Bauprojekt Wohngebiet in Top-Lage

Ein Einfamilienhausgebiet soll auf dem Gelände des einstigen Hotels „Lindenberg“ in Wernigerode entstehen.

Von Julia Bruns 12.09.2017, 01:01

Wernigerode l Der Bebauungsplan steht – und schon bald könnten auf dem Lindenberg die ersten von insgesamt zwölf Eigenheimen entstehen. So sieht es Projektleiter Sven Oels vor. Der Wernigeröder hat Im Auftrag der Investoren Jacqueline und Kai Deunert das Gelände des einstigen FDGB-Ferienheims „Roter Stern“ entwickelt und ihr Vorhaben im Bauausschuss vorgestellt.

Zwölf Grundstücke sollen ihm zufolge auf dem 14.000 Quadratmeter großen Areal des einstigen Hotels „Lindenberg“ entstehen. Die Grundstücke wären mit 800 bis 1200 Quadratmetern recht großzügig bemessen, so Oels. Schon frühzeitig habe er sich diesmal mit den Denkmalschutzbehörden verständigt, sagte der Unternehmer. „Es gibt keine Flächendenkmale, keine Einzeldenkmale auf dem Areal“, so der Wernigeröder, der bei einem weiteren Bauprojekt auf dem Gelände der einstigen „Sennhütte“ am Eisenberg aufgrund denkmalschutzrechtlicher Einwände umplanen musste.

Drei artenschutzrechtliche Begehungen hätten bereits stattgefunden. „Dabei wurde diesmal kein Buntspecht vorgefunden. Zwei Erdfalten auf dem Gelände bleiben erhalten. In Abstimmung mit Frank Schmidt vom Gartenamt haben wir vereinbart, wo welche Bäume stehen bleiben“, führte Oels aus. Um die erhaltenswerten Bäume zu erfassen, haben die Eigentümer ein Baumkataster anlegen lassen. Zudem sei ein Zisternensystem erarbeitet worden, sodass Regenwasser zurückgehalten und nach und nach in das Abwassersystem eingeleitet werden kann. Dazu habe man sich nach umfangreichen Entwässerungsberechnungen entschlossen.

„Wie die Bebauung letztlich genau aussieht, wird später entschieden. Das präsentieren wir in der nächsten Sitzung“, so Sven Oels. „Fest steht: Die maximale Geschosshöhe beträgt zwei Geschosse.“ Familie Deunert werde einen Fußweg zur Huberstraße schaffen. Um zu ihren Häusern zu gelangen, können die künftigen Bewohner eine Stichstraße aus Richtung Wilhelm-Raabe-Straße inklusive Wendehammer nutzen.

Der Bebauungsplan stieß im Bauausschuss auf breite Zustimmung. „Das Gelände ist prädestiniert für ein Wohngebiet in 1 a-Lage – besser geht es nicht“, sagte Siegfried Siegel (SPD). „Ich finde besonders gut, dass der Fußweg umgesetzt wird.“

Kritisch sehe er den Fakt, dass eine auf dem bisherigen Plan als Wald ausgewiesene Fläche für Wohnbebauung umgewidmet werden soll. „In Deutschland verschwinden jeden Tag 100 Fußballfelder für Asphalt und Beton. Das hat sehr viel mit Planungsrecht zu tun“, so Siegel „Die Stadt muss nun politisch beantworten, ob sie diese Entwicklung befeuern will.“ Schließlich werte so eine Umwandlung ein Grundstück erheblich auf und steigere den Wert. Planerin Simone Strohmeier vom beauftragten Planungsbüro hatte zuvor erläutert, dass der Wald vielmehr in der Mitte des Areals vorzufinden ist, nicht wie im bisherigen Plan am Rand. Sie regte an, den Randstreifen deshalb in Wohngebiet umzuwandeln.

Christian Härtel (Linke) erinnerte daran, dass um 1860, als das Hotel „Lindenberg“ enstand, noch kein Wald auf dem stadtnahen Hügel stand. „Das waren alles Wiesen, die Bäume wurden erst von den Bewohnern gepflanzt“, so der Ausschussvorsitzende.

CDU-Mitglied Matthias Winkelmann zeigte sich erfreut, dass sich zwei Wernigeröder dieses ambitionierten Projektes nun angenommen haben und lobte den „dezenten Wendehammer“. Mit neun Ja-Stimmen wurde der Plan dem Stadtrat einstimmig zur Abstimmung empfohlen.

Hintergrund: Der ehemalige Scharfrichter Ferdinand Körber ließ ab 1854 auf dem Lindenberg ein Gebäude errichten, am 1. April 1865 wurde das Hotel „Lindenberg“ samt Gaststätte eröffnet. Seine Glanzzeit erlebte es in den 1920er-Jahren, als zahlreiche Prominente in der Nobelherberge wohnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in dem Gebäude das FDGB-Heim „Roter Stern“ eröffnet. Seit der Wende stand das Haus leer und verfiel zusehends.

Im Sommer 2014 wurde bekannt, dass Investoren aus Hannover ein Gesundheitshotel auf dem Lindenberg errichten wollten. Nach Protesten von Anwohnern gegen das Vorhaben zogen sich die Geldgeber im September 2014 zurück. Auch der Plan, Mehrfamilienhäuser auf dem ehemaligen Hotelgelände zu errichten, scheiterte.

Anfang 2017 ließen die Eigentümer das Hotel schließlich abreißen.