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Automobile Schwäche für den Heckantrieb

Keine Schwäche für Oldtimer haben Roman Wüstemann und Isabelle Munderich aus Wernigerode.

Von Julia Bruns 03.08.2017, 01:01

Wernigerode l Diese Familie hat Benzin im Blut: Die beiden Wernigeröder Isabelle Munderich und Roman Wüstemann haben eine ausgeprägte Schwäche für Heckantriebler deutscher Youngtimer. „Wir haben Autos selten länger als ein Jahr“, sagt Roman Wüstemann. „Ich kaufe das, worauf ich gerade Lust habe.“ Ob Opel Omega, 5er-BMW oder Mercedes Benz S-Klasse – bevorzugt ältere deutsche Fabrikate mit Heckantrieb kommen der Familie in die Garage, die sie eigens für die Bastelei an den Autos angemietet hat. „Heckantrieb macht Spaß. Die Autos lassen sich einfach sportlicher fahren“, sagt der 30-jährige Intensivpfleger.

Wie viele Autos sie schon gefahren sind, das können die Immobilienmaklerin und ihr Freund gar nicht mehr so genau sagen. Derzeit besitzt das Paar fünf Wagen. Der fünfte – ein Mercedes 560 SEL – kam vor wenigen Tagen aus Kalifornien mit dem Containerschiff.

Denn auch im Urlaub halten Isabelle Munderich und Roman Wüstemann Ausschau nach möglichen Schätzen auf vier Rädern. „Wir haben 2014 zum ersten Mal einen Mercedes in Los Angeles gekauft und verschiffen lassen“, berichtet Isabelle Munderich, die 2008 und 2009 ein Jahr lang als Au-Pair-Mädchen in San Francisco arbeitete und daher eine besondere Verbindung zu den Vereinigten Staaten hat.

Einen goldenen Mercedes Benz 380 SEL kaufte das Paar bei einer weiteren Reise in die USA im vergangenen Jahr. Zufälligerweise entdeckten sie den Wagen beim gleichen Händler. „Die Modelle für den nordamerikanischen Markt wurden generell besser ausgestattet“, sagt Roman Wüstemann. „Sie sind mit vierfach elektrischen Fensterhebern, Klimaanlage und Ledersitzen versehen. Auch der Karosseriezustand ist aufgrund des dortigen Klimas wesentlich besser.“

Der Mercedes 380 SEL ist mit einem V8-Motor ausgestattet. Auf dem Tacho hat er 100.497 Meilen, was 160.000 Kilometern entspricht. Die Langversion des 204-PS-starken Fahrzeugs in der Farbe Champagner-Metallic lief 1982 in Stuttgart vom Band und hat nur einen einzigen Vorbesitzer. Vor wenigen Tagen war das kantige Straßenschiff als Hochzeitsfahrzeug im Einsatz. Sitzen die beiden in ihrem Benz, dann fühlen sie sich einfach wohl.

Roman Wüstemann ist bewusst Fan älterer deutscher Modelle der 1980er und 1990er Jahre. „Eine 30 Jahre alte Mercedes S-Klasse ist besser ausgestattet als heutige Mittelklasse-Wagen. Das ist Langzeitqualität, nichts nervt und ist irreparabel“, sagt er. Und wenn es um das Reparieren geht, kennt sich der Wernigeröder durchaus aus. Er selbst habe sich das Fachwissen über die Jahre angelesen und die mechanischen Fertigkeiten in einer Garage mit Grube erprobt, erstmals an einem Opel Astra. „Anfangs habe ich mal einen Auspuff angebaut oder Bremsen gewechselt“, erinnert er sich. „Die Arbeiten wurden dann immer anspruchsvoller.“

Obwohl er viel Zeit und Hingabe in die Pflege seines Fuhrparks investiert, könne er sich wieder von einzelnen Wagen trennen – außer von einem. „Ich würde meinen Manta B GSI nicht verkaufen“, sagt er. Zwischen 1975 und 1988 wurde dieses Modell in Westdeutschland gebaut.

Obwohl das Auto 32 Jahre alt ist, trifft das rabiate Design optisch voll seinen Geschmack. „Wobei ich auf keinen Fall der typische Manta-Fahrer bin“, betont er. Den Motor habe er allein ausgewechselt, sodass der Manta 150 PS Leistung bringt. Seit nunmehr acht Jahren fährt er den Manta B GSI bei schönem Wetter auf der Landstraße zur Arbeit. Bei Regen bleibt der Wagen in der Garage, dann nutzt er einen schwarzen Mercedes 300 E als Alltagsfahrzeug.

Mit ihren Autos war das Paar schon mehrfach in Fachzeitschriften, die sich speziell Youngtimern widmen. Auch wenn viele der Wagen nicht mehr in ihrem Besitz sind, kann sich Roman Wüstemann an jeden einzelnen erinnern. „Es waren immer besondere Autos. Und ich vermisse sie alle ein bisschen.“