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Coronavirus Blankenburgs Apotheken rüsten sich für Krise

Lieferengpässe bei Desinfektionsmitteln und Angst vor Ansteckung - die Corona-Krise hält Apotheker in Blankenburg und Umgebung in Atem.

Von Holger Manigk 18.03.2020, 00:01

Blankenburg/Derenburg l Desinfektionsmittel-Spender am Eingang, Plexiglas-Scheiben als Nies- und Hustenschutz über den Handverkaufstischen zwischen Kunden und Mitarbeitern, kontaktloses Bezahlen – die Kloster-Apotheke in Blankenburg wappnet sich gegen die Folgen der Corona-Pandemie. „Der Schutz unserer Mitarbeiter steht an erster Stelle. Wir können unseren Patienten nur helfen, wenn unser Fachpersonal gesund ist“, erläutert Inhaberin Annette Dumeier.

Um sogenannten Schmierinfektionen vorzubeugen, fassen die Mitarbeiter der Einrichtung im Gesundheitszentrum in der ehemaligen Poliklinik Rezeptzettel nur mit Handschuhen an. Dazu wird in den Räumen penibel darauf geachtet, den geforderten Mindestabstand von zwei Metern zwischen Personen einzuhalten.

Wie ihre Tochter Dr. Henriette Dumeier von der Sonnen-Apotheke ergänzt, haben beide Geschäfte im Verbund ihren Botendienst aufgestockt. „Wir sind nun in der Lage, mit drei Botenfahrzeugen Patienten Medikamente nach Hause zu bringen.“ Die Boten seien speziell für diese Auslieferungen geschult. Neben telefonischer Bestellung könnten Arzneimittel auch über eine App und das Internet geordert werden.

Laut Annette Dumeier ist bei einzelnen Medikamenten die Versorgungslage zwar angespannt, aber das sei nichts Neues. „Wir versuchen, in jedem Einzelfall Patienten zu helfen und Lösungen zu finden – zum Beispiel durch Medikamente anderer Hersteller oder, nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, anderen Dosierungen.“ Jeder Patient solle darauf achten, dass der häusliche Vorrat seiner Dauermedikation für mindestens vier Wochen ausreiche. Stand Dienstag „ist auch die Versorgung der Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste gesichert“, versichert die Apothekerin.

Vor allem Großhändler für Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken hätten große Lieferschwierigkeiten, fügt Qualitätsmanagerin Henriette Dumeier hinzu. „Deshalb stellen wir nun selbst her – allein zehn Liter für die freiwilligen Feuerwehren der Stadt und der Ortsteile.“

Ähnlich ist die Lage in der Apotheke im Nordharz-Center. „Wir sind voll im Stress, gefühlt betreuen wir doppelt so viele Kunden wie sonst“, berichtet Chefin Susanne Bormann. Die Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen für bestimmte Arzneimittel, die Apotheken dann ausgeben müssen, erschwerten die Lage zusätzlich. „Viele dieser Medikamente werden in Indien und China produziert. Die Liefer-Schwierigkeiten werden sich noch verschärfen“, vermutet die Apothekerin.

Aus Angst, dass Arzneimittel gänzlich ausgingen, wollten einige Kunden nun größere Mengen haben. „Aber wir verteilen das, was wir haben, gerecht: Pro Haushalt gibt es nur eine Flasche Desinfektionsmittel bei uns“, nennt Bormann ein Beispiel.

Sie befürchtet, dass mit jedem Geschäft, das in dem Einkaufszentrum am Nordrand Blankenburgs zur Eindämmung der Corona-Pandemie gezwungenermaßen schließt, die Panik in der Bevölkerung weiter wächst. Ihr Team könne bei einer Verschärfung der Krise Patienten weiter über das Auto-Abgabefenster – ähnlich einem Drive-In bei Fastfood-Restaurants – und den Notdienst-Schalter versorgen. „Bis dahin versuchen wir aber, unseren Patienten einfach eine gute Hygiene-Etikette zu vermitteln – das heißt: Abstand halten“, erläutert Susanne Bormann. Viele warteten freiwillig draußen, wenn sie sähen, dass in der Apotheke bereits mehrere Leute anstehen.

„Angespannt“ sei die Situation auch in der Rats-Apotheke in Derenburg, sagt Inhaberin Ingrid Korzeng. Lieferengpässe habe es in der Pharma-Indus-trie bereits vor Corona gegeben, nur träten sie jetzt noch deutlicher zu Tage.

„Unsere Mitarbeiter sind mit Einmal-Handschuhen ausgestattet, in Kürze erhalten wir dazu Plexiglas-Scheiben für den Verkaufstresen“, beschreibt sie die Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz vor Infektionen. Ein weit größeres Problem sei Schutzkleidung: „Die ist schon für Ärzte nicht vorrätig und wenn, dann nur überteuert zu bekommen“, berichtet die Apothekerin.

Zusätzlich verschärft werde die Lage durch die für die Jahreszeit typische Grippewelle. Die Symptome wie Husten, Fieber, Schnupfen und Abgeschlagenheit seien ähnlich, das versetze viele Patienten in Alarmbereischaft, ergänzt Henriette Dumeier. Doch für sie und die anderen Harzer Apotheker gelte nur eines: „Wir müssen zusammen durchhalten.“