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Brandschutz Wernigeröder Feuerwehr am Limit

Im Schnitt zweimal täglich ist Wernigerodes Feuerwehr 2019 ausgerückt. Wenn es brennt, ist auf die Kameraden Verlass.

Von Ivonne Sielaff 06.03.2020, 00:01

Wernigerode l Dieser Tag ist selbst OB Peter Gaffert (parteilos) in Erinnerung geblieben: Es war im heißen Juli 2019. „Wir saßen in der Dezernentenrunde“, erinnerte sich Gaffert bei der Jahreshauptversammlung der Wernigeröder Feuerwehr. Plötzlich habe es geheißen, die Bodega brennt. „Das war sehr emotional“, so der Stadtchef. „Es brannte nur 30 Meter vom Rathaus entfernt – mitten in der Altstadt.“

Die ersten Feuerwehrleute seien in Windeseile vor Ort gewesen. „Es hat gerade mal so lange gedauert, bis wir draußen waren.“ Ein Wunder sei es gewesen, dass trotz der Trockenheit alles gut gegangen sei. Über 100 Kameraden aus Wernigerode und aus vielen Nachbarorten waren im Einsatz, um das Feuer in dem spanischen Restaurant zu löschen und mit Leibeskräften zu verhindern, dass die Flammen auf andere Gebäude der Altstadt übergreifen. „Ihr habt euer Leben riskiert“, so Gaffert. Und nicht nur das: „Was Ihr über das Jahr leistet, hat unseren Respekt verdient.“ Aufgabe der Stadt und des Stadtrats sei es deshalb, für eine gute Ausstattung der Wehr zu sorgen. Und diese Aufgabe nehme man ernst, so Gaffert. 2019 sei mit dem TLF 4000 ein neues Einsatzfahrzeug angeschafft worden. Auch für 2020 sei wieder viel Geld für die Feuerwehr eingeplant – unter anderem für die Gerätehäuser in Schierke und in Minsleben.

Aber eben nicht für das Domizil der Wernigeröder Feuerwehr in der Bahnhofstraße – ein Fakt, den Ortswehrleiter Torsten Breiting nur allzu gerne aufgriff. „Da rostet ein Fahrzeug für eine halbe Million Euro in der Waschhalle vor sich hin, weil es zu groß für den Stellplatz ist. Türen und Fenster sind undicht – nichts mit Energieeffizienz und Nachhaltigkeit“, klagte Breiting und forderte: „Die Pflichtaufgabe Feuerwehr muss im Fokus der Entscheidungsträger bleiben.“

Dass auf Wernigerodes Kameraden Verlass ist, zeigen die Einsatzzahlen 2019. Insgesamt 648 Mal rückten die Wernigeröder aus – im Schnitt also fast jeden Tag zwei Mal. Für die freiwilligen Brandschützer sei das ein Zeiteinsatz von 2152 Stunden, so Breiting. Umgerechnet sind das etwa 90 Tage.

57 Kameraden gehörten der Wernigeröder Wehr an, so Breiting weiter. Ohne die 15 Hauptberuflichen sind das 42 Kameraden, die freiwillig ihren Dienst leisten. „Ihr stellt sicher, dass die Bürger der Stadt sicher hier leben und arbeiten können.“

Die Mitgliederzahl habe sich stabilisiert. „Ich muss sagen: gut. Doch es geht noch besser und würde das Einsatzaufkommen auf breitere Schultern stellen.“ Deshalb sei die Gewinnung von Mitgliedern ein Ziel, dem sich die Feuerwehr Wernigerode stellen will. „Ich vermute, bei manchen fehlt nur die Initialzündung. Vielleicht können wir das noch irgendwann auf die Reihe kriegen.“ Breiting dankte seinen Mitstreitern für ihren Einsatz und ihren Partnerinnen und Partnern, die viele Stunden allein verbringen mussten, während ihre Frauen und Männer im Einsatz oder bei Dienstabenden und Lehrgängen waren, für ihr Verständnis.

Stadtratspräsident Uwe-Friedrich Albrecht (CDU) schloss sich Breitings Dank an. Und er hatte noch etwas zu verkünden. Er wolle einen Pokal für die Nachwuchsbrandschützer stiften. „Das ist nur ein kleiner Baustein.“ Aber es sei Anreiz für die Jugend, bei der Feuerwehr zu bleiben.