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Deutschland-Tour Rätselraten rund um Radrennen

Welchen Verlauf bekommt die erste Etappe der Deutschland-Tour? Diese Frage stellt sich, nachdem Wernigerode abgesagt hat.

Von Dennis Lotzmann 02.04.2019, 01:01

Wernigerode/Halberstadt l Konkreten Fakten? Fehlanzeige: So lässt sich das Resultat der Pressekonferenz der Gesellschaft zur Förderung des Radsports mbH (GFR) am gestrigen Montag zusammenfassen. In Frankfurt/Main informierten GFR-Repräsentanten über Details der diesjährigen professionellen Deutschland-Rundfahrt der Radsportler, die vom 29. August bis 1. September vom niedersächsischen Hannover bis in die thüringische Landeshauptstadt Erfurt führen soll. Eine Kernfrage, die sich seit Donnerstag vergangener Woche stellt, blieb dabei außen vor und im Nebel. Die nach dem Zielort der ersten Etappe.
Bislang hatten die GFR-Verantwortlichen dafür Wernigerode im Blick. Bis zum großen Paukenschlag am Donnerstagabend im Stadtrat: Nachdem es seit Mitte Februar Kontakte zwischen GFR und der Spitze im Rathaus gegeben hatte, erteilten die Stadträte den Plänen mit 26 zu zehn Stimmen eine klare Abfuhr. Trotz Zusagen von Landesmitteln wegen der Gesamtkosten von rund 100.000 Euro. Zudem stieß man sich an der Örtlichkeit für den Zieleinlauf. Die GFR wollte dafür unbedingt die Ilsenburger Straße, die Stadt orientierte auf die Feldstraße.
Die GFR-Verantwortlichen dürfte die Abfuhr eiskalt erwischt haben. Nach Informationen der Volksstimme sollen sie noch am Freitag fieberhaft versucht haben, irgendwo im sachsen-anhaltischen Teil des Harzes einen alternativen Zielort zu finden. Offenbar erfolglos. Folglich blieben sie in ihrer gestrigen Pressekonferenz mit Blick auf den Zielort der ersten Etappe nebulös. Lediglich von „Region Harz/Sachsen-Anhalt“ war die Rede. Wie ein Teilnehmer der Pressekonferenz berichtet, sei das heikle Thema mit Blick auf die übrigen Etappen umschifft worden. Da die anwesenden Journalisten von der jüngsten Abfuhr in Wernigerode keine Kenntnis hatten, habe es auch keine Nachfragen gegeben.
Die blieben auch im Nachgang unbeantwortet. Ein GFR-Vertreter meldete sich nach mehrfachen telefonischen Versuchen der Volksstimme zwar zurück, wollte sich jedoch zu Detailfragen nicht äußern und verwies auf die offizielle Pressemitteilung zur Tour. Darin heißt es: Die erste Etappe führe von Hannover in die Harz-Region in Sachsen-Anhalt, „wo das Etappenziel in einer gemeinsamen Aktion mit dem Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt von den Fans bestimmt wird“.
Eine Ankündigung, die wiederum im Innenministerium mindestens für Irritationen sorgt: Man sei an einer per Pressemitteilung des Veranstalters der Deutschland-Tour am Montag angekündigten Fan-Aktion zur Auswahl eines Etappenortes nicht beteiligt, stellte ein Ministeriumssprecher klar. Es handele sich um eine privat organisierte Veranstaltung und obliege ausschließlich dem Veranstalter mit weiteren als Etappenorte infrage kommenden Gemeinden und Kommunen im Harz ins Gespräch zu kommen.
Mit Blick auf die regionale Festlegung Sachsen-Anhalt und das Bestreben, den Fernsehsendern ansprechende Bilder vom Zieleinlauf in einer Stadt zu bieten, dürfte die Auswahl nach Wernigerodes Absage nicht sonderlich groß sein: Halberstadt und Quedlinburg sowie Ilsenburg und Blankenburg böten sich an. Offizielle Anfragen der GFR werden allerorten jedoch vereint.
Ilsenburg sieht sich nach Angaben von Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) personell außerstande, eine solche Veranstaltung zu stemmen. In Blankenburg würde man sich mit der Materie beschäftigen, wenn es eine konkrete Anfrage gäbe, so Sprecher Bennet Dörge. In Quedlinburg sieht man nach Angaben von Stadtsprecherin Sabine Bahß zeitliche Überschneidungen mit der Großveranstaltung „Hölle von Q“. Und Halberstadt? „Wir haben von der Absage Wernigerodes gehört und wären natürlich gesprächsbereit“, betont der zweite Vize-Oberbürgermeister Timo Günther. Allerdings stellten sich nicht zuletzt mit Blick auf die Kosten und das Etatdefizit der Kreisstadt viele Fragen.
Zwar hatte das Land Wernigerode bei den Kosten Unterstützung zugesagt – ob dies nach den Dissonanzen mit der GFR nun auch noch für andere Kommunen gelten würde, ist freilich unklar.
Derweil wollen die GFR-Verantwortlichen nun wohl die Fans entscheiden lassen. Man wolle in Kürze konkrete Städte vorschlagen und dann abstimmen lassen, hieß es. Was Fragen über Fragen aufwirft: Nachdem die Wernigeröder wegen der Kosten, der Örtlichkeiten und letztlich auch diverser Fragen rund um die Sicherheit als Etappenziel abwinkten, sollen nun mal eben Fans über eine Entscheidung dieser Tragweite fassen. Das sorgt – egal, wohin man im Harzkreis schaut – allerorten für Kopfschütteln.