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Bodetal-ThermeTauziehen um Pleite-Spaßbad

Um die insolvente Bodetal-Therme in Thale ist ein Tauziehen entbrannt. Die Stadt Thale will die Therme übernehmen.

Von Dennis Lotzmann 18.12.2018, 18:11

Thale/Dresden l Aktuell sind die Türen der Thalenser Bodetal-Therme dicht – noch. Rund 90 Prozent der knapp 50 Mitarbeiter lassen, wie Belegschaftssprecher Robert Seidel sagt, die Muskeln spielen, um Insolvenz-verwalter Nils Freudenberg zu unterstützen. „Wir sind ganz bewusst auf die Barrikaden gegangen und widersetzen uns dem vom bisherigen Betreiber heimlich eingefädelten Neustart innerhalb familiärer Strukturen“, erklärt der 32-Jährige.

Der bisherige Betreiber André Kleinheisterkamp, der trotz mehrfacher Versuche für die Volksstimme nicht erreichbar war, hatte als Geschäftsführer der Therme Thale Betriebsgesellschaft schon Ende August die weiße Fahne gehisst, nachdem im Hitzesommer die Besucher weggeblieben waren. Nach Informationen der Volksstimme wurde damals das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet. In diesem Zuge hatte Kleinheisterkamp kurz vor Eröffnung des offiziellen Insolvenzverfahrens zum 30. November die Therme einer von seiner Frau geführten Gesellschaft verpachtet. Das augenscheinliche Ziel der Übung: Dem Dresdner Insolvenzverwalter Freudenberg sollte so der Zugriff auf die Anlagen zumindest erschwert werden.

Verwalter und Belegschaft durchkreuzten nun Kleinheisterkamps Pläne. Weil die Belegschaft nahezu geschlossen die Zusammenarbeit verweigerte, hatte die neue Betreibergesellschaft zwar ein Spaßbad, aber kein Personal mehr.

Mit der Einigung am 18. Dezember, der nach Freudenbergs Worten schwierige Verhandlungen vorausgegangen waren, dürften nun auch die Pläne der Stadt Thale Gestalt annehmen. Die Kommune hat sich bei der Therme große Mitbestimmungsrechte gesichert. Das Land ist zum symbolischen Preis an Kleinheisterkamps  Firma verpachtet, die Stadt gibt jährlich 487.000 Euro zur Kredittilgung dazu. Nach 30 Jahren fällt die Immobilie der Stadt zu. Spätestens, wie Balcerowski betont, denn: Thale habe im Insolvenzfall sofortiges Zugriffsrecht. Und genau diesen „entschädigungslosen Heimfall“ habe der Stadtrat in Erwartung des Insolvenzverfahrens bereits beschlossen. Die Stadt wolle den Betrieb zum 1. Februar 2019 übernehmen.

Die Belegschaft wissen Balcerowski und Insolvenzverwalter Freudenberg dabei hinter sich. „Wir sind sofort wieder an Bord, wenn der Verwalter oder die Stadt den Betrieb fortführen“, versichert Robert Seidel. Verwalter Freudenberg will am Mittwoch die Therme übernehmen und die Wiedereröffnung am Donnerstag vorbereiten.