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Blumenau Brasilianer werben um Hasselfelde

Die Großstadt Blumenau in Brasilien will enger mit Hasselfelde, der Heimat ihres Gründers, zusammenarbeiten. Eine Delegation aus Südamerika war vor kurzem im Harz.

Von Katrin Schröder Aktualisiert: 15.08.2023, 19:33
Er verbindet Hasselfelde und Blumenau – Stadtgründer Dr. Hermann Blumenau auf einer Aufnahme von   1861 in seinem Garten. Zu sehen ist sie im Blumenau-Museum in Hasselfelde.
Er verbindet Hasselfelde und Blumenau – Stadtgründer Dr. Hermann Blumenau auf einer Aufnahme von 1861 in seinem Garten. Zu sehen ist sie im Blumenau-Museum in Hasselfelde. Foto: Katrin Schröder

Hasselfelde - Zwischen dem Harz und dem Süden Brasiliens liegen normalerweise Welten – zum Beispiel beim Wetter. Doch beim jüngsten Besuch aus Blumenau in Hasselfelde hatte sich passenderweise subtropisches Flair eingestellt. „Bei fast heimatlichen klimatischen Bedingungen“ habe man mit dem Ortschaftsrat und weiteren Vertretern der Stadt vor Kurzem die Delegation begrüßt, berichtet Oberharz-Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU).

Die Verbindung zwischen dem zweitgrößten Oberharz-Ortsteil und der brasilianischen Großstadt hat einen Namen – Dr. Hermann Blumenau. Der Apotheker und gebürtige Hasselfelder hat 1850 gemeinsam mit deutschen Auswanderern die nach ihm benannte Kolonie begründet. Bis heute wird das deutsche Erbe in Blumenau gepflegt. Es gibt Trachtengruppen, Fachwerkfassaden, nach dem Reinheitsgebot gebrautes Bier und das weltgrößte Oktoberfest außerhalb von München.

Jutta Wenzel hat es 1994 gemeinsam mit der Hasselfelder Folkloregruppe besucht. „Das war ein beeindruckendes Erlebnis“, sagt die Hasselfelderin, die als Schatzmeisterin der Blumenau-Gesellschaft fungiert. Dieses Amt werde aber in absehbarer Zeit obsolet: Die Gesellschaft befinde sich in Auflösung, berichtet Jutta Wenzel. Hintergrund sei, dass die Vorsitzende, Blumenaus Urenkelin Jutta Blumenau-Niesel, und ihr Gatte, der promovierte Historiker Hans-Joachim Niesel, aus Altersgründen kürzer treten wollen. W

Wohnung für Stiftung verkauft

Beide hätten sich mit voller Kraft engagiert. „Dafür haben sie gelebt“, sagt Jutta Wenzel. Nun soll an die Stelle der Gesellschaft eine neue Stiftung treten, deren Gründung vor Kurzem in Erlangen besiegelt wurde. In die „Blumenau-Niesel-Stiftung“ zur Förderung der deutsch-brasilianischen Beziehungen fließe das Vermögen der Familie. Für diesen Zweck habe das Paar unter anderem seine Eigentumswohnung in Berlin verkauft, inzwischen leben sie in Bad Harzburg.

Ihre Stiftung ist derweil an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen angesiedelt, an der Blumenau von 1844 bis 1846 studierte und seinen Doktortitel in Chemie erwarb. Deren Präsident, der Informatikprofessor Joachim Hornegger, unterzeichnete mit dem Ehepaar Blumenau-Niesel die Stiftungsurkunden. Mit dabei waren unter anderem der Blumenauer Oberbürgermeister Mário Hildebrandt und Sylvio Zimmermann, bei der Stadt als Sekretär für Kultur und institutionelle Beziehungen zuständig. Beide haben deutsche Vorfahren und sprechen die Sprache gut.

Auf Deutsch hatten sie zuvor in Hasselfelde für den Ausbau der gegenseitigen Beziehungen geworben. „Die Blumenauer sind sehr daran interessiert, zu ihren Wurzeln zurückzukehren“, berichtet Oberharz-Bürgermeister Fiebelkorn. Mit dem brasilianischen Amtskollegen Mário Hildebrandt unterzeichnete er dazu eine Vereinbarung. Eine regelrechte Städtepartnerschaft sei damit aber noch nicht begründet worden. „Es geht um eine Kooperation, die sich auf Kultur, Wirtschaft und vor allem auf die Bildung konzentrieren soll“, so Fiebelkorn.

Brasilianische Schüler besuchen Hasselfelde

Erstes konkretes Projekt: Fünftklässler der vier deutschen Schulen in Blumenau sollen ab Januar in Begleitung zweier Lehrer eine Woche lang den Alltag in der Grundschule Hasselfelde erleben. Außerdem solle die Ausstellung des Blumenau-Museums in Hasselfelde überarbeitet werden, berichtet Jutta Wenzel.

Im Jahr 2002 ist die Ausstellung im Gebäude der Tourist-Information eröffnet worden. Ein Teil der Schau, der das heutige Blumenau behandelt, sollte aktualisiert werden, der entsprechende Part der Wanderausstellung, die ebenfalls von Blumenau und seinem Wirken berichtet, sei erneuert worden. Für das digitale Museumsprojekt könnten sich Studenten aus Erlangen engagieren – mit finanzieller Unterstützung der neu gegründeten Stiftung.

Oberharz-Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU, links) empfing eine Delegation aus Blumenau mit Bürgermeister Mário Hildebrandt und Ehefrau Sueli (2. und 3. von links), Blumenaus Urenkelin Jutta Blumenau-Niesel und Mann Hans-Joachim Niesel, Rechtsanwalt Hans-Dieter Beuthan und Sylvio Zimmermann, Sekretär für Kultur und institutionelle Beziehungen in Blumenau.
Oberharz-Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU, links) empfing eine Delegation aus Blumenau mit Bürgermeister Mário Hildebrandt und Ehefrau Sueli (2. und 3. von links), Blumenaus Urenkelin Jutta Blumenau-Niesel und Mann Hans-Joachim Niesel, Rechtsanwalt Hans-Dieter Beuthan und Sylvio Zimmermann, Sekretär für Kultur und institutionelle Beziehungen in Blumenau.
Foto: Stadt Oberharz am Brocken

Zwar sei der Gegenbesuch zur Oktoberfest-Zeit, zu dem die Oberharzer eingeladen wurden, in diesem Jahr nicht mehr drin, doch man wolle den Kontakt in die 360.000-Einwohner-Stadt pflegen – „im Rahmen unserer Möglichkeiten“, so Ronald Fiebelkorn. Die Harzer könnten davon profitieren und zum Beispiel mit einem erneuerten Blumenau-Museum kulturinteressierte Harz-Urlauber anlocken. „Blumenau ist eng mit Hasselfelde verbunden. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt und den gesamten Oberharz“, so Fiebelkorn.