Röbbeling, Robin Wille und Daniel Scheffler. Sie waren gleich nach ihrer Lehrzeit durchgestartet und haben nun zum 31. Juli ihre Meisterprüfung erfolgreich bestanden.

Andreas Dieckmann betonte, dass der Meisterbrief nach wie vor das Gütesiegel im Handwerk sei – ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich manche Tür öffnen ließe. „Wer weiß, vielleicht übernimmt ja mancher von Ihnen einmal den Betrieb, in dem er bis heute gelernt hat.“ 2800 Unternehmen sind im Landkreis Harz in die Handwerksrolle eingetragen, davon allein 1200 im Altkreis Wernigerode. Gut ausgebildete Fachkräfte sind ein wesentlicher Garant dafür, dass es der Wirtschaft gutgeht, betonte Andreas Heine. Allerdings werde es zunehmend schwieriger, junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Schuld daran sei oftmals die schlechte Vorbildung der Bewerber, führte Heine weiter aus.

In einigen Gewerken sehe es alles andere als rosig aus. Fleischer und Bäcker beispielsweise könnten ein Lied davon singen. Aber auch sogenannte etabliertere Ausbildungsrichtungen wie das Kfz-Handwerk müssten immer mehr für potenzielle Bewerber unternehmen. Eine Imagekampagne, die seit Kurzem auf diese Problematik aufmerksam macht, soll dem Trend entgegenwirken.

Diese Sommerfreisprechung war die erste große, gemeinsame Veranstaltung der beiden Kreishandwerkerschaften. Sie vereinbarte, dies künftig bei jenen Freisprechungen, die nach drei Jahren Lehrzeit stattfinden, so beizubehalten. Die Lehrverhältnisse, die dreieinhalb Jahre dauern und mit der so genannten Winterfreisprechung enden, sollen ab sofort in Quedlinburg als feste Veranstaltung verankert werden, hieß es dazu am Rande.