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Corona-Krise Veranstaltungsverbot ab 1000 Besucher

Im Harzkreis trifft das Gesundheitsamt Vorkehrungen, um die Ausbreitung des Corona-Virus verhindern.

Von Ivonne Sielaff 10.03.2020, 21:40

Harzkreis l Das Corona-Virus ist in Sachsen-Anhalt angekommen. Bis zum Dienstagabend stieg die Zahl der infizierten Personen landesweit auf acht bekannte Fälle. Basis sind die bislang bekannten Ergebnisse von Labortests. Im Harzkreis selbst sind bislang noch keine Fälle bekannt.

Auch wenn der neuartige Erreger im Landkreis bislang nicht nachgewiesen wurde, trifft das Kreisgesundheitsamt nun Vorkehrungen. Ab sofort sind alle Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern kreisweit untersagt. Das teilte Manuel Slawig, Sprecher der Kreisverwaltung, mit. Damit schließe sich die Behörde den Empfehlungen des Bundesgesundheitsministeriums an. „Die Regelung gilt bis auf Weiteres und bezieht sich sowohl auf Veranstaltungen in Hallen als auch im Freien“, so Slawig weiter. Das Gesundheitsamt sei mit in Frage kommenden Veranstaltern in Kontakt.

Bei Veranstaltungen mit weniger als 1000 Besuchern behält sich das Gesundheitsamt die Erteilung von Auflagen vor. „Bei der Regelung handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, die helfen soll, den Ausbruch beziehungsweise die Weiterverbreitung des Corona-Virus‘ einzuschränken“, so der Sprecher.

Die Regelung betrifft beispielsweise die für den 13. bis 15. März geplante Verbrauchermesse „Haus, Bau und Energie“ in der Ilsenburger Harzlandhalle. Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) hat sich mit dem Hannoveraner Messeveranstalter Jürgen Köhne in Verbindung gesetzt. „Wenn das erste Chaos, das mit der Absage verbunden ist, abgeebbt ist, wollen wir gemeinsam nach einem Ausweichtermin suchen“, so Loeffke auf Anfrage gegenüber der Volksstimme. Die Messe mit durchschnittlich 5000 Besuchern gehört seit Jahren zu den beliebtesten Anlaufpunkten von Häuslebauern.

Auch einige kleinere Veranstaltungen wurden inzwischen gestrichen. Darunter der Vortrag „Ötzi, der Mann aus dem Eis, Der Iceman im Südtiroler Archäologiemuseum“, der für Donnerstag, 16. April, im Städtischen Museum Halberstadt angekündigt wurde. Die Referentin Dr. Angelika Fleckinger ist Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen – ganz Italien wurde von der hiesigen Regierung zur Sperrzone erklärt. Zudem sind mittlerweile die Grenzen zwischen Italien und Österreich dicht. „Wenn es die Situation erlaubt, wird für die Gemeinschaftsveranstaltung von Städtischem Museum Halberstadt, dem Halberstädter Geschichtsverein und dem Walter-Krienitz-Verein ein neuer Termin für September geplant und rechtzeitig angekündigt“, so Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt.

Der Begegnungstag der Marianne-Buggenhagen-Schule in Oehrenfeld (Darlingerode) am 18. März fällt ebenfalls aus. „Im Interesse des gesundheitlichen Wohlergehens unserer Schüler bitten wir um Verständnis“, heißt es in einer Mitteilung.

Der Internationale Klavierwettbewerb „Neue Sterne“, der vom 28. März bis zum 5. April in Wernigerode geplant ist, soll hingegen nicht abgesagt werden. So zumindest der aktuelle Stand. „Wir haben maximal 350 Besucher pro Konzert“, so Sozialdezernent Rüdiger Dorff. Man liege damit unter der 1000-Besucher-Grenze des Gesundheitsamtes. 64 Pianisten aus 24 Ländern haben sich zu dem Wettbewerb angesagt. Zwei Teilnehmer würden aus Risikoländern kommen. „Wir haben ihnen nahegelegt, auf die Teilnahme zu verzichten“, so Dorff. Die Stadt stehe in engem Kontakt zum Gesundheitsamt. Der Klavierwettbewerb selbst stehe „jederzeit“ auf dem Prüfstand. „Wir halten uns alle Optionen offen.“

In Wernigerode wurde indes ein „Krisenstab auf Abruf eingerichtet“, informiert Rathaussprecher Tobias Kascha. Das habe OB Peter Gaffert (parteilos) entschieden. „Es geht uns einfach darum, handlungsfähig zu sein, wenn es die Situation erfordert.“ Dem Krisenstab würden die Dezernenten, die Amtsleiter und Vertreter von Feuerwehr und Bauhof angehören.

Auch in der Zentralen Anlaufstelle für Asylsuchende (Zast) in Halberstadt haben die Verantwortlichen reagiert. Neuankömlinge – oftmals ohne Papiere, unklarem Herkunftsland und nicht nachvollziehbarer Reiseroute würden seit einigen Tagen zunächst abgesondert untergebracht, so Amtsärztin Dr. Heike Christiansen. Bei diesen Personen seien – neben den regulären medizinischen Eingangsuntersuchungen – neuerdings Corona-Tests obligatorisch. „Die Personen bleiben anschließend in dieser Station.“ Das Gesundheitsamt folge mit dieser Verfahrensweise Empfehlungen von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).

Allerdings dürfte dieses Verfahren letztlich auch Lücken haben – einerseits ist das Virus nach einer Infektion nicht sofort nachweisbar, sodass ein diagnostisches Fenster entsteht. Andererseits können die Personen in dieser Station nicht eingesperrt werden. Zudem gibt es oft sprachliche Barrieren, um den Betroffenen die Notwendigkeit von gesonderter Unterbringung zu verdeutlichen.

Mehr Infos und Hinweise zum „Corona-Virus“ auf der Internetseite des Landkreises Harz. Für Fragen hat die Verwaltung ein Bürgertelefon eingerichtet. Es ist täglich von 8 bis 20 Uhr unter der Rufnummer 03941/59 70 55 55 erreichbar.