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Christianental Neuer Zaun für Luchspaar im Wildpark

Das Luchsgehege im Wildpark Christiantal in Wernigerode ist 15 Jahre alt. Nun erhalten die Raubkatzen einen neuen Zaun.

Von Uta Müller 28.12.2016, 23:01

Wernigerode l Erst ist nur ein wenig hellbraunes Fell zu sehen. Dann werden der Kopf und eine Pfote aus dem Unterschlupf gesteckt. Ein kurzes Innehalten, ein Blick ringsum. Mit einem Satz springt Luchsweibchen Finnja heraus, läuft bis zum anderen Ende des Geheges und macht vor dem Drahtgitter Halt. Suchend blickt sich die Katze um, gesellt sich zu ihrem Partner Finn. Sie hebt die Pfoten weit an, bevor sie zum nächsten Schritt ansetzt. Ihre Bewegungen wirken kraftvoll und überlegt – beinahe als suche sie nach einem Loch im Zaun.

Das Luchsgehege im Wildpark „Christianental“ wurde 2001 eingeweiht. Der Zaun ist nach 15 Jahren teilweise verschlissen und soll im kommenden Jahr erneuert werden. „Für die Arbeiten sind 59.000 Euro eingeplant“, informiert Wernigerodes Gartenamtschef Frank Schmidt. Lotto Sachsen-Anhalt fördert das Projekt mit 30.000 Euro. Das restlichen Kosten teilen sich Stadt und Wildpark-Förderverein. Die Arbeiten sollen im Frühjahr beginnen.

Nachdem Ende September zwei Löwen aus dem Leipziger Zoo ausgebrochen sind, wurden deutschlandweit die Sicherheitsvorkehrungen für die Haltung von Wildkatzen verschärft. „Nach dem Umbau wird unser Zaun den neuesten Sicherheitsstandards entsprechen“, sagt Wildparkchef Frank Lüddecke. „Rund 160 Meter werden ersetzt und mit einem Elektrozaun versehen.“

Seit 2001 ist Lüddecke unter anderem für die Luchse im Wildpark zuständig. Finnja und Finn sind das zweite Pärchen, das er pflegt. Seine Mitarbeiter und er tauschen das Wasser, reinigen das Gehege und füttern die Tiere. „Die Luchse bekommen Ratten, Meerschweinchen, Küken, Hasen. Es sind immer 1,5 Kilogramm Fleisch am Tag“, erklärt Lüddecke. Bis auf sonntags, da sei Fastentag. „Auch in der Natur finden sie nicht jeden Tag etwas zu fressen“, so der Wildparkchef.

Luchse gehören zu den gefährdeten Tierarten. Vor 100 Jahren galten sie als fast ausgestorben. Zuchtprogramme und Wiederauswilderungen hätten dazu geführt, dass es nun wieder Gruppen, wenn auch mit nur wenigen Tieren, fast in ganz Mitteleuropa, auch in Deutschland und dem Harz, gebe, so Lüddecke.

Eine Fortpflanzung der beiden Luchse aus dem Wildpark sei jedoch nicht vorgesehen. Der Kuder – so heißt das männliche Tier beim Eurasischen Luchs – wurde sterilisiert. „Die Tiere verlieren hier im Wildpark ihre natürliche Scheu vor den Menschen, deshalb ist es nicht möglich, sie später auszuwildern“.