1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Autofahrer aufgepasst: Kröten sind in Wernigerode auf Wanderschaft

Tiere Autofahrer aufgepasst: Kröten sind in Wernigerode auf Wanderschaft

Von Ivonne Sielaff Aktualisiert: 19.4.2021, 10:23

Wernigerode. Krötendrama im Nesseltal. Zu Hunderten verlassen die Tiere gerade ihren Winterunterschlupf. Auch in der leerstehenden Gartenanlage unterhalb des Schmiedebergs in Hasserode, wo sie sich in den vergangenen Jahren besonders wohl gefühlt haben. Die Paarungszeit steht an, und die Tiere machen sich auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer. Doch bevor sie den kleinen Teich neben dem Burghotel und den angrenzenden Sturzbach erreichen, müssen sie eine Gefahrenzone überwinden – die Straße Im Langen Stieg. Dort befindet sich zwar ein Krötentunnel. Trotzdem queren etliche Tiere die durch die Baustelle in der Friedrichstraße derzeit als Umleitung genutzte Straße.

„Die Kröten finden den Tunnel nicht, und werden dort gerade in Größenordnungen überfahren“, hat Sabine Wetzel (Bündnis 90/Die Grünen) in der jüngsten Stadtratssitzung Alarm geschlagen. Anwohner hätten das beobachtet.

Zwar hat die Stadtverwaltung vor einigen Wochen Krötenzäune um die verlassene Gartenanlage gespannt (wir berichteten). Allerdings geht es bei der Umzäunung nur zweitrangig um den Schutz der Tiere. Im Vordergrund steht eine von der Stadt initiierte Amphibienzählung. Die „tierische Analyse“ ist Bestandteil einer artenschutzrechtlichen Überprüfung des Geländes. Auf dem 4,5 Hektar großen brachliegenden Areal soll Platz für Wohnraum geschaffen werden. Die artenschutzrechtliche Überprüfung soll der Vorbereitung der Bauleitplanung sowie der Festlegung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dienen. Ziel der Verwaltung ist es, die Zahl und die Arten auf dem Gelände zu bestimmen. Die Tiere werden dafür eingesammelt, gezählt und an den Teich am Burghotel gebracht.

Das funktioniert allerdings nur bedingt, wie Sabine Wetzel weiter berichtete. Es gebe Lücken im Zaun, hätten ihr Anwohner mitgeteilt. Die Tiere würden diese Stellen finden, beziehungsweise die Barriere einfach überspringen. Und schon nehme das Drama seinen Lauf.

Regelmäßige Kontrollen

„Das Thema ist bekannt“, entgegnete Baudezernent Burkhard Rudo und verwies auf die Untere Naturschutzbehörde als Ansprechpartner. „Wir als Kommune fühlen uns durch unsere unmittelbare Grundstücksbeteiligung aber ebenfalls verantwortlich.“ Die Krötenzäune würden regelmäßig durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung kontrolliert, so Rudo weiter. Darüber hinaus habe man sich im Rathaus verständigt, die „Vorsicht Krötenwanderung“-Schilder wieder aufzustellen, um Autofahrer zu sensibilisieren und zu Vorsicht in dem Bereich zu mahnen.

Der Ende 2019 für 32.000 Euro gebaute Krötentunnel im Langen Stieg funktioniere „nicht perfekt“, schätzte Rudo ein. Auch das sei ihm bekannt. „Einer reicht da nicht mehr. Wir werden nicht umhin kommen, weitere zu bauen.“

Mehr Verkehr durch Umleitung

Auch generell sei sie wegen der Verkehrszunahme im oberen Hasserode besorgt, merkte Sabine Wetzel noch an. Dort seien viele Kinder auf dem Weg zur Schule unterwegs. „Wie oft finden dort Verkehrskontrollen statt?“, wollte sie wissen. Gleichzeitig regte sie an, zusätzliche Tempo?30-Schilder aufzustellen, solange die Straßen dort noch als Umleitungsstrecke dienen.

„Die Umleitungsstrecke wird kontrolliert“, versicherte Rüdiger Dorff, Dezernent für Gemeinwesen. „Niemand sollte sich hier zu sicher fühlen. Sollten wir feststellen, dass sich dort zusätzliche Gefahren ergeben, dann müssen wir nachsteuern.“

Mit der Umleitung vor ihrer Haustür müssen die Hasseröder noch etliche Zeit leben. Laut Verwaltung noch bis Ende 2022 – vorausgesetzt, dass die Arbeiten in der Friedrichstraße im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Nur in der Winterpause zwischen Dezember 2021 und März 2022 soll die Umleitung zurückgebaut werden. In den nächsten Monaten werden in der Friedrichstraße neben dem reinen Straßenbau Geh- und Radwege sowie Park- und Grünflächen geschaffen. Außerdem werden Ver- und Entsorgungsleitungen sowie die Straßenbeleuchtung erneuert.