1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Neue Blütezeit fürs Palmenhaus?

Denkmalsanierung Neue Blütezeit fürs Palmenhaus?

Der Dornröschenschlaf des Palmenhaues in Wernigerode soll bald ein Ende haben. Der Käufer will es in ein Restaurant verwandeln.

Von Sandra Reulecke 28.04.2018, 01:01

Wernigerode l Eine geschwungene Treppe führt hinauf zur Galerie des lichtdurchfluteten Raums. Helle Möbel laden zum Sitzen ein. Pflanzen, die in hängenden Gärten wachsen, weist auf die Geschichte des Gebäudes hin. Das Café und Restaurant im Palmenhaus in Wernigerode ist beliebt. Hier wollen Hochtzeitspaare feiern, Wernigeröder wie Touristen das Essen und die Aussicht genießen, während Unternehmer Geschäftskunden einladen.

Es braucht schon einiges an Vorstellungskraft, um die Visionen von Konstantin Jantschew für das markante Gebäude im Lustgarten teilen zu können. Seit Jahrzehnten steht es leer, verfällt zusehends. Doch das könnte noch in diesem Jahr ein Ende haben. Im Herbst könnte die Sanierung des denkmalgeschützten Palmenhauses starten. „Das ist eine optimistische Schätzung. Aber ich bin ungeduldig. Für meinen Geschmack läuft alles viel zu langsam“, sagt er.

Und das Bauvorhaben hat ein großes Manko: Nicht nur, weil Anwohner schon jetzt ihre Befürchtungen vor Lärmbelästigung äußern. „Das ganze Projekt steht und fällt mit den Parkplätzen“, betont der Bauunternehmer. Öffentliche Stellflächen fehlen derzeit in der Nähe des historischen Gebäudes. Um welche zu schaffen, will Jantschew eine Grünfläche unterhalb des Palmenhauses kaufen. Doch dafür benötigt er die Zustimmung der Stadt.

Ab Juni will der 37-Jährige deshalb sein Projekt in Ausschüssen und im Stadtrat vorstellen. Unterstützt wird er von Romy Schneevoigt von der Maco Vision GmbH aus Wernigerode. Sie ist für das Marketing zuständig, dafür, der Marke Palmenhaus Widererkennungswert zu verleihen. „Wir arbeiten gerade an der Präsentation, die wir in den Ausschüssen zeigen wollen. Wir wollen visualisieren, wie das Palmenhaus in Zukunft aussehen könnte.“ Dazu gehöre die Innen- und Außengestaltung ebenso wie der Weg vom Parkplatz zum Restaurant.

150 bis 200 Sitzplätze sind darin vorgesehen. Die Küche und die Sanitäranlagen sollen im Erdgeschoss Platz finden, auf der Empore könnte zudem eine Bar eingerichtet werden. „Es ist uns wichtig, an die Geschichte des Hauses zu erinnern. Es sollen viele Naturmaterialien genutzt werden und Pflanzen im Innenbereich zu finden sein“, so Romy Schneevoigt.

Sie betont, dass es sich bislang nur um Entwürfe und Gedankenspiele handele. Letztlich müsse man sehen, was in Abstimmung mit Denkmalbehörde, Architekten und Statikern wirklich umsetzbar ist.

Von der Realisierung des Projekts könne die Stadt und die Region profitieren, so die Marketing-Expertin. „Es werden Arbeitsplätze geschaffen und Aufträge an Firmen vergeben.“ Nicht nur davon sollen die Ausschussmitglieder überzeugt werden. Jantschew wolle die Gelegenheit nutzen, sich selbst vorzustellen. „Er möchte nicht länger als bulgarischer Investor gesehen werden, sondern als Teil der Region“, betont Schneevoigt.

Aufgewachsen ist der gebürtige Bulgare in Halberstadt. Derzeit lebt er in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, reist für Geschäfte häufig in die alte Heimat. 2014 sorgte Jantschew in Halberstadt für Schlagzeilen, als er das Spiegelsbergen-Gut in Halberstadt für Pferdezüchter aus Bulgarien kaufte. Er distanzierte sich später von dem Projekt, als das Gut von den neuen Besitzern „nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht“ wurde, wie er sagt. Mit dem Palmenhaus solle so etwas auf keinen Fall geschehen.

Der Vorbesitzer setzt Vertrauen in den Käufer. Zehn Jahre lang gehörte das Gebäude der Palmenhaus Wernigerode GmbH. „Wir hätten gerne ein Konzept für Eigentumswohnungen umgesetzt, aber das war aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich“, informierte Joachim Harsing im Namen der GmbH im vergangenen Jahr. Aus seiner Sicht sei der Käufer eine „langfristig sichere Bank“, was künftige Investitionen angehe. Deshalb habe er auch an Jantschew verkauft und nicht an den anderen Interessenten Martin Mund.

Dieser hatte im Sommer 2015 vor dem Palmenhaus ein Café in umgebauten Hafen-Containern eröffnet, welches schnell zum beliebten Treffpunkt wurde. Ob er mit seinem Café an einem anderen Standort einen neuen Versuch starten werde, wisse er selbst noch nicht, sagt Mund auf Volksstimme-Nachfrage.