Chorprojekt mündet in zwei Konzerten auf der Huysburg und der Wernigeröder Stiftskirche St. Sylvestri Deutsche und Israelis feiern gemeinsam das Lichterfest
Halberstadt l In dem Programm der Moses Mendelssohn Akademie in Halberstadt haben diese Tage einen besonderen Stellenwert. Ein israelischer und ein deutscher Kinderchor verbringen Zeit miteinander. Das Begegnungsprojekt "Wir singen ein gemeinsames Lied" spannt eine Brücke zwischen den Mitgliedern des Kinderchors des Ankor Choir von der Jerusalem Academy Conservatory of Music and Dance und des Kinderchors des Landesgymnasiums für Musik Wernigerode.
Nach ersten Proben am Vormittag und einem Rundgang am Nachmittag durch das jüdische Halberstadt mit Akademiedirektorin Jutta Dick feierten die jungen Sängerinnen und Sänger in der Klaus-Synagoge das Chanukka-Fest, genauer gesagt, den letzten Tag des Lichterfestes.
Chanukka - auf deutsch Einweihung - ist ein acht Tage dauerndes, jährlich gefeiertes jüdisches Fest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr. Die Chanukkia war ein Tempelleuchter, der niemals erlöschen sollte. Nach der Überlieferung war nur noch ein Krug geweihtes Öl vorzufinden, das für einen Tag brennen würde. Durch ein Wunder brannte es aber acht Tage lang, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. Daran erinnern die acht Lichter des Chanukka-Leuchters. Jeden Tag wird ein Licht mehr angezündet, bis am Ende alle acht brennen. So wie es der Brauch vorsieht, entzündete in der Klaus-Synagoge Uri Faber nach Einbruch der Dunkelheit die Kerzen und sprach die Segenssprüche beim Anzünden der Lichter.
Im Anschluss wurden gemeinsam Chanukka-Lieder, so "Maos Zur" und "Hawa Narima" nach der Melodie von Georg Friedrich Händel für sein Oratorium "Judas Maccabäus" gesungen, das die Chanukka - Geschichte zum Inhalt hat. In Deutschland singt man dazu den Text "Tochter Zion freue dich".
Zu Chanukka gehören aber auch das Spiel mit dem Dreidel, einem Kreisel, sowie Pfannkuchen. Da sie in Öl ausgebacken werden, sollen sie an die wundersame Ölvermehrung im Tempel erinnern. Und an all das wurde in der Klaus-Synagoge gedacht und Erwachsene wie Kinder genossen sichtlich diese besondere Atmosphäre, zu der die Mitarbeiter der Akademie und die Mitglieder des Vereins zur Bewahrung des jüdischen Erbes in Halberstadt und Umgebung, wie Ute Gabriel und Bärbel Herre, wesentlich beigetragen hatten. Auch Andreas Henke, Oberbürgermeister (Linke), und Mitglied des Kuratoriums der Moses-Mendelssohn-Akademie, ließ es sich nicht nehmen, die Gäste in Halberstadt willkommen zu heißen. Er sprach die Hoffnung aus, die Israelis noch öfter begrüßen zu können.
Ihm zu Ehren und nicht minder zur Freude aller Anwesenden sang der israelische Kinderchor "Yerushalayim Shel Zahav" ("Jerusalem of Gold") mit einer als Solistin beeindruckenden Chen.
Beide Chöre haben im kulturellen Leben ihrer Länder als auch in der Wahrnehmung durch die Politik eine sehr hohe Relevanz. Für ihre Konzerte erarbeiten sie ein Programm in unterschiedlichen Besetzungen. So singen die Wernige-röder Sieben- und Achtklässler im ersten, die israelischen Gäste im zweiten Konzertblock allein, während der Abschluss-Chor gemeinsam erarbeitet und gesungen wird.
Unter Leitung von Rainer Fiala und Dafna Ben-Yochanan geben die Chöre am Sonntag, 8. Dezember, um 15.30 Uhr im Kaisersaal des Klosters Huysburg bei Halberstadt und einen Tag später um 16 Uhr in der Wernigeröder Stiftskirche St. Sylvestri gemeinsame Konzerte.