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Corona-Pandemie Impfzentrum im Harz bald startklar

Das Coronavirus hält den Harz weiter im Griff. Doch die Vorbereitungen für ein Impfzentrum in Quedlinburg biegen auf die Zielgerade ein.

Von Holger Manigk 10.12.2020, 00:01

Quedlinburg l Der Hoffnungsort für den Harz ist ein leerstehender Discounter-Markt in der Quedlinburger Süderstadt. In der insgesamt 1000 Quadratmeter großen Halle mitten in einem Neubaugebiet wird das Corona-Impfzentrum des Landkreises aus dem Boden gestampft. Betriebsbereit soll das Objekt bereits am nächsten Dienstag, 15. Dezember, sein. „Wir werden wahrscheinlich das erste Impfzentrum haben, das in Sachsen-Anhalt an den Start gehen kann“, sagt Landrat Thomas Balcerowski (CDU).

Bis tatsächlich gespritzt werden kann, müssen die Verantwortlichen allerdings noch auf den Impfstoff warten. „Die erste Lieferung wird direkt an Krankenhäuser gehen, um Ärzte und Krankenschwestern zu versorgen“, erläutert Immo Kramer. Wie der Amtsleiter für Investitionen und Bauen der Kreisverwaltung berichtet, soll das Zentrum am August-Bebel-Ring in Quedlinburg die zweite Charge erhalten. Von dieser Basis aus sollen bis zu fünf mobile Impfteams in Alten- und Pflegeheime ausschwirren.

„Nach aktuellen Plänen soll Sachsen-Anhalt im ersten Schwung 225.000 Impfdosen erhalten. Da in unserem Landkreis zehn Prozent der Einwohner des Landes leben, können vermutlich zunächst 11.000 Harzer zweifach geimpft werden“, rechnet Balcerowski vor. Der Verwaltungschef geht davon aus, dass „die allgemeine Bevölkerung im zweiten Quartal 2021 im Impfzentrum empfangen wird – aber nur nach vorheriger Terminvereinbarung.“

Die Verwaltung plane zudem, Anfang nächsten Jahres die Fieberambulanzen in Wernigerode und Halberstadt aufzurüsten, um auch in den beiden größten Städten des Landkreises Zentren für Immunisierung aufzubauen. Beliefert werden sollen sie aus dem Zentrum in Quedlinburg, das als zentrale Verteilstelle fungiert.

„Denn die Voraussetzungen hier sind nahezu ideal“, sagt Kramer. „Das Objekt verfügt über ausreichend Parkplätze, liegt nur 950 Meter vom Bahnhof entfernt, ist mit dem öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen und bietet ausreichend Spielraum für Erweiterungen.“ Dazu sei zwingend notwendige Einrichtung wie Lüftung, Regalsysteme und Kühltechnik für bis zu minus 20 Grad Celsius bereits vorhanden, zählt der Amtschef für Gebäudeverwaltung weitere Vorteile auf.

„Wir haben viele Angebote erhalten und Alternativen geprüft: Doch die hatten alle einen Haken – nämlich den bis zu zehnfachen Preis für die Liegenschaft, den wir jetzt zahlen.“ Insgesamt berappe der Landkreis für den Betrieb des Impfzentrums im nächsten halben Jahr einen sechsstelligen Betrag, der aber von der Landesregierung erstattet werde.

Die Kreisverwaltung habe sich bewusst gegen einen Standort in einer Turnhalle entschieden, um Schul- und gegebenenfalls Vereinssport nicht dauerhaft einzuschränken – denn das Impfzentrum ist zunächst für ein Jahr geplant, informiert ein Sprecher des Landratsamtes. Ein Sicherheitsdienst soll Tag und Nacht das Gebäude überwachen, das zudem mit Kameras ausgestattet wird.

Doch zuvor werden in der ehemaligen Kaufhalle in Windeseile acht Impfstationen eingerichtet, deren Betreuung laut Verwaltung zwei Teams übernehmen. Damit sollen 20.000 Impfungen pro Monat möglich sein. Das Land stellt außerdem einen Gefrierschrank zur Verfügung, in dem minus 70 Grad Celsius erreicht werden. Diese Temperatur ist bislang notwendig, um das aussichtsreiche Serum von Biontech und Pfizer länger als fünf Tage zu lagern.

Wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, soll in einem Schichtsystem sieben Tage in der Woche durchgearbeitet werden. Das ärztliche Personal stellt die Kassenärztliche Vereinigung, die Kreisverwaltung organisiert in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen das medizinische Fachpersonal. Dazu, wie viele Mitarbeiter dafür bereits rekrutiert werden konnten, gab es am Dienstag noch keine Zahlen aus dem Gesundheitsamt.

Für Balcerowski ist der zügige – und „zugegebenermaßen etwas improvisierte“ – Aufbau des Impfzentrums ein „Hoffnungssignal, das wir vor Weihnachten an die Bevölkerung senden wollen“. Das Ziel des Landrats: „Wir wollen so schnell wie möglich raus aus der Pandemie – am besten noch im zweiten Quartal 2021.“

Denn noch eine Corona-Saison mit Reisebeschränkungen sowie Öffnungsverboten für Gastronomen und Hoteliers überstehe der Harz als Tourismusregion wohl kaum. Bislang habe die Pandemie die Kreisverwaltung rund 1,4 Millionen Euro gekostet. Geld, das wiederum vom Land Sachsen-Anhalt erstattet wird.