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Coronavirus Desinfektionsmittel statt Schierker

In Blankenburg wird Desinfektionsmittel hergestellt - mit Alkohol, der sonst zu Schierker Feuerstein verarbeitet worden wäre.

Von Jens Müller 04.04.2020, 14:56

Blankenburg l Not macht erfinderisch. Gerade in unsicheren Zeiten. Und so suchte Henriette Dumeier nach einem Weg, wie sie helfen könnte, den aktuellen Mangel an Hand-Desinfektionsmitteln in Blankenburg zu beheben. Diese selbst in ihrer Apotheke herzustellen ist an sich kein Problem. Nur ist leider der Grundstoff auf herkömmliche Weise aktuell kaum zu beschaffen: reiner Alkohol. Durch persönliche Kontakte gab es aber einen Ausweg: „Wir haben Alkohol auch von namhaften Likörherstellern wie Schierker Feuerstein und Nordbrand Nordhausen beschaffen können“, so Henriette Dumeier. In ihrem Labor in der Ludwig-Rudolf-Straße hat sie mittlerweile die Desinfektionsmittel-Herstellung aufgenommen und bereits Arztpraxen, Pflegeheime, ambulante Pflegedienste, Kliniken, Bäckereien, Gaststätten und auch die Bevölkerung damit beliefert.

„Leider sind in ganz Deutschland mittlerweile kleine Sprüh- und Tropfflaschen knapp geworden“, so die Apothekerin, die in der vergangenen Woche noch eine Charge dieser kleinen Fläschchen ergattern konnte. Doch auch hierbei steckte der Teufel im Detail: „Sie wurden leider ohne Tropfeinsätze geliefert. Wir warten nun täglich auf die Nachlieferung des Materials.“ Für die Belieferung von Desinfektionsmittel an Großkunden hat sie ein Pfandsystem mit herkömmlichen Kanistern eingeführt.

Auslöser für die eigene Produktion von Desinfektionsmittel war eine Anfrage der freiwilligen Feuerwehr. „Wir haben uns an alle Partner gewandt, ob sie uns unterstützen können. Und die Kloster-Apotheke hat sofort geantwortet“, erklärte Blankenburgs Wehrleiter Alexander Beck. Immerhin stehen auch die Feuerwehren gerade vor der besonderen Herausforderung, Schutzmasken, Material und medizinisches Equipment in ausreichender Menge vorhalten zu können.

Dabei geht es nicht nur darum, die Kameraden im Einsatzfall zu schützen. Seit 14 Tagen dient beispielsweise der Versammlungsraum der Feuerwehr in der Neuen Halberstädter Straße als Führungsstab. Jeder, der das Gebäude betritt, ist aufgefordert, sich die Hände zu desinfizieren. Am kommenden Dienstag, 7. April, findet auf dem Gelände der Feuerwehr eine Blutspende statt. Da der Versammlungsraum aber dafür nicht zur Verfügung steht, wird vor dem Gerätehaus eine kleine Zeltstadt aufgebaut. „Dann kann unsere Blutspende wie geplant stattfinden, aber unter verschärften Hygienebedingungen“, so Alexander Beck.

Wie er betonte, sind mit den vor Ort beschafften Desinfektionsmitteln alle Ortsfeuerwehren und die Stadtverwaltung versorgt worden. Darüber hinaus unterstütze die Wehr auch die anstehenden Abitur-Prüfungen und -Klausuren im Gymnasium „Am Thie“.