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Corona-Pandemie Kurze Wege zum Impfzentrum im Oberharz

Einwohner der Oberharz-Stadt ab einem Alter von 85 Jahren sollen in Benneckenstein gegen das Coronavirus immunisiert werden.

Von Katrin Schröder 30.01.2021, 00:01

Benneckenstein l Die Stadt Oberharz am Brocken geht beim Aufbau regionaler Impfzentren voran. Das erste Zentrum soll voraussichtlich in der Geschäftsstelle der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Benneckenstein eingerichtet werden. Die endgültige Entscheidung fällt nach einem Vor-Ort-Termin.

Die Ortsgruppe des ehrenamtlichen Hilfsdienstes bietet nicht nur ihre Räume an, sondern auch ihre Expertise: Seit Ende Dezember ist das Team um den Vorsitzenden Mathias Becker im Impfeinsatz in Pflege- und Senioreneinrichtungen der Oberharzstadt und im Kreisgebiet. Damit wolle man vermeiden, dass hochbetagte Senioren ins Impfzentrum nach Quedlinburg fahren müssen. „Das wollen wir den über 85-Jährigen nicht zumuten“, sagt Stadtbürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU). Beginnen wolle man mit der Altersgruppe 85 plus, zu der in der Oberharz-Stadt zirka 360 Personen zählen.

Die Senioren erhalten dazu ab Anfang Februar Post von der Stadtverwaltung. In dem Brief werden sie gebeten, bei Interesse im Rathaus anzurufen und einen Impftermin zu vereinbaren. Dafür werde eigens eine Hotline eingerichtet, erklärt Hauptamtsleiter Dirk Heinemann.

Dem Schreiben beigelegt werden ein Infoblatt, das über die Impfung aufklärt, sowie ein Einwilligungs- und Anamnese-Bogen, der ausgefüllt zum Termin mitgebracht werden soll. Wer keine Immunisierung wolle, brauche sich nicht zu melden. „Es besteht keine Impfpflicht“, so Heinemann.

Parallel werde die Einrichtung des Inpfzentrums vorangetrieben. Diese dürfte relativ unkompliziert vonstatten gehen, da die Voraussetzungen bei der DLRG in Benneckenstein günstig sind. In der Geschäftsstelle stehen Schulungs-, Speise- und Sanitärräume bereit, es gebe eine Küche sowie Ausrüstung, die genutzt werden könne. Benneckenstein ist Ausbildungsstützpunkt der DLRG für Erste Hilfe auf Bundesebene. Und: „Wir halten dort regelmäßig Blutspendeaktionen ab“, sagt der Vorsitzende Becker. Einziger Malus ist die Treppe, die Besucher hinaufsteigen müssen. Falls jemand Probleme habe, könne man aber Hilfe bieten, so Becker.

Die Ortsgruppe bietet zudem ihre Hilfe bei der Organisation und Abwicklung der Impftermine an. Das nötige Know-How haben die ehrenamtlichen Helfer: Seit 28. Dezember sind sie als mobiles Impfteam im Auftrag des Harzkreises unterwegs, berichtet Becker. „Das Team der DLRG ist bereits sehr erfahren bei der Impfung des Covid-Vakzins“, sagt Matthias Krause.

Der Allgemeinarzt unterhält eine Praxis in Benneckenstein. Viele Senioren, denen jetzt die Immunisierung angeboten werde, zählen zu seinen Patienten. „Gerade in der Impfgruppe der über 80-Jährigen haben viele Vor- und Begleiterkrankungen, sind mitunter pflegebedürftig. Für sie ist es günstig, wenn die Impfung gemeindenah stattfindet“, sagt der Hausarzt. Im Stadtgebiet seien die Wege kürzer – auch wenn die meisten voraussichtlich mit dem Auto und mit einer Begleitperson zum Impftermin kommen müssten. Dennoch sei es von Vorteil, wenn man nur 15 Minuten und nicht bis zu einer Stunde unterwegs sei. Wer Krankentransport oder Taxi benötige, könne dies unter bestimmten Voraussetzungen beantragen. Bettlägrige solle das Impfteam besuchen, so Dirk Heinemann.

Für die Stadtverwaltung ist die Zusammenarbeit mit der DLRG Benneckenstein ein Volltreffer. „Wir sind sehr dankbar, dass die Ortsgruppe uns angesprochen hat“, sagt der Hauptamtsleiter. Zuvor gab es Überlegungen, in der Bodfeld-Turnhalle in Elbingerode und im Kursaal in Hasselfelde Impfzentren einzurichten. Dies hätte jedoch mehr Aufwand bedeutet. „Wenn wir mehr Impfstoff bekommen, können wir die anderen Standorte ebenfalls in Betrieb nehmen“, so Heinemann.

Vorerst gebe es aber nicht genug Vakzin. Die Zuteilung, die die Stadt anteilig vom Kreis erhalte, betrage voraussichtlich nicht mehr als 100 Impfdosen alle zwei bis drei Wochen. Solange sich die Menge nicht erhöhe, lohne die Eröffnung zusätzlicher Zentren nicht, so Heinemann. Mit der ersten Lieferung könne man voraussichtlich erst im März rechnen. Man wolle aber vorbereitet sein. „Wir sind hochmotiviert. Was uns angeht, könnte es sofort losgehen“, sagt er für die Verwaltung. Das gelte auch für die Hausärzte, die man angesprochen habe: Alle hätten Hilfe angeboten.