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Demontage Nazi-Adler aus Oberharz wartet auf Besitzer

Eine Adler-Figur, die an ein Symbol der Nationalsozialisten erinnert, sorgte in Trautenstein für Aufregung. Nun wurde die Skulptur entfernt.

Von Dennis Lotzmann 07.11.2019, 00:01

Trautenstein l Am Ende ist alles ganz schnell gegangen: Nachdem der Oberharzer Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU) im Streit um den Nazi-Adler am Trautensteiner Dorfgemeinschaftshaus am Montag ein Machtwort gesprochen und die schnellstmögliche Demontage angeordnet hatte, wurde die Schnitzfigur am Dienstagnachmittag entfernt.

„Die Mitarbeiter unseres Bauhofs haben Tempo gemacht“, erklärt das Stadtoberhaupt und skizziert zugleich den weiteren Weg: „Wir haben, weil wir den oder die Eigentümer des Holzadlers nicht kennen, die Figur zunächst eingelagert und hoffen nun, dass sich die Besitzer rasch melden.“ Oder anders formuliert: Auf dass sich in Trautenstein jemand traut, sich öffentlich zur strittigen Figur zu bekennen.

Letztere hatte in den vergangenen Tagen nicht nur vor Ort für zuweilen hitzige Debatten gesorgt. Nachdem Stephanie und Holger Scharun als Anwohner an dem in Form und Blickrichtung dem Nazi-Adler sehr ähnelnden Schnitzwerk Kritik angemeldet und die Volksstimme dies öffentlich gemacht hatte, meldeten sich sowohl Kritiker als auch Fürsprecher zu Wort. Während Stephanie und Holger Scharun ebenso wie Stadtoberhaupt Fiebelkorn vor einer schleichenden und unwidersprochenen Rückkehr von Nazi-Symbolik warnten und engagiertes Handeln forderten („wehret den Anfängen“), gab es in sozialen Netzwerken und Leserreaktionen auch viel Unverständnis ob der Debatte. Warum – so der Tenor – störe man sich mittlerweile bereits an deutschem Volksgut?

Zunächst hatte auch Stadtbürgermeister Fiebelkorn die demokratischen Abläufe und Spielregeln einhalten wollen. Der Adler sei auf Betreiben von Trautensteinern und mit Zustimmung der Verwaltung am Dorfgemeinschaftshaus montiert worden. Nun, so Fiebelkorn am Montagmorgen, sollten auch die Trautensteiner Ortschaftsräte in ihrer nächsten Sitzung Ende November entscheiden, wie weiter verfahren wird. Zugleich hatte der Christdemokrat schon zu diesem Zeitpunkt seine Sicht klar skizziert und eine persönliche Initiative angekündigt: Ein in dieser Zeit höchst problematisches Symbol. „Notfalls wird es einen entsprechenden Antrag geben, sodass die Trautensteiner Farbe bekennen müssen.“

Keine zwei Stunden später zog Fiebelkorn dann mit Blick auf die Brisanz die Notbremse: „Wir sind Eigentümer der Immobilie. Ich habe in Absprache mit dem Ortsbürgermeister entschieden, dass die Figur entfernt wird – so schnell wie möglich.“ Für dieses „klare Votum“ und dessen rasche Umsetzung danken Stephanie und Holger Scharun Stadtoberhaupt Fiebelkorn.